Eigentlich gibt es Grund zur Freude, denn in wenigen Wochen soll das neue Clubheim des Hegauer FV in Welschingen fertiggestellt sein. Gleichzeitig sorgt das Fußball-Großprojekt für Kopfzerbrechen. Grund sind die deutlich gestiegenen Kosten für das Vereinsprojekt. Der Hegauer FV hat weitere Zuschüsse sowie eine Darlehenserhöhung bei der Stadt Engen beantragt.
Auf dem Welschinger Vereinsgelände, das der Stadt Engen gehört, wurde in einem ersten Projektabschnitt das neue Clubheim des Hegauer FV gebaut. Die Kosten dafür sind seit der Kostenkalkulation im Jahr 2020 um rund 136.000 Euro gestiegen und betragen nun 1,7 Millionen Euro.
Zweiter Bauabschnitt wird noch einmal deutlich teurer
Der zweite Projektabschnitt sieht den Bau zweier Rasenplätze sowie Befestigungen vor. Die Kosten hierfür belaufen sich laut des Architekten auf 2,5 Millionen Euro. Das sind etwa 900.000 Euro mehr als eine Kostenschätzung des Bauamts 2019 ergeben hatte. Die enorme Kostensteigerung, so Stadtbaumeister Matthias Distler, sei im Wesentlichen auf eine geänderte Planung zurückzuführen.
Im Raum stehen Vorleistungen der Stadt Engen von grob vier Millionen Euro. Diese würden Zuschüsse von 2,7 Millionen beinhalten sowie ein zinsloses Darlehen von 350.000 Euro und Darlehensvorschüsse. Ein Teil der Zuschüsse soll aus dem Verkauf der Kunstrasenplätze am Stadion finanziert werden, so Hauptamtsleiter Jochen Hock.
Was die Gemeinderäte dazu sagen
Die Kostenentwicklung diskutierten auch die Gemeinderäte. Für Tim Strobel (SPD) ist das „eine nicht ganz einfache Situation“. Er sieht einen Willen zum Entgegenkommen des Vereins und möchte das Projekt nicht zurückdrehen. Es müsse diskutiert werden, was es braucht und was nicht.
Zurückdrehen möchte auch UWV-Sprecher Gerhard Steiner das Projekt nicht. „Wir sollten nicht bremsen, sondern eine vernünftige Lösung finde“, so sein Credo. Christian Arnold (CDU) kritisierte den aus seiner Sicht zu kleinen Anteil an Eigenleistungen durch den Verein.
CDU-Sprecher Jürgen Waldschütz gab zu verstehen: „Wir müssen dem Hegauer FV eine Botschaft geben.“ Die CDU sieht es als wichtig an, dass die Eigenleistungen des Vereins erhöht werden. Es brauche zudem ein Einsparungskonzept und eine Darlehenserhöhung seitens des Vereins.
Was der Finanzverantwortliche des Vereins dazu sagt
Werner Zepf, Finanzverantwortlicher beim Hegauer FV, verfolgte die Diskussion im Gemeinderat. Gegenüber dem SÜDKURIER erläutert er die Sachlage aus Vereinssicht. Es habe bezüglich der Spielfelder bei der Planung ein Verständnisproblem gegeben, so Zepf.
Der Norm-Fußballplatz, den der südbadische Fußballverband vorsieht, habe eine Spielfläche von 100 auf 60 Meter. Hinzu kämen noch vorgeschriebene Auslaufflächen, die aber nicht von der Stadt eingerechnet worden seien. Der aktuelle Platz werde gedreht und es müsse in den dortigen Hang hineingebaut werden.
Neue Idee
„Da muss eine Stützmauer von zwei Mal zwei Metern terrassiert hin“, erläutert Zepf. Erst durch diese notwendige Maßnahme sei die Idee entstanden, aus dem zu terrassierenden Bereich eine Tribüne für Zuschauer zu machen. „Das wäre eine runde Sache.“
Eigentlich hätte neben diesem Platz ein weiteres Spielfeld mit 90 Metern Länge entstehen sollen. Eine Gasleitung, die nicht verlegt werden kann, mache diese Planung, die für deutlich höhere Kosten gesorgt hätte, aber unmöglich. Als Alternative habe sich der Verein ein Spielfeld mit 80 Metern Länge überlegt, das bis zur D-Jugend bei Spielen und sonst zum Training genutzt werden kann.
Was bisher nicht ganz rund gelaufen ist
Der Vorwurf zu geringer Eigenleistung des Vereins trifft Werner Zepf: „Das ist ein Darstellungsproblem. Da muss ich mir an die eigene Nase fassen.“ Insbesondere aus Gewährleistungsgründen und Haftungsfragen könnten nicht viele Arbeiten selbst übernommen werden. Der Architekt habe dem Verein empfohlen, Spendenaufrufe zu starten, um Geld für das Projekt zu sammeln.
Das habe der Verein gemacht und deshalb gebe es auch große Spendensummen. „Es ist blöd, dass wir Eigenarbeiten und Spenden nicht zusammen aufgeführt haben“, ist Zepf im Nachhinein klar. Er macht deutlich, wie komplex ein solches Bauprojekt ist und dass sich im Laufe dessen immer wieder Änderungen ergeben. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, der Verein hätte Zwischenberichte an die Stadt gegeben, so seine Überzeugung.
Gespräche zwischen Stadt und Verein finden schon statt
Aktuell führen Stadt und Verein Gespräche über mögliche Einsparpotentiale. Zuletzt ermittelte das Stadtbauamt durch Planungsänderungen Einsparmöglichkeiten von etwa 270.000 Euro. Der Stadtbaumeister warnte aber, dass die Reduzierungen durch die aktuellen Kostensteigerungen schon wieder komplett aufgesaugt werden könnten.
Die Zeit drängt, denn der zweite Bauabschnitt soll demnächst begonnen werden. Der Gemeinderat stimmte zuletzt einem Zwischendarlehen über 195.000 Euro für die Zuschüsse vom Badischen Sportbund zu. Die Stadt muss die Zulässigkeit weiterer Zuschüsse rechtlich prüfen lassen, gab Kämmerin Katja Muscheler zu verstehen. Das Projekt soll in einer der nächsten Gemeinderatssitzung erneut zur Diskussion stehen.