Gaienhofen hat jetzt offiziell einen neuen Bürgermeister: Jürgen Maas ist am Sonntag in der Höri-Halle bei einer öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderats und beim Neujahrsempfang von seinem Stellvertreter Klaus Sturm vereidigt und verpflichtet worden. An der Veranstaltung nahmen rund 360 Personen teil.
Der 58-jährige Diplomverwaltungswirt wurde im November vergangenen Jahres im zweiten Wahlgang mit nahezu 60 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Uwe Eisch gewählt. Maas, der Ehemann und Vater zweier erwachsener Töchter ist, trat nach dem Studium in den Dienst der Stadt Krefeld und wurde 2012 zum leitenden Stadtdirektor ernannt. Bis Ende 2022 war er in der Stadt Krefeld der Leiter des Fachbereichs Schule sowie für dessen pädagogischen und psychologischen Dienst.
Er verspricht Respekt und Demut im Amt
In seiner Neujahrsansprache begriff er das Votum für ‚einen bis dato nahezu Unbekannten‘ als „einen gewaltigen Vertrauensvorschuss“. Dies bedeute für ihn Auftrag und Verpflichtung zugleich, so der frisch vereidigte Bürgermeister. Jürgen Maas sprach hier auch von einer Bereitschaft, Verantwortung übernehmen zu wollen und das Amt mit Respekt und Demut auszufüllen.

Unter Demut verstehe er das Zurücknehmen eigener Interessen gegenüber einer höheren Macht beziehungsweise gegenüber einer Gemeinschaft. Es gelte, seiner Ansicht nach, für die Gemeinde Gaienhofen das zu erreichen, was für die Gemeinschaft insgesamt das Beste sei. Dabei zog er nicht nur sein Amt als Bürgermeister mit in diesen Auftrag für die Gemeinschaft ein, sondern auch die Gemeinderäte.
Virtueller Vertrag soll geschlossen werden
Jürgen Maas stimmt mit einer Äußerung des ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel überein: Die Summe der Einzelinteressen ergebe nicht das Gemeinwohl, sondern das Chaos. Um dieses zu vermeiden, erinnerte Maas an den Vertrag innerhalb der Demokratie, bei der sich freie Menschen verpflichtet hätten, die Rechte und Freiheiten der Mitbürger zu achten.
Bei seiner Amtseinführung wünschte er sich das Schließen eines „virtuellen Vertrags“ zwischen Bürgermeister, Gemeinderat und der Bürgerschaft – mit dem Ziel, die gegenseitigen Meinungen, Rechte und Freiheiten zu respektieren, aber auch, dass sich die Parteien darauf verständigen, sich gegebenenfalls auch anderen Ansichten zu beugen.
Er will ein Auge auf die Kinder haben
Bürgermeister Jürgen Maas kündigte für den kommenden Monat die Haushaltsplanung 2023 an, in der bereits begonnene und geplante Maßnahmen angegangen werden könnten. Die Folgen der weltpolitischen Lage hätten sich auf den Alltag und das Zusammenleben ausgewirkt, so Maas: Insbesondere die Pandemie hätte sich auf die Bildung ausgewirkt. Kaum eine Bevölkerungsgruppe habe mehr unter den Auswirkungen der Pandemie gelitten als die Kinder und Jugendlichen.
Maas kündigte an, ein genaues Auge auf den Bedarf der Kindertagesstätten und der Schulen werfen zu wollen, da Bildung der Schlüssel für die Lebensläufe der Kinder und Jugendlichen sei. Er wolle dafür sorgen, dass die Infrastrukturen vor Ort stimmen. Im Sommer soll der zweiter Bauabschnitt für die Sanierung der Grundschule Horn sowie 2023 auch die Digitalisierung der Hermann-Hesse-Schule weitergeführt werden.
Große Herausforderung für den Neu-Bürgermeister
Mit dem Bauantrag für das Schlössli-Areal steht Jürgen Maas gleich zu Beginn seiner Amtszeit vor einer großen Herausforderung. Innert seiner ersten 14 Tagen im Amt habe er sich noch keine abschließende persönliche Meinung bilden können, so Maas. Dafür sei die Sachlage einfach zu schwierig und die Auswirkungen zu nachhaltig, so Maas. Er wolle deshalb vor einer Entscheidung die Bürgerschaft und Gemeinderäte aktiv informieren, wie die planerischen und rechtlichen Rahmenbedingungen seien und welche Spielräume für die Gemeinde bestehen.
Er wolle dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung einen Bericht vorlegen, der die Fakten und den Sachstand zusammenfasst. Dieser Bericht soll auch öffentlich einsehbar sein. Zudem soll der Antragssteller dieses Projekts die Planungsidee der Öffentlichkeit vorstellen.