Hoch oben auf dem Turm gaben Hans-Georg Benz, Joachim Brennicke und Matthias Schafranek als Trompetentrio mit der Münsterturmfanfare Nummer 3 von Rudolf Siebold das Signal für ungetrübte Festfreude beim Doppeljubiläum in Hohenbodman. Schließlich kann das Dorf gleich zwei runde Geburtstage feiern, die zuvor in den Reden gepriesen worden sind: Die Ortschaft selbst wird 700 Jahre alt, der Schützenverein immerhin auch schon 100 Jahre.

Gemeinsam feierten die Gäste dies – wo könnte es anders sein – auf der Wiese unterhalb des 37 Meter hohen Turms Hohenbodman. Für alle Fälle hatten die fleißigen Hände zwar ein Festzelt beim Dorfgemeinschaftshaus bereitgestellt. Gebraucht wurde das wetterfeste Dach jedoch allenfalls beim Dorffest am Sonntag. Die Party nach dem Festakt am Turm ging am Freitagabend trocken zu Ende. Und feierlich dazu, denn Ortsvorsteher Jörg Nesensohn und seine Helfer hatten am Vorabend noch Lichterketten entlang des steilen Abstiegs verlegt, um einen sicheren Heimweg zu gewährleisten. Auch die Harmonikafreunde hatten ihre gewichtigen Instrumente auf den Turmplatz hinauf geschafft, um unter Wolfgang Zysk die Feier musikalisch zu begleiten.
Wahrzeichen von Owingen
An die Geschichte des hoch gelegenen Dorfes, das sich 1972 als erstes zu Owingen bekannt hatte, erinnerte Bürgermeister Henrik Wengert in seiner Ansprache. „Was für ein großartiger Tag für Hohenbodman und was für ein bedeutender Moment für die gesamte Gemeinde Owingen, die dieses Jahr auch ihr 50-jähriges Bestehen begeht“, eröffnete Bürgermeister Henrik Wengert seine Laudatio auf den Teilort, der mit seinem Turm das Wahrzeichen für die Gemeinde stellt. „Ein stolzes Jubiläum, das nicht nur auf eine beeindruckende Zahl verweist, sondern vor allem auf gelebte Geschichte, auf Zusammenhalt, Wandel und Zukunft. Und wir feiern 100 Jahre Schützenverein Hohenbodman, ein weiteres Jubiläum, das zeigt, wie tief die Traditionen in diesem Ort verwurzelt sind.“

Die wenig vorhandenen Urkunden, die sich auf einen Ort Bodman beziehen, seien nicht eindeutig zuzuordnen. Denn es habe damals zwei Orte mit dem Namen Bodman geben, erläuterte Wengert. Beide Orte, das Bodman am Bodensee und „unser Bodman, also Hohenbodman“, hätten außerdem eine Burg gleichen Namens. „Für mich als gebürtigen Bodmaner wäre es ja egal gewesen“, erklärte der Bürgermeister, „aber die eindeutige Bezeichnung Hohenbodman wurde dann erstmalig im Jahr 1325 verwendet“. Deshalb beziehe sich das aktuelle Jubiläum auf genau diese Jahreszahl.
Über den Turm gebe es einige historische Aufzeichnungen, sagte Wengert. 1642 habe Konrad Widerholt das einstige Schloss Hohenbodman niedergebrannt und nur der Turm sei übrig geblieben. Ein Jahr später gelang diesem Widerholt die Eroberung Überlingens, woran die Schweden neun Jahre zuvor gescheitert waren.

Hohenbodman habe nicht nur Fläche oder Einwohnerzahlen mit nach Owingen eingebracht, sondern auch „Herzblut, Identität und Geschichte“, erklärte Wengert. Heute könne er guten Gewissens sagen: „Hohenbodman hat Owingen bereichert und Owingen hat Hohenbodman aufgenommen, mit gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Blick in die Zukunft.“
Dafür dankte der Bürgermeister insbesondere Ortsvorsteher Jörg Nesensohn für dessen „herausragendes Engagement“. Nesensohn sei „nicht nur Ansprechpartner und Stimme für die Bürgerinnen und Bürger von Hohenbodman, sondern auch jemand, der Brücken baut zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Ortsteil und Gesamtgemeinde.“
100 Mitglieder beim 100-Jährigen
Seit einem Jahrhundert bringe der Schützenverein Hohenbodman Menschen zusammen, verbinde Generationen, pflege das sportliche Miteinander und sei dabei „tief in der Tradition verwurzelt“. Die aktuelle Zahl der 100 Vereinsmitglieder passe perfekt zum 100-jährigen Bestehen, so der Bürgermeister. Nicht nur sportliche Höchstleistungen seien in der Chronik zu finden, auch zur Gemeinschaft Owingens trage der Schützenverein seit vielen Jahren bei, sagte Wengert. Unter anderem mit dem seit 1973 alljährlich stattfindende Vereinsschießen.

Vorsitzender Manfred Vöhringer erinnerte an die Geschichte des 1925 von Josef Wiest, Eduard Strasser und Albert Niedermann gegründeten Schützenvereins. Am Ende seiner Rede zollten die anwesenden Mitglieder ihrem Club mit einem dreimaligen „Gut Schuss“ Referenz. Mit 10 Euro pro Schütze und damit 1000 Euro insgesamt gratulierte Bürgermeister Henrik Wengert zumindest symbolisch.
Was Hohenbodman für Nesensohn so besonders macht ist, „dass wir füreinander da sind und nicht nebeneinander her leben. Dass jeder jeden kennt und dass wir einander wertschätzen. Unsere Dorfgemeinschaft ist der eigentliche Schatz, den wir hier haben – und den kann uns auch nach 700 Jahren niemand nehmen.“