Rund 20 Jahre lang hat die Verbrauchergenossenschaft das Lädele in Schienen betrieben – doch damit ist nun Schluss. Zum Jahresende wird ein neuer Pächter für den Dorfladen gesucht, denn die Genossenschaft zieht sich zurück. Grund für die Umstellung ist das Ausscheiden der Vorsitzenden Andrea Kasper, die nicht nur seit der Genossenschaftsgründung im Jahr 2005 im Vorstand tätig war, sondern seither zahllose Stunden ihrer Freizeit in die Geschäftsführung investiert hat.

Das Lädele in Schienen ist seit etwa zwei Jahrzehnten ein gelungenes Beispiel, wie Bürger ihre eigene Wohnumgebung positiv beeinflussen können. Ursprünglich aus einer Notsituation entstanden – damals schloss der letzte verbliebende Dorfladen, weil die Betreiber keinen Nachfolger finden konnten – hat sich das Lädele in den zwei Jahrzehnten zu einer echten Alternative gemausert. Möglich wurde das nur, weil engagierte Bürger des Öhninger Ortsteiles bereit waren, in ehrenamtlicher Arbeit und mit viel Herzblut eine Alternative zu schaffen. Dazu gründete man im November 2005 die Verbrauchergenossenschaft „s‘Lädele“. Unterstützt wurden die aktiven Mitglieder durch die vielen Miteigner und Genossenschaftsmitglieder im Ort.

Der Aufwand hat zugenommen

Das ist bis heute so geblieben. Was sich aber geändert hat im Laufe der Jahre ist der Aufwand, den die aktiven Mitglieder betreiben müssen, berichten die Verantwortlichen. Der hat nämlich spätestens mit der Erweiterung des ehemaligen Milchhäuschens in der Dorfmitte durch die Gemeinde Öhningen vor drei Jahren noch einmal deutlich zugenommen. Seither werden im Lädele nicht nur Waren aus der Region angeboten, sondern auch ein kleines Bistro betrieben.

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Das Angebot wird von der Dorfbevölkerung und den Gästen sehr geschätzt. Mit der Ausweitung des Betriebs und den längeren Öffnungszeiten ist der organisatorische und personelle Aufwand aber erheblich gestiegen. „Die bisherige Struktur stößt an ihre Grenzen“, sagt Andrea Kasper. Damit meint sie nicht zuletzt ihre eigenen Kapazitäten. Denn obwohl mittlerweile acht angestellte Personen im Lädele arbeiten, verrichten sie selbst und rund 20 andere ehrenamtliche Helfer viele Arbeitsstunden nach wie vor ohne eine Gegenleistung, erzählt sie. Das sei ihr aber nie wichtig gewesen. „Ich habe das immer mit Freude und Herzblut gemacht, doch nun wird mir der Zeitaufwand einfach zu groß“, sagt sie. Persönliche Erfahrungen in ihrem engsten Umfeld hätten ebenfalls dafür gesorgt, dass sie sich von ihrer Vorstandstätigkeit zum Jahresende verabschieden möchte.

Genossenschaft bleibt bestehen

Genau diese Entscheidung hat nun eine Umstellung der Gesamtkonzeption zur Folge. Weil die ehrenamtliche Geschäftsführung, zu der auch das Personalwesen, Lohnabrechnungen, Arbeitspläne, Kalkulationen, Produktideen und viele andere Dinge gehören, praktisch einem Halbtagsjob gleich gekommen seien, möchte sich Andrea Kasper nun gerne aus dem aktiven Betrieb zurücknehmen. Allerdings möchte niemand aus der Genossenschaft diese Arbeit übernehmen. In Absprache mit der Gemeinde Öhningen, die Eigentümer der Immobilie ist, habe man sich daher dazu dazu entschlossen, einen Pächter für den Betrieb des Lädele zu suchen. Damit möchte man die Nahversorgung und den sozialen Treffpunkt im Dorf langfristig sichern.

An der Existenz der Genossenschaft soll diese Entscheidung nicht rütteln, wie Andrea Kasper betont. Die Anteilsscheine, die man mit der Gründung der Genossenschaft und später mit der Erweiterung des Lädele ausgegeben habe, hätten weiterhin Bestand. Außerdem sollen einzelne Veranstaltungen, die die Genossenschaft organisiert, wie zum Beispiel der Schienerberglauf, auch in Zukunft stattfinden.

Was muss ein Pächter mitbringen?

Die Genossenschaft und die Gemeinde Öhningen wünschen sich für den Fortbestand des Lädele praktisch ab sofort oder spätestens bis zum Jahresende einen Pächter, der den Laden und das Bistro weiterhin an fünf Tagen pro Woche öffnet und somit die Nahversorgung der Bürger dauerhaft sichert. Leicht gemacht werde es dem Nachfolger, indem die Miete durch die Gemeinde und die Übernahme der Einrichtung, die der Genossenschaft gehört, gering ausfällt, beziehungsweise zu einem günstigen Preis gemietet werden kann.

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„Der Pächter muss praktisch nichts investieren“, sagt Andrea Kasper. Auch das Personal könne bei Bedarf weiter mitwirken. Nun hoffen alle, dass möglichst rasch ein Nachfolger gefunden wird. Andrea Kasper jedenfalls ist optimistisch: „Ich bin sicher, dass wir jemanden finden. Das ist wirklich lukrativ“, stellt sie fest.