Waldbaden, in Japan seit Langem bekannt und als Therapie angewandt, ist auch bei uns zu einem Begriff geworden und wird zunehmend praktiziert. Waldbaden bedeutet, einzutauchen in das Geschenk des Waldes, die Sinne zu öffnen, sich auf die Umgebung zu konzentrieren, ohne Ziel treiben zu lassen, zu genießen und zu entspannen. Die Bäume und die Atmosphäre haben eine positive Wirkung auf die Menschen. Ganz wichtig beim Waldbaden ist aber die Achtsamkeit auf sich selbst und die Natur. Eine Frage stellt sich beim Spaziergang, allein oder mit der Familie und Freunden. Ist unser Wald noch in Ordnung? Wie hat er die letzten Jahre mit langen Zeiten der Hitze und Dürreperioden ohne Regen überlebt?

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Die etwas beruhigende Antwort darauf von Revierleiter Werner Hornstein, er ist für den Wald in Aach, Mühlhausen-Ehingen und Hilzingen zuständig, vorab: „Ja, wir haben gerade noch Glück gehabt. Es ist dieses Jahr genügend Regen, lokal und rechtzeitig, auf unserem Gebiet gefallen. Der Wald hat sich erholt. Leider haben nicht alle Reviere im Landkreis dieses Glück gehabt“, so der Förster. Trotzdem unbeschadet sei auch unser Wald nicht geblieben, ergänzt er. „Wenn Sie achtsam durch den Wald gehen, sind die Schäden auch nicht zu übersehen.“

Kontinuierliche Schwächung

„Dürre und lang anhaltende Hitze ohne Regen sind nicht nur ein einmaliges Phänomen, sondern in den vergangenen Jahren, seit 2018, ein immer wiederkehrendes Ereignis und somit eine kontinuierliche Schwächung aller Baumarten“, erinnert Werner Hornstein. „Eine Schwächung unserer heimischen Baumarten, der Buche als Beispiel, ebenso wie der künstlich eingebrachten, wie Kiefer und Lärche“, ergänzt er.

Die Schäden der Dürre und fehlenden Niederschläge zeigen sich an der Krone der Buche, sie werden dürr, der Baum stirbt innerlich ab.
Die Schäden der Dürre und fehlenden Niederschläge zeigen sich an der Krone der Buche, sie werden dürr, der Baum stirbt innerlich ab. | Bild: Jürgen Waschkowitz

Schwächung heiße, viele Bäume, oft sogar über 100 Jahre alt, seien anfällig und widerstandslos für Krankheiten aller Art, vom Pilzbefall bis zum Borkenkäfer. Für Einzelbäume als Individuum sei das oftmals nicht so tragisch und für den Wald kein Problem. Sie hätten weitere Bedeutung als Totholz und Nahrung oder Wohnung für unsere heimische Tierwelt im Wald, erklärt der Revierförster. Bedenklich werde es aber, wenn ganze Flächen mit Buchenbewuchs leiden und letztlich absterben.

Es gab zu wenig Regen

„Der Hauptgrund dafür ist der fehlende Niederschlag“, so Werner Hornstein. „Denn nur wenn es lange und in ausreichender Menge regnet, erreicht das Wasser das Wurzelwerk und damit die Pflanze. Kurze Regenschauer verdunsten oft schon auf der Oberfläche und erreichen nicht mal die obere Humusschicht“, erklärt der Förster. Dieses Fehlen von Niederschlägen habe in den vergangenen vier Jahre zugenommen und wirke sich im Wald aus. Sichtbar zeige sich das dann an den Blättern der jungen nachwachsenden Bäumchen, die Blätter trocknen von den Rändern her ab und werden früh abgeworfen. Die Wipfel von alten Buchen verdorren, der Baum verfault dann innerhalb der nächsten Jahre innerlich.

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Die Waldeigentümer und Förster hätten das zur Kenntnis genommen und vermehrt umgestellt, weniger Nadelhölzer nachgepflanzt, mehr auf heimisches Laubholz, wie Buchen sowie versuchsweise auf mediterrane Baumarten gesetzt. Diese halten mehr Hitze und Dürre aus. „Damit wird der Wald vielfältiger, natürlicher und stabiler“, ist der Förster überzeugt. Und die Wissenschaft gibt ihm recht. „Aber unser Wald wird sich auch stark verändern, er wird unaufgeräumter, es wird mehr Totholz geben und weniger alte Bäume. Die Wirtschaftlichkeit dürfte sich verringern. Brennholz gibt es aber in einem veränderten Wald immer noch genug. Frieren werden wir voraussichtlich nicht, Waldbaden bleibt möglich“ ist der Förster zuversichtlich.