Die Hegauer Sportvereine trotzen Corona. Sie stellen sich den gewaltigen Herausforderungen, die teilweise auch für Frust sorgen. Turnende Mädchen trainieren bis zu sechs Stunden pro Woche, können aber anderthalb Jahre nicht öffentlich auftreten, weil der Verband alle Wettkämpfe abgesagt hat. Ein dickes Fragezeichen steht nach der neusten Corona-Entwicklung über andere sportliche Veranstaltungen, wie Jahresabschlussturnen. Während einige Sportvereine durch Corona über einen Mitgliederschwund klagen, vor allem beim Nachwuchs, gibt es beim Turnverein Engen sogar Zuwächse. Er hält vielfältige Angebote in einem breiten Spektrum für alle Personen- und Altersgruppen bereit. Die Zahl der Mitglieder steigt um gut 50 auf etwa 1340.

„Diese Entwicklung in der schwierigen Corona-Zeit freut uns sehr und gibt einen kräftigen Motivationsschub“, erklärt Vereinschefin Marita Kamenzin. „Wir haben in der Zeit, als keine Übungseinheiten mit Präsenz ausgeführt werden durften, viel Online-Training angeboten. Das haben unsere Leute sehr gut und dankbar angenommen, was auch sicherlich für eine steigende Schubkraft sorgte“, sagt Marita Kamenzin. Durch die vielen Zugänge hat sich die Warteliste beim Turnverein Engen noch weiter verlängert. „Unser Verein kann ohnehin nur Engener aufnehmen. Viele Interessenten aus dem Umland würden aber auch gerne zu uns stoßen.“
Turnerinnen können nur üben
„Viele Abteilungen, wie die Leichtathleten, konnten nicht nur ihre Übungseinheiten ausführen, sondern auch an den Wettkämpfen teilnehmen. Für sie ist die Saison beendet. Andere hat es dagegen hart getroffen“, zeigt sie auf. Konkret seien die Turnerinnen betroffen. Im Alter von fünf bis 20 Jahren trainieren sie beim Turnverein Engen vier bis sechs Stunden pro Woche. Der Verband hat es ihnen aber nicht ermöglicht, das Erlernte an Wettkämpfen zu zeigen, da solche in unteren Ligen allesamt abgesagt worden seien. Dies als Konsequenz, weil der Trainer eines Vereins mit Corona infiziert worden sei und dies unwissentlich an Aktive weitergetragen habe, wie Marita Kamenzin berichtet. „Nur üben, ohne an Wettkämpfen teilzunehmen, war für alle Turnmädels sehr frustrierend“, beschreibt die Vereinsvorsitzende.

Zwei ungeimpfte Übungsleiter können ihre Tätigkeit nach der Corona-Verordnung nicht mehr ausüben. „Wir haben Ersatz gefunden“, sagt Marita Kamenzin. Ansonsten seien fast alle aktiven Mitglieder des Turnvereins Engen geimpft. Ob allerdings das Jahresabschlussturnen stattfinden könne, stehe noch nicht fest. Der Aufwand in Sachen Sicherheits- und Schutzvorkehrungen sei immens. Fraglich sei aber auch, ob es genügend Teilnehmer angesichts der angespannten Corona-Lage gebe. „Wir hoffen, dass wir 2022 unser 175-jähriges Bestehen feiern können. Wir sind schon mit den Vorbereitungen sehr weit. Es sollen ein Festwochenende im Juni und über das ganze Jahr verteilt mehrere Veranstaltungen stattfinden“, verrät die Vereinsvorsitzende.

Beim Stadtturnverein Singen sorgte die lange Corona-Pause dafür, dass auch die Kindersportschule nicht stattfinden konnte. „Deshalb haben wir in diesem Bereich etliche Mitglieder im Nachwuchsbereich verloren“, schildert Hans-Peter Storz, der Vorsitzende des Stadtturnvereins, der etwa 2500 Mitglieder aufweist. Bei den Teams, wie bei den Leichtathleten und Turnern, sei der Mitgliederstand stabil. Die Mannschaften konnten auch größtenteils bei den Wettbewerben antreten. Probleme mit Übungsleitern habe es nicht gegeben, so Storz. „Soweit ich weiß, sind alle getestet. Einen großen Bereich nehmen beim Verein die Fitness- und Gymnastikangebote für alle Personengruppen und Altersklassen ein“, sagt er. Das Aushängeschild des Stadtturnvereins sind die Turner, die in der Bundesliga an den Start gehen. Zum Kampf um den Klassenerhalt geht es am Samstag, 20. November, um 18 Uhr in der Münchriedhalle gegen den SC Cottubs.
Ältere Mitglieder trainieren nicht mehr
Der Turnverein Rielasingen meldet leichte Verluste von Mitgliedern. „Es handelt sich dabei um über 80-Jährige, die wie wohl früher oder später ohnehin nicht mehr gekommen wären. Aber auch Jüngere, die nicht geimpft sind, haben die Corona-Verordnungen ausgebremst“, erklärt Vereinsvorsitzende Marianne Heimberg. Zuwächse gebe es dagegen beim Fitnesstraining für Personen, die über 60 Jahre alt sind. Die Mitgliederzahl des Turnvereins Rielasingen bewegt sich um die 1100. Ein Jahresabschlussturnen sei nicht geplant. „Das Besucher-Interesse hat in den vergangenen Jahr stark nachgelassen, so dass wir auf diese Veranstaltung auch ohne Corona verzichtet hätte“, sagt sie.
„Wir hoffen aber, dass wir im nächsten Jahr das sommerliche Turnfest veranstalten können, nachdem es 2021 wegen Corona ausfallen müssten. Die Umsetzung der Corona-Verordnungen mit den aufwändigen Schutz- und Hygienemaßnahmen sorge für eine große Belastung der verantwortlichen Personen. Wichtig sei dem größten Verein von Rielasingen-Worblingen neben den sportlichen Angeboten auch der soziale Aspekt, wie die Kommunikation untereinander. Dies komme durch die Einschränkungen etwas zu kurz.