Einige Musikvereine im Hegau stehen in diesen Tagen vor einer schwierigen Entscheidung: Soll man in einer Zeit, in der die Zahl der Corona-Fälle wieder rasant steigt und die Alarmstufe gilt, Konzerte spielen? Kommt man mit den Verantwortlichen ins Gespräch, zeigt sich, dass sich niemand diese Entscheidung leicht macht.
In Engen findet der Auftritt statt
„Wir wussten ja, dass in dieser Woche die Alarmstufe kommt, und haben mit allen Musikern gesprochen – und sie wollen das Jahreskonzert am Samstag machen“, erklärt Susanne Post, Vorsitzende der Stadtmusik Engen, die im vergangenen Jahr ihr 200. Jubiläum hatte. „Alle Musiker sind geimpft und wollen zusätzlich am Freitag und am Samstag einen Schnelltest zu Hause machen“, berichtet sie. Der Musikverein mache alles, was möglich sei, um die Musiker und die Besucher zu schützen. Die Besucher dürfen nur mit 2G ins Konzert, die Stadthalle ist mit Abstand bestuhlt, außerdem wurden Wegmarkierungen angebracht und die Notenpulte werden in der Pause zwischen Jugendkapelle und Stadtkapelle desinfiziert.

„Es werden mit Sicherheit weniger Besucher kommen und wir wissen nicht, ob wir unsere Kosten decken können, aber wir machen das in erster Linie für unsere Musiker“, sagt die Vorsitzende. Im September hatte das Orchester nach der Sommerpause wieder angefangen zu proben. Die Motivation sei sehr groß gewesen und die Musiker freuten sich riesig darauf, nach zwei Jahren wieder auftreten zu können. „Wenn wir es jetzt nicht machen, wann dann?“, fragt Post. Auch die Planungen für den Weihnachtsmarkt seien schon in vollem Gange und die Waren für den Verkauf bestellt. Wenn abgesagt würde, dann sollte das möglichst frühzeitig geschehen, und dann müssten auch alle Veranstaltungen ausfallen, sonst sei das unfair. An dem Abend soll auch Sabine Lang die Landesehrennadel bekommen, heißt es in der Einladung der Stadt. Sie hat sich bei der Stadtmusik über Jahrzehnte stark engagiert.
Auch in Steißlingen gibt es Live-Musik
Auch der Musikverein Steißlingen will sein lange geplantes Herbstkonzert am Samstag, 20. November, spielen. Beim Hygienekonzept gehe man sehr vorsichtig vor, sagt der Vorsitzende Roland Zimmermann. Es gebe Einbahnwege, keine Pause und keine Bewirtung, die Stühle hätten großen Abstand und nach dem Konzert würden die Besucher durch die großen Notausgänge nach draußen gehen.
Die Entscheidung, das Konzert zu spielen, sei allerdings erst recht kurzfristig gefallen, am vergangenen Dienstag. Die Musiker würden alle einen Schnelltest machen, sagt Zimmermann. Und das Hygienekonzept sei eng mit der Gemeinde abgestimmt, von der große Unterstützung gekommen sei. Die Menschen im Ort, mit denen er gesprochen habe, würden sich schon sehr auf das Konzert freuen: „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, dass das eine saubere Sache wird.“ Und es stehen einige Ehrungen an, unter anderem für 50, 40 und 30 Jahre aktives Musizieren. Dirigent Michael Forster soll die Landesehrennadel bekommen.
Blasorchester der Stadt Singen entscheidet noch
Das Blasorchester der Stadt Singen plant am 18. Dezember ein Festkonzert in der Stadthalle. Die internen Beratungen, ob das Konzert stattfinden soll, seien noch im Gange und das Ergebnis offen, berichtet der Vorsitzende Andreas Krieg. Die Entscheidung, ob es stattfinden soll, werde voraussichtlich am Wochenende fallen.
Musikverein Rielasingen-Arlen sagt ab
Diese Entscheidung ist beim Musikverein Rielasingen-Arlen schon gefallen: Das Jahreskonzert am 4. Dezember in der Talwiesenhalle wird nicht stattfinden. „Eigentlich hatten wir das Konzert als 2G-Veranstaltung geplant, aufgrund der aktuellen Lage hat der gesamte Verein jetzt aber beschlossen, das Konzert nicht durchzuführen“, schreibt der Vorsitzende Marc Busshart. Um wirklich eine sichere Veranstaltung zu gewährleisten, sei aus ihrer Sicht ein 2Gplus-Konzept notwendig gewesen. „Das können wir als Verein organisatorisch nicht leisten. Wir planen jetzt für das Frühjahr“, so Busshart.