Der Flughafen Zürich-Kloten polarisiert am Hochrhein: Zorn über Fluglärm gibt es auf der einen Seite, Startpunkt für den Sommerurlaub ist er auf der anderen Seite. Er gleicht einer eigenen Stadt mit 35.000 beschäftigten Menschen bei rund 300 Firmen. Das sind ungefähr so viele Arbeitnehmer, wie Einwohner in Rheinfelden.

Beim Besuch wird rasch klar: Die Dimensionen des größten Flughafens der Schweiz sind enorm.

SÜDKURIER-Reporter Nico Talenta vor einem der Eingänge auf das Flughafen-Areal.
SÜDKURIER-Reporter Nico Talenta vor einem der Eingänge auf das Flughafen-Areal. | Bild: Nico Talenta

Alleine im April gab es laut der Flughafen Zürich AG über 22.000 verzeichnete Flugbewegungen, knapp 37.500 Tonnen gelieferte Fracht und rund 2,7 Millionen Passagiere.

Ein startendes Flugzeug auf der Piste 28 Richtung Westen.
Ein startendes Flugzeug auf der Piste 28 Richtung Westen. | Bild: Nico Talenta
Startendes Flugzeug auf der Piste 28 Video: Nico Talenta

Die Aktiengesellschaft ist Besitzerin der rund 200 Gebäude auf dem rund 600 Hektar großen Areal – darunter Bürogebäude, Hangar und sogar eine Lärmschutzhalle. „Für jedes Problem haben wir jemanden, der sich darum kümmern kann“, sagt Bettina Kunz, Pressesprecherin am Flughafen.

Mitarbeiter testen einen selbstfahrenden Bus auf dem Gelände des Flughafens.
Mitarbeiter testen einen selbstfahrenden Bus auf dem Gelände des Flughafens. | Bild: Nico Talenta
Im Hangar warten Mitarbeiter Flugzeuge und machen sie wieder startklar.
Im Hangar warten Mitarbeiter Flugzeuge und machen sie wieder startklar. | Bild: Nico Talenta

Von der eigenen Gärtnerei über eine Schreinerei bis hin zur Kfz-Werkstatt und vielen weiteren Handwerksstätten kümmern sich 2000 Mitarbeiter der AG darum, dass der Betrieb reibungslos läuft.

Die Feuerwehrwache: Von hier aus müssen die Einsatzkräfte in kürzester Zeit überall auf dem 600 Hektar großen Areal einsatzfähig sein.
Die Feuerwehrwache: Von hier aus müssen die Einsatzkräfte in kürzester Zeit überall auf dem 600 Hektar großen Areal einsatzfähig sein. | Bild: Nico Talenta
Die Einsatzkräfte der Flughafen eigenen Feuerwehr üben einen Ernstfall.
Die Einsatzkräfte der Flughafen eigenen Feuerwehr üben einen Ernstfall. | Bild: Nico Talenta

Stolz ist das Unternehmen vor allem darauf, dass der Flughafen den Betrieb im Winter noch nie einstellen musste. Besonders die Enteisung der Pisten und Flugzeuge stellt dabei eine große Herausforderung dar, doch selbst „wenn Zürich dicht ist und die Straßenbahnen den Betrieb einstellen, konnte man bislang immer noch fliegen.“

Eine riesige Halle voll mit Arbeitsfahrzeugen der Flughafen Zürich AG.
Eine riesige Halle voll mit Arbeitsfahrzeugen der Flughafen Zürich AG. | Bild: Nico Talenta
Auch eine eigene Kfz-Werkstatt gehört zum Inventar des Flughafens.
Auch eine eigene Kfz-Werkstatt gehört zum Inventar des Flughafens. | Bild: Nico Talenta

Neue Gepäcksortieranlage ist weltweit einzigartig

Ein weltweit einzigartiges Projekt am Flughafen Zürich-Kloten ist die neue Gepäcksortieranlage. Thomas Calame, Leiter der Betriebsanlagen, hat bereits im Jahr 2012 mit den ersten Planungen angefangen. Fertig installiert soll das 450 Millionen Schweizer Franken teure Projekt 2027 sein.

Eben laufen Mitarbeiter und Passagiere noch den gleichen Gang entlang, wenige Sekunden später und nur eine Türe weiter stehen die ...
Eben laufen Mitarbeiter und Passagiere noch den gleichen Gang entlang, wenige Sekunden später und nur eine Türe weiter stehen die Flughafen-Mitarbeiter vor der Gepäcksortieranlage. | Bild: Nico Talenta
Die Bänder verlaufen zum größten Teil unterirdisch.
Die Bänder verlaufen zum größten Teil unterirdisch. | Bild: Nico Talenta

Das Besondere: Die Anlage wird während des laufenden Betriebs umgestellt. Immer in „homöopathischen Dosen, abgestimmt auf die Betriebsvorgaben“; so Calame. „Die Gepäcksortieranlage ist die größte und komplexeste Anlage des gesamten Flughafens. Sie erstreckt sich, größtenteils unterirdisch, auf 23 Kilometern über den gesamten Flughafen.“

Auf Highspeedbändern geht es mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde durch die Tunnel.
Auf Highspeedbändern geht es mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde durch die Tunnel. | Bild: Nico Talenta
Ein komplexes System sorgt dafür, dass jeder Koffer an die richtige Stelle transportiert wird.
Ein komplexes System sorgt dafür, dass jeder Koffer an die richtige Stelle transportiert wird. | Bild: Nico Talenta

Auf Fragen nach der Kapazität der neuen Gepäcksortieranlage antwortet Calame, dass sich diese automatisch ergebe. Die viel wichtigere Kennzahl sei, „wie schnell wir sind.“ Innerhalb von 50 Minuten Transferzeit könne ein Gepäckstück überall auf dem Gelände des Flughafens geliefert werden. Dass das so schnell geht, dafür sorgen die teilweise bis 40 Meter unter der Erdoberfläche liegenden Highspeedbänder. Mit Geschwindigkeiten bis zu 20 Kilometern pro Stunde transportieren sie die Gepäckstücke an ihr Ziel.

Anlage zur Vorsortierung der aufgegebenen Gepäckstücke Video: Nico Talenta
Am Ziel angekommen, müssen die Gepäckstücke nur noch zum richtigen Flugzeug gelangen.
Am Ziel angekommen, müssen die Gepäckstücke nur noch zum richtigen Flugzeug gelangen. | Bild: Nico Talenta

Dass Gepäckstücke „verloren gehen“, hört der Betriebsanlagenleiter nicht gerne: „Es ist ärgerlich, wenn das persönliche Gepäck auf dem Weg in den Urlaub für den Moment den falschen Weg nimmt, aber verloren geht es nie.“ Und wenn das passiere, sei der Fehler meist menschengemacht. Über das komplexe System mit Strichcodes könne allerdings jedes Gepäckstück zu jederzeit und überall auf der Welt verfolgt werden.

Ein Mitarbeiter fährt die Gepäckstücke zum richtigen Flugzeug.
Ein Mitarbeiter fährt die Gepäckstücke zum richtigen Flugzeug. | Bild: Nico Talenta

Skyguide regelt den Flugverkehr

Ein Gebäude auf dem Gelände des Flughafens fällt besonders auf: der 32 Meter hohe Kontrollturm. Auch er gehört der Flughafen Zürich AG, ist allerdings an das Unternehmen Skyguide vermietet. Von hier aus regeln die Fluglotsen den sicheren Betrieb des Flughafens.

Ein Blick in den Kontrollturm auf dem Flughafen Zürich-Kloten.
Ein Blick in den Kontrollturm auf dem Flughafen Zürich-Kloten. | Bild: Nico Talenta
Blick vom Kontrollturm auf ein startendes Flugzeug Video: Nico Talenta

Von 6 bis 23 Uhr sind sie in wechselnden Schichten im regulären Betrieb dafür zuständig, die „Piloten an die Hand zu nehmen und so Kollisionen an Boden und in der Luft zu verhindern“, erklärt Vladimir Barrosa, Pressesprecher bei Skyguide. Doch auch nachts ist der Kontrollturm besetzt: „Staatsbesuche und Flüge der Rega können jederzeit vorkommen.“

Ein landendes Flugzeug auf der Piste 14.
Ein landendes Flugzeug auf der Piste 14. | Bild: Nico Talenta

Barrosa ist sich sicher, „Fluglotsen braucht es trotz künstlicher Intelligenz noch mindestens 20 Jahre.“