Angeln zeichnet sich gleich durch verschiedene Faktoren aus, die es zu einer beliebten Freizeit-Beschäftigung machen. Dazu gehören die Möglichkeit, frischen Fisch zu erhalten, die Herausforderung des Fangens, die Entspannung in der Natur und die Gemeinschaft mit anderen. Doch gerade die letzten beiden Funktionen stehen in Öhningen auf dem Kopf. Denn es gibt bei aller Idylle am Ost-Steg im Hafen von Öhningen einen ausgewachsenen Streit der Bootsanlieger mit den Anglern.

Dieser gelangte nun zur Schlichtung in den Gemeinderat von Öhningen. Der Vorwurf vor allem an Auswärtige und Touristen lautet: Mitgebrachtes Angler-Mobiliar behindere auf dem Steg die Zugänge zu den Booten, zurückgelassene Angelhaken auf den Schutzplanen der Boote führten bei den Bootsinhabern zu Verletzungen, liegengebliebene Verpackungen, die Innereien ausgenommener Fische und Zigarettenkippen der Angler verschmutzten den Steg und den Liegeplatz. Ein Bürger berichtete vor dem Rat sogar von Bedrohungen, als er auf ein besseres Miteinander drängte.

Angeln wird geduldet

Die Nutzung des Bootsstegs im Hafen Öhningen durch Angler und Dritte ist eine Diskussion, die der Rat schon über Jahre hinweg geführt habe, sagte Bürgermeister Andreas Schmid: Man habe zwar das Angeln nicht verboten, aber man habe das Betreten des Stegs nur für Liegeplatz-Inhaber erlaubt. Die bereits seit Jahren in der Hafenordnung verankerte Regelung wurde mittels Schildern an den Stegen verkündet, doch das Angeln von Dritten, meist auch von Auswärtigen, wurde über Jahre hinweg geduldet.

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Andreas Schmid regte die Diskussion der Räte mit einem Katalog an offenen Fragen an: Soll die Duldung der Angler aufgehoben werden? Welche Öhninger betrifft solch ein generelles Angel-Verbot? Soll ein Gemeindesheriff für die Ordnung sorgen? Doch um die Streitigkeiten auf diese Art aufzulösen, müsste man die Polizei zur Hilfe nehmen, sagte Schmid – und wenn letztlich Regelungen aufgestellt würden, die dann später nicht mehr eingehalten werden, so stehe man erneut vor einer Diskussion.

Nur begrenzte Bescheinigungen?

Sollten vielleicht pro Jahr maximal zehn Anglerbescheinigungen für die Nutzung des Stegs ausgegeben werden? Auch diese Frage kam auf. Damit würden auch die Namen der Angler vorliegen. Oder soll vielleicht eine Kommission gegründet werden, die ausarbeitet, wie sich die Angler am Steg verhalten sollen? Denn nicht nur im Rat, sondern auch aus der Bürgerschaft wurde die Gründung einer Kommission befürwortet.

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Letztlich solle eine Regelung getroffen werden, bei denen die Pächter den Liegeplatz ohne eine Belästigung und ohne Drohungen betreten und auf das Boot kommen können, sagte Schmid, stellte aber auch klar: Der Gemeinde fehle es an den Kapazitäten, um polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen und die Regelungen in dieser Form durchzusetzen.

Was sagt der Rat dazu?

Auch Frank Leitner (FBL) sah eine erhebliche Beeinträchtigung der Pächter. Er bekomme aber auch den Eindruck, dass eine kollektive Schuld den Anglern angelastet würde. Dieser kollektiven Schuld verwehrte sich Frank Leitner. Vor allem gegenüber den Anglern, die über Generationen hinweg diesen Ort friedlich nutzen würden. Er sprach sich gegen generelle Verbote aus, die die Lebensqualität der heimischen Angler verschlechtern würden. Er suche nach Wegen, wie man aufeinander zugehen und die Probleme lösen könnte und plädierte auf eine Kommission vieler Akteure – für die Aufrechterhaltung der Lebensqualität aller.

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Justus Wolf (IGW) schloss sich dieser Haltung an. Es gebe eine große Masse an Menschen, die sich dafür einsetzen wollen, beispielsweise durch das Aufstellen von Mülleimern. Seiner Sicht nach gebe es Lösungen. Fraktionskollege Thorsten Otterbach schlug vor, dass Angler dem Segelclub als ein passives Mitglied beitreten sollten. Dadurch erhielten sie die Erlaubnis, den Steg zu betreten, gleichzeitig würden die Namen jener vorliegen.

Gespräch statt Verbot

Auch Klaus Becker (Grüne) sieht in einem Verbot den falschen Weg. Er plädierte auf ein Gespräch mit den Anglern. Damit die Angler wissen, was erlaubt sei, sollte man ihnen ein Regelwerk geben respektive eine Benutzungsordnung, so seine Meinung. Andrea Dix (Netzwerk) begrüßte den Vorschlag, dass sich die Beteiligten eine Ordnung geben wollen.

Michael Otto (FBL) sprach sich ebenfalls gegen ein Verbot aus. Bisher habe es in weiten Teilen ein gutes Miteinander gegeben – bis auf die Exzesse, die man dort beobachtet habe. Oft habe man mit den Beteiligten gesprochen. Dieses solle man nicht aufgeben. Er wünscht sich eine einvernehmliche Lösung ohne ein kompliziertes Regelwerk. Auch Bruno Schnur (CDU) begrüßt es, dass der Segelclub mit Anglern sprechen möchte. Das Schwierige daran sei aber, dass der Segelclub am Oststeg keinen Liegeplatz habe. Der Segelclub hätte aktuell keine Not mit den Vorkommnissen, lediglich die Gemeinde, die gerade dort den Platz an Private vermieten würde. Er wünscht sich deshalb ein Gremium, auch mit einem Mitglied aus dem Gemeinderat.

Für René Zimmermann (CDU) war die Situation untragbar. Er schlug vor, nur heimischen Anglern eine Genehmigung zu erteilen. Auswärtige Angler sollten ausgeschlossen werden. Innerhalb eines Jahres könnte eruiert werden, ob sich die Situation verbessert habe.

Was passiert nun?

Bürgermeister Andreas Schmid regte bei Beibehaltung der aktuellen Liegeplatzordnung an, dass Öhninger Angler sich für 50 Euro einen Trockenliegenplatz anmieten könnten. Dann seien sie Liegeplatzinhaber und können vor Ort durch den Hafenmeister kontrolliert werden und angeln. Dies würde das Problem auf andere Weise lösen.

Einstimmig beschloss der Rat schließlich, eine Kommission einzurichten, bei der Vertreter der Liegeplatzinhaber, der Angler, des Gemeinderats und der Gemeindeverwaltung beteiligt werden. Es soll eine Lösung gefunden werden um den Einheimischen das Angeln zu ermöglichen.