Fünf Jahrzehnte lang war der heute in Detmold am Teutoburger Wald lebende Dieter Grethler vom FC Wehr eine feste Größe bei der Schiedsrichter-Vereinigung Hochrhein. In seiner Heimatstadt wurde der 73-Jährige, der seit 1997 die Unparteiischen für die Spiele eingeteilt hat, mit der Ehrenmitgliedschaft aus der Schiri-Gilde verabschiedet.

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Dieter Grethler, schmerzt Ihr rechter Arm vom vielen Hände schütteln?

Grethler: Nein, im Gegenteil. Es war mir eine Freude, wie viele Wegbegleiter in Wehr dabei waren und mir beste Wünsche mit auf den Weg gegeben haben. Der Abend war für mich phasenweise sehr emotional und überwältigend.

Geflügelter Begriff: Die Schiedsrchter im Bezirk Hochrhein wurden bei der Hauptversammlung in Wehr ein letztes Mal „gegrethlert“.
Geflügelter Begriff: Die Schiedsrchter im Bezirk Hochrhein wurden bei der Hauptversammlung in Wehr ein letztes Mal „gegrethlert“. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Wie nah war Hafes Gerspacher beim Sketch über den Spiel-Einteiler dran?

Grethler: Es war köstlich – ich habe mich sehr amüsiert. Die Szene war tatsächlich wirklich nah dran an der Realität.

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Was war denn die kurioseste Spiel-Rückgabe in den 28 Jahren?

Grethler: So wild war es nicht. Unvergessen bleibt ein ehemaliger Schiedsrichter, der mich früh um halb fünf aus dem Bett klingelte und mitteilte, dass er um halb elf nicht pfeifen kann. Er sei in eine Schlägerei geraten und müsse erstmal ins Krankenhaus. Am Ende war es nicht so wild, denn eine Stunde vor dem Spiel meldete er sich erneut und sagte, er würde jetzt doch zum Spiel gehen.

Tatsächlich?

Grethler: Ich hatte das Spiel zwischenzeitlich neu besetzt. Denn, wie es Hafes im Sketch beschrieb, hat der Einteiler stets noch einen Trumpf in der Hand.

Sketch aus dem Leben eines Einteilers: Hafes Gerspacher persiflierte die akribische Arbeit von Dieter Grethler als Spiel-Einteiler in ...
Sketch aus dem Leben eines Einteilers: Hafes Gerspacher persiflierte die akribische Arbeit von Dieter Grethler als Spiel-Einteiler in den vergangenen 28 Jahren. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Sie schweifen ab. Zum Skat, ihre zweite Leidenschaft – auch als Schiedsrichter. Treten Sie am Kartentisch auch kürzer?

Grethler: Ich bin in Detmold mittlerweile ebenfalls in einem Skatclub aktiv. Aber weiterhin auch beim SC 77 in Wehr und beim Skatclub in Müllheim. Mein Schriftführer-Amt beim Landesverband habe ich schon abgegeben.

Langeweile kommt bei Ihnen nicht auf?

Grethler: Auf keinen Fall. Aber ich kann meine Freizeit flexibler gestalten und muss nicht, wie bisher, gerade am Wochenende permanent erreichbar sein.

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Vor vier Jahren haben Sie Wehr verlassen. Reißt der Kontakt nun komplett ab?

Grethler: Sicher nicht. Ich bin weiter Ansprechpartner für die älteren Schiedsrichter. Ich habe durch den Fußball viele Freundschaften geschlossen, die ich auch aus der Ferne pflegen möchte. In der Tat wurde der persönliche Kontakt zu den Kameraden durch die Spieleinteilung per Internet deutlich weniger.

Erinnerungen: Dieter Grethler bekam eine tolle Collage, die ihn auch im Schiedsrichter-Ruhestand an seine Kameraden erinnert.
Erinnerungen: Dieter Grethler bekam eine tolle Collage, die ihn auch im Schiedsrichter-Ruhestand an seine Kameraden erinnert. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Was geben Sie den Unparteiischen und den Vereinen mit auf den Weg?

Grethler: Da ich froh bin, meine Nachfolge bei Marco Brendle in besten Händen zu wissen, wünsche ich ihm, dass die Schiedsrichter die „Freistellungen“ weitsichtiger planen. Die Vereine rufe ich leidenschaftlich auf, für neue Unparteiische zu sorgen. Soll keiner glauben, dass wir genügend Schiris haben, nur weil es Kameraden gibt, die am Wochenende zwei oder drei Spiele leiten.

Fragen: Matthias Scheibengruber