Mit einer einzigartigen Mischung aus Herzschmerz und Humor geht das diesjährige Festival Stars in Town in Schaffhausen zu Ende – James Blunt sei Dank. „Den wollte ich immer schon mal sehen“, sagt Osswald Feisst. Er ist einer der Gewinner der Aktion SÜDKURIER-öffnet-Türen. Zum Finale des diesjährigen Festivals auf dem Herrenacker inmitten der Schaffhauser Altstadt hat die Tageszeitung ihren Lesern die Türen zum längst ausverkauften Konzert mit dem britischen Liedermacher geöffnet. Mit rund 6500 weiteren Besuchern konnten Feisst und drei weitere Gewinnerinnen den Auftritt des charmanten Hitproduzenten erleben, der sich publikumsnah präsentiert hat.

„Dankeschön, merci, grazie“, hat Blunt sein Publikum mehrsprachig begrüßt. Sein Deutsch sei schlecht, aber sein Schweizerdeutsch noch schlechter. Doch das hat er schnell mit Charme wett gemacht – selbst für Crowdsurfing in der Menge war sich der Popstar nicht zu schade. „Berührungsängste kennt dieser Mann nicht“, fasst es Christian Meier für die Veranstalter zusammen. Die ziehen nach sieben Konzertabenden innerhalb von zwei Wochen ein positives Fazit.

James Blunt hat keinen seiner Hits ausgelassen

Doch erst einmal hat James Blunt alle seine Hits dabei und weiß genau, was seine Fans hören wollen. Rein rhetorisch will er wissen, ob er lieber Songs seines neuen Albums spielen soll oder doch eher die Erfolge der vergangenen 20 Jahre. 2004 hatte er seinen Durchbruch mit „Beautiful“. Die Entscheidung des Publikums war dementsprechend eindeutig. „Ich habe ja auch gar kein neues Album“, gab er verschmitzt zu und lieferte sofort den nächsten Song, bei dem fast jeder im Publikum mitsingen konnte.

Über 6000 Fans bejubelten die Auftritte von „Picture this“, „Pegasus“ und James Blunt.
Über 6000 Fans bejubelten die Auftritte von „Picture this“, „Pegasus“ und James Blunt. | Bild: Biehler, Matthias

Dass nicht alle im Publikum nur wegen ihm gekommen sind, hat Blunt geahnt – und wollte es doch noch genauer wissen. Etwa 25 haben, so Blunts Zählweise, auf dem Herrenacker zu erkennen gegeben, dass sie dabei sind, weil der Partner den Konzertabend nicht verpassen wollten. Es könnten aber durchaus mehr gewesen sein. Dabei zeigt sich, dass Blunt Generationen erreicht – von den über 70-jährigen Senioren bis zu unter 17-jährigen Fans.

Der sympathische Brite, der mittlerweile die meiste Zeit auf Ibiza lebt, wenn er nicht in seinem Chalet im schweizerischen Verbier die Wintermonate verbringt, zeigt aber auch Verständnis für jene, die sich nicht zu seinen großen Bewunderern zählen. Auf ein James-Blunt-Konzert würde er auch nicht gehen, wenn es möglich wäre. Es sei denn, er bekomme Geld dafür. Da war er wieder, der britische Humor.

Das könnte Sie auch interessieren

Zwei Bands bereiten James Blunt die Bühne

Doch das Festival liefert jeden Abend mehr als einen Künstler. „Manchmal sind die Vorgruppen auch überraschend gut“, sagt SÜDKURIER-Gewinnerin Angelika Steiner. Und sie sollte recht behalten. Da war einmal die Schweizer „Pegasus“, die nach 2010, 2015, 2017 und 2021 in diesem Jahr zum fünften Mal auf dem Herrenacker zu sehen war und einmal mehr ihre Fans mitriss. „Mir hätt‘s vor Freud‘ dä Hoseträger ve‘jagt“, scherzt Pegasus-Sänger Noah Veraguth, während er den Clip wieder an der Hose befestigt.

Bereits zum fünften Mal stehen die Bieler Musiker von „Pegasusu“ auf der großen Bühne des Herrenackers.
Bereits zum fünften Mal stehen die Bieler Musiker von „Pegasusu“ auf der großen Bühne des Herrenackers. | Bild: Biehler, Matthias

Schnell verwandelt die einstige Schülerband die Arena in einen Hexenkessel im Herzen der Altstadt. Es sei eben schön, unvergessliche Momente gemeinsam als Freunde teilen zu dürfen. Auch wenn es in dieser Besetzung der letzte Auftritt der Band in Schaffhausen gewesen sei. Zwei der Band-Mitglieder planen ab nächstem Jahr, neue Wege zu beschreiten.

Mit dem Auftritt der irischen Band „Picture this“ startete das Programm zum Finale des Festivals.
Mit dem Auftritt der irischen Band „Picture this“ startete das Programm zum Finale des Festivals. | Bild: Biehler, Matthias

Schweißtreibend war zuvor der Auftritt der Iren von „Picture This“ im gleißenden Licht der Abendsonne. In Irland kenne man nur Regen, scherzt Frontmann Ryan Hennessy. Da sei der Schweizer Sommer wie Urlaub. Schon bald hat er sich das Shirt vom Leib gerissen und nicht nur mit einer Hommage an die legendäre irische Band „U2“ das Publikum überzeugt. Begeistert war auch Hennessy, der zu den Klängen des Abba-Klassikers „Dancing Queen“ kaum von der Bühne abtreten wollte.

Veranstalter zeigen sich mit 80 Prozent Auslastung zufrieden

„Sieben Abende, sieben musikalische Welten: Die 14. Ausgabe von Stars in Town verwandelte die historische Schaffhauser Altstadt in ein klingendes Gesamtkunstwerk“, bilanziert Festivalsprecherin Nora Fuchs. Das Festival habe hochkarätige Live-Momente in intimer Altstadtatmosphäre geboten. „Und auch dieses Jahr zeigte sich: Das Festival ist ein Treffpunkt für Musikfans unterschiedlichster Genres und aller Generationen“, erklärt Nora Fuchs. Rund 50.000 Besucher haben die Veranstalter gezählt.

Von der dramatischen Rockshow von Alice Cooper, über die Hitserie von Rea Garvey und James Bay, den mitreißenden Auftritt von Ray Dalton, die charismatische Nelly Furtado, den energiegeladenen Rap-Abend mit Montez und Kontra K bis zu den epischen Gitarrenmomenten von Biffy Clyro und der emotionalen Finalshow von James Blunt haben jeder Abend eine eigene Handschrift getragen. Schweizer Acts wie Joya Marleen, Hecht, Nemo und Pegasus sorgten für Lokalkolorit.

Besucher Roland Striebel ist aus dem benachbarten Hegau angereist und sieht es ähnlich: „Eine tolle Veranstaltung und ein ganz besonderes Ambiente“, lautet sein Fazit. Die historische Altstadt von Schaffhausen mit ihren Gassen, Brunnen und Stadtmauern bietet eine Kulisse, die ihresgleichen sucht.

Das könnte Sie auch interessieren

Ausverkauft waren das Finale und der Indierock-Abend mit Biffy Clyro. Aber auch die restlichen Veranstaltungstage seien – trotz durchwachsenen Wetters – gut besucht gewesen. „Die Atmosphäre während der gesamten Festivalzeit war ausgelassen, friedlich und von großer Freude geprägt“, sagt Nora Fuchs. Mit rund 80 Prozent Auslastung kalkulieren die Veranstalter und kündigen bereits die Neuauflage im kommenden Jahr an.

Erste Künstler für die 15. Ausgabe von Stars in Town sollen bereits am Freitag, 15. August, angekündigt werden. Vom 29. Juli bis 8. August 2026 soll der Herrenacker dann wieder zum Ort für verschiedenste Konzerte werden.

Viele Freiwillige machen das Festival so besonders

Die besondere Nähe zwischen Publikum und Künstlern mache Stars in Town aus. Zusammen mit dem Organisationskomitee und über 700 Freiwilligen, die als engagierte Gastgeber agierten, sei es – so Nora Fuchs – wieder gelungen, das besondere Gefühl auf das gesamte Festival zu übertragen. Im Sommer 2026 soll es erneut so sein.