
Der Flughafen Zürich-Kloten polarisiert am Hochrhein: Zorn über Fluglärm gibt es auf der einen Seite, Startpunkt für den Sommerurlaub ist er auf der anderen Seite. Er gleicht einer eigenen Stadt mit 35.000 beschäftigten Menschen bei rund 300 Firmen. Das sind ungefähr so viele Arbeitnehmer, wie Einwohner in Rheinfelden.
Beim Besuch wird rasch klar: Die Dimensionen des größten Flughafens der Schweiz sind enorm.

Alleine im April gab es laut der Flughafen Zürich AG über 22.000 verzeichnete Flugbewegungen, knapp 37.500 Tonnen gelieferte Fracht und rund 2,7 Millionen Passagiere.
Die Aktiengesellschaft ist Besitzerin der rund 200 Gebäude auf dem rund 600 Hektar großen Areal – darunter Bürogebäude, Hangar und sogar eine Lärmschutzhalle. „Für jedes Problem haben wir jemanden, der sich darum kümmern kann“, sagt Bettina Kunz, Pressesprecherin am Flughafen.
Von der eigenen Gärtnerei über eine Schreinerei bis hin zur Kfz-Werkstatt und vielen weiteren Handwerksstätten kümmern sich 2000 Mitarbeiter der AG darum, dass der Betrieb reibungslos läuft.

Stolz ist das Unternehmen vor allem darauf, dass der Flughafen den Betrieb im Winter noch nie einstellen musste. Besonders die Enteisung der Pisten und Flugzeuge stellt dabei eine große Herausforderung dar, doch selbst „wenn Zürich dicht ist und die Straßenbahnen den Betrieb einstellen, konnte man bislang immer noch fliegen.“
Neue Gepäcksortieranlage ist weltweit einzigartig
Ein weltweit einzigartiges Projekt am Flughafen Zürich-Kloten ist die neue Gepäcksortieranlage. Thomas Calame, Leiter der Betriebsanlagen, hat bereits im Jahr 2012 mit den ersten Planungen angefangen. Fertig installiert soll das 450 Millionen Schweizer Franken teure Projekt 2027 sein.

Das Besondere: Die Anlage wird während des laufenden Betriebs umgestellt. Immer in „homöopathischen Dosen, abgestimmt auf die Betriebsvorgaben“; so Calame. „Die Gepäcksortieranlage ist die größte und komplexeste Anlage des gesamten Flughafens. Sie erstreckt sich, größtenteils unterirdisch, auf 23 Kilometern über den gesamten Flughafen.“


Auf Fragen nach der Kapazität der neuen Gepäcksortieranlage antwortet Calame, dass sich diese automatisch ergebe. Die viel wichtigere Kennzahl sei, „wie schnell wir sind.“ Innerhalb von 50 Minuten Transferzeit könne ein Gepäckstück überall auf dem Gelände des Flughafens geliefert werden. Dass das so schnell geht, dafür sorgen die teilweise bis 40 Meter unter der Erdoberfläche liegenden Highspeedbänder. Mit Geschwindigkeiten bis zu 20 Kilometern pro Stunde transportieren sie die Gepäckstücke an ihr Ziel.

Dass Gepäckstücke „verloren gehen“, hört der Betriebsanlagenleiter nicht gerne: „Es ist ärgerlich, wenn das persönliche Gepäck auf dem Weg in den Urlaub für den Moment den falschen Weg nimmt, aber verloren geht es nie.“ Und wenn das passiere, sei der Fehler meist menschengemacht. Über das komplexe System mit Strichcodes könne allerdings jedes Gepäckstück zu jederzeit und überall auf der Welt verfolgt werden.
Skyguide regelt den Flugverkehr
Ein Gebäude auf dem Gelände des Flughafens fällt besonders auf: der 32 Meter hohe Kontrollturm. Auch er gehört der Flughafen Zürich AG, ist allerdings an das Unternehmen Skyguide vermietet. Von hier aus regeln die Fluglotsen den sicheren Betrieb des Flughafens.
Von 6 bis 23 Uhr sind sie in wechselnden Schichten im regulären Betrieb dafür zuständig, die „Piloten an die Hand zu nehmen und so Kollisionen an Boden und in der Luft zu verhindern“, erklärt Vladimir Barrosa, Pressesprecher bei Skyguide. Doch auch nachts ist der Kontrollturm besetzt: „Staatsbesuche und Flüge der Rega können jederzeit vorkommen.“
Barrosa ist sich sicher, „Fluglotsen braucht es trotz künstlicher Intelligenz noch mindestens 20 Jahre.“