Das Café International bietet seit zehn Jahren Flüchtlingen und Menschen, die neu oder fremd in Überlingen sind, eine Anlaufstelle. Das alles mit ehrenamtlichem Engagement, viel Herzenswärme und mindestens so viel Mut zum Improvisieren. Diesen Geburtstag wollten Maria-Gratia Rinderer, die das Projekt initiiert hat, und ihr Team gebührend feiern.

Maria Gratia Rinderer: „Wir freuen uns über jeden – Einheimische wie Zugezogene.“
Maria Gratia Rinderer: „Wir freuen uns über jeden – Einheimische wie Zugezogene.“ | Bild: Sabine Busse

Shahnaz Gallo, kam 2016 aus Syrien als Besucherin und ist heute ehrenamtliche Helferin. Sie sagt: Das Café bedeutet für mich, dass alles gut ist. Hier treffen sich Leute, egal welcher Hautfarbe oder Religion und alle helfen einander. Das Projekt ist sehr wichtig, wir brauchen Liebe in der Gesellschaft. Das ist hier für mich wie eine Familie. Unser Traum ist es, dass die Welt so ist wie das Café International.

Shahnaz Gallo: „Das Café bedeutet für mich, dass alles gut ist.“
Shahnaz Gallo: „Das Café bedeutet für mich, dass alles gut ist.“ | Bild: Sabine Busse

Wiedersehensfreude mit „Ehemaligen“

Das Buffet für den Festakt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums füllt sich mit Kuchen, Torten und internationalen Spezialitäten. Das Team, das seit zehn Jahren in fast gleicher Besetzung jeden Freitag die Kaffeetafel deckt, bekommt heute viel Anerkennung. Bei ihrer Begrüßung freut sich Maria-Gratia Rinderer, dass Oberbürgermeister Jan Zeitler gekommen ist, um ihre Arbeit kennenzulernen.

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Ihren Dank richtet sie an die Pfarrei für die Räume, alle Helfer und die Integrationsbeauftragte Elke Dachauer, die in ihrer Amtszeit „viele Möglichkeiten der Begegnung für Migranten und Einheimische geschaffen hat“. Rinderer erinnert an die Anfänge des Projekts, spontan und improvisiert, aber dank des Teams hat es direkt funktioniert. „Wir wissen nie, wie viele kommen werden, aber wir freuen uns über jeden – Einheimische wie Zugezogene“, sagt sie. Besonders freut sie sich über die „Ehemaligen“, die im Café Orientierung gefunden haben und nun ihr Leben selbstständig meistern, wie sie sagt. „Es ist so schön, Euch wiederzusehen!“

Gerhard Hoffmann: „Es ist für unsere Arbeit optimal.“
Gerhard Hoffmann: „Es ist für unsere Arbeit optimal.“ | Bild: Sabine Busse

Jan Zeitler nennt den Geburtstag einen besonderen Meilenstein. „Das Café International ist ein lebendiges Zeichen gelebter Integration und Solidarität“, so der OB weiter. Er würdigt das ehrenamtliche Engagement als „Rückgrat, das die Verwaltung entlastet und dort menschliche Wärme und Unterstützung bringt, wo sie am dringendsten gebraucht wird.“

Elke Dachauer von der Sachgebietsleitung Integration der Stadt Überlingen.
Elke Dachauer von der Sachgebietsleitung Integration der Stadt Überlingen. | Bild: Sabine Busse

Elke Dachauer betont die starke Ökumene in Überlingen und erinnert an die Beteiligung beider Konfessionen an dem Projekt. „Das Café International ist eine Institution in Überlingen – eine kleine soziale Insel. Es ist schön, dass es Euch gibt!“

„Mit Maria Gratia Rinderer an der Spitze“

Pfarrer Bernd Walter zeigt sich sehr dankbar, dass das große Engagement der Helfer zehn Jahre gehalten hat und seitdem die Türen des Kolpingsaals jeden Freitag für jeden offen stehen, „mit Maria Gratia Rinderer an der Spitze“. Aus seinem Grußwort könnte man heraushören, dass er sie gerne als Ehrenbürgerin sehen würde.

Bernd Walter: „Es ist ein Leuchtturmprojekt.“
Bernd Walter: „Es ist ein Leuchtturmprojekt.“ | Bild: Sabine Busse

Auch Gerhard Hoffmann, Geschäftsführer der Diakonie in Überlingen, möchte die Initiatorin, die schon lange vor dem Start vom Café International Flüchtlinge unterstützte, auszeichnen. Er habe aber erfahren, dass sie den Kronen-Orden der Diakonie längst besitzt. „Sie haben gezeigt, wie bunt Überlingen sein kann, wenn man die Menschen mit offenen Armen empfängt“, so Hoffmann. Dann greift er zu „Plan B“ und überreicht Rinderer „das bunte Verdienstkreuz“ für ihr „Engagement, ihren Mut, die Liebe und Hoffnung“.

Erika Grundler: „Ich fühle mich hier pudelwohl.“
Erika Grundler: „Ich fühle mich hier pudelwohl.“ | Bild: Sabine Busse

Das sagen die Leute

Ein Stück Familie für Geflüchtete

Als Schlussredner spricht Roland Hipper, der ebenfalls seit 2015 als Helfer im Einsatz ist. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man zehn Jahre lang Menschen unterschiedlicher Herkunft eine Anlaufstelle bieten kann“, würdigt er das Projekt. Hier könnten sich geflüchtete Menschen mit ähnlichem Schicksal stressfrei begegnen, in beinahe familiärem Umfeld über ihre Sorgen reden und bekämen Hilfe beim Erlernen der Sprache.

Roland Hipper: „Das Engagement trägt Früchte.“
Roland Hipper: „Das Engagement trägt Früchte.“ | Bild: Sabine Busse

Er hebt auch die Bedeutung des Cafés als Plattform zum Austausch für Ehrenamtliche hervor. Ohne das Café hätte er keine Schwimmkurse organisieren können, an denen zahlreiche Flüchtlingskinder teilnahmen. Roland Hipper berichtet von Begegnungen mit Menschen, die als Flüchtlinge kamen und mittlerweile komplett selbstständig ihr Leben meistern.