Alle vier Wochen steht Peter Preuß aus Hilzingen vor demselben Dilemma: Seine 120-Liter-Tonne für den Verpackungsmüll ist voll. Seit Anfang des Jahres haben die fünf Gemeinden des Müllabfuhrzweckverbands vom Gelben Sack auf die Gelbe Tonne umgestellt. Sie wird in Hilzingen alle vier Wochen geleert. Im Schnitt füllt das Ehepaar zusätzlich zur Tonne einen Gelben Sack pro Monat. Wenn zum Beispiel noch Gartenerde-Säcke und Möbelverpackungen anfallen, könnten es auch schonmal drei Säcke werden, berichtet der Hilzinger.
Bis 30. Juni kann er den übrigen Verpackungsmüll noch in Gelbe Säcke packen und neben die Tonne stellen und sie werden vom Müllabfuhrzweckverband (MZV) abgeholt. Doch er fragt sich: Was passiert ab Juli mit dem Verpackungsmüll, der nicht in die Tonne passt? Wohin mit den Plastikverpackungen, wenn mehr als 15 Liter pro Person und Woche anfallen und die Tonne nicht ausreicht?
Obwohl er diese Frage an die zuständigen Entsorgungsunternehmen, den Landrat und den Bürgermeister gestellt hat, bekomme er bisher keine für ihn befriedigende Antwort, sagt Preuß. In Singen gebe das Problem nicht, weil die Tonne alle zwei Wochen geleert werde. In Villingen-Schwenningen erhalte ein Haushalt ab zwei Personen die 240-Liter-Tonne, die 120 Liter seien dort lediglich für Ein-Personen-Haushalte vorgesehen.
Duales System muss Sammlung sicherstellen
Nach dem Verpackungsgesetz seien die Dualen Systeme dazu verpflichtet, eine flächendeckende Sammlung aller Verpackungen bei den privaten Endverbrauchern (Holsystem) oder in deren Nähe (Bringsystem) unentgeltlich sicherzustellen, erklärt der Landrat schriftlich auf die Anfrage des Hilzingers. Der Landkreis habe das Einsammeln und Befördern der Abfälle an die Städte und Gemeinden delegiert. Diese Verpflichtung beziehe sich auf alle Verpackungen, nicht nur auf 15 Liter pro Person und Woche, erwidert Preuß.
„Beim Sammelsystem mittels Gelber Tonne kann es vorkommen, dass der persönliche Bedarf höher ist als der festgelegte Standard“, erklärt Landrat Zeno Danner. Bei der überwiegenden Zahl der Haushalte decke das Sammelsystem den Bedarf in der Regel ab. Für Preuß stellt sich aber die Frage, was die Haushalte machen, denen die Tonne nicht reicht. Laut dem Verpackungsgesetz müsste auch dieser Müll eingesammelt werden, ohne dass dem Verbraucher zusätzliche Kosten entstünden.
Der Systembetreiber Bellandvision sieht keine Möglichkeit, auf Wunsch größere Tonnen zuzulassen. „Bei der Ausgestaltung der Erfassungssysteme stehen wir gleichzeitig vor der Herausforderung, eine praktikable Lösung für alle 83 Millionen Einwohner zu finden“, erklärt die Pressestelle des größten deutschen Systembetreibers auf Nachfrage. Zum einen würde eine zu große Individualisierung der Behältergrößen die Erfassungskosten überproportional in die Höhe treiben, die alle Verbraucher in Deutschland mitfinanzieren müssten. „Zum anderen zeigt unsere Erfahrung, dass größere Behälter häufig zu mehr Fehlwürfen führen, was das Erreichen der Recyclingquoten massiv erschwert“, schreibt Bellandvision.
Neue Ausschreibung alle drei Jahre
Um lokale Besonderheiten angemessen zu berücksichtigen, würde sich das Unternehmen bereits in der Planungsphase neuer Ausschreibungen eng mit den örtlichen Entsorgungsträgern abstimmen. Die Erfassungsdienstleistung werde dann nach drei Jahren erneut evaluiert und wieder neu ausgeschrieben.
Der Geschäftsführer des MZV Martin Zimanky und Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer hätten ihm in Gesprächen zugesagt, dass sie nach einer Lösung suchen würden, berichtet Preuß. „Wir hoffen, dass wir eine Lösung finden“, erklärte Zimanky auf Nachfrage. Der MZV hätte auch kein Interesse daran, dass der Verpackungsmüll zum Beispiel über den Restmüll entsorgt werde, weil das die Kosten hochtreibe. Andererseits appelliert er auch an die Bürger, Müll zu vermeiden und die Möglichkeit zu nutzen, Verpackungsmüll im Geschäft zu lassen. Tierfutterdosen könnten auch löffelrein bei der Metallschrottsammlung des MZV abgegeben werden.
Er weist aber darauf hin, dass der MZV nur für die Leerung der Tonnen zuständig ist, das Entsorgungsunternehmen Remondis ist mit der Bereitstellung der Tonnen vom Systembetreiber Bellandvision beauftragt. Abweichungen von den 15 Litern Verpackungsmüll pro Person und Woche könne es aber seiner Einschätzung nach nur im begründeten Ausnahmefall geben, sagt Zimanky. Er möchte auch festhalten, dass es in den allermeisten Fällen in ganz Deutschland mit den vorgegebenen Mengen klappe. Für Peter Preuß ist das kein Trost: bei der nächsten Leerung im Juni werden zum letzten Mal Gelbe Säcke mitgenommen. Was danach passiert, steht für ihn in den Sternen.