Herr Goldschmidt, Herr Ruf, wir haben uns beim Parkhaus am See getroffen, um über das Parken in der Stadt zu sprechen. Wo haben Sie heute Ihre Fahrzeuge abgestellt?

Thomas Goldschmidt (lacht): Ich bin mit dem Fahrrad da.

Martin Ruf: Ich bin aus Markdorf hergefahren – mein Auto steht hier in der See-Tiefgarage und ich nutze das Parkhaus gerne, wenn ich in der Häfler Innenstadt zu tun habe. Von hier aus bin ich in ein paar Minuten an jedem Platz in der Innenstadt. Sehr gerne nutze ich auch die Tiefgarage am Bahnhof.

Wann immer es um das Thema Parken in Friedrichshafen geht, kochen die Gemüter hoch. Woran liegt das?

Martin Ruf: Über die Hälfte der Bevölkerung hat einen Führerschein, wir haben 41 Millionen Autos auf den Straßen. Parken betrifft einfach viele Menschen. Und nicht jeder aus dem Umland ist so gut an den ÖPNV angebunden, dass auf das Auto verzichtet werden kann.

Thomas Goldschmidt: Bei dem Thema kann jeder mitreden. Jeder hat in dem Bereich seine persönlichen Erfahrungen damit, entsprechend individuell ist auch das Empfinden. Wir vom Stadtmarketing versuchen, mit sachlichem Blick das Ganze zu sehen.

Die Lage am Bodensee zieht Touristen wie Einheimische gleichermaßen in die Friedrichshafener Innenstadt.
Die Lage am Bodensee zieht Touristen wie Einheimische gleichermaßen in die Friedrichshafener Innenstadt. | Bild: Stadt Friedrichshafen

Ist Parken in Friedrichshafen zu teuer?

Thomas Goldschmidt: Das Thema ist sehr komplex und muss differenziert betrachtet werden. Die Beantwortung der Frage hängt beispielsweise vom eigenen Mobilitätsverhalten ab und vom Kosten-Nutzen Verhältnis, das ich dem Innenstadtbesuch beimesse. Der Wert des Parkens wird unterschiedlich beurteilt. Ob ich ein paar schöne Urlaubsstunden mit Bummeln, Museumsbesuch und leckerem Essen verbringe oder ob ich nur ein paar Schuhe kaufen will, macht für viele einen Unterschied. Am Ende sollte aber allen klar sein: Parken hat seinen Preis! Der Bau und Unterhalt von Parkhäusern und Parkplätzen kostet. Eine Frage, die zum Beispiel die Kommunalpolitik abwägen muss, ist daher: Wer trägt diese Kosten, der Nutzer des Parkplatzes oder die Allgemeinheit der Steuerzahler?

Martin Ruf: Dem kann ich mich anschließen. Zumindest für die Parkhäuser ist der Preis gerechtfertigt – dafür bekommen die Nutzer moderne, helle Parkhäuser in der Innenstadt.

Das Parkhaus Am See ist technisch auf neuem Stand. Auch E-Autos können dort geladen werden.
Das Parkhaus Am See ist technisch auf neuem Stand. Auch E-Autos können dort geladen werden. | Bild: Ambrosius, Andreas

Wie steht Friedrichshafen bei den Parkpreisen im Vergleich zu anderen Städten wie Ravensburg, Überlingen oder Markdorf da?

Martin Ruf: Markdorf ist ein Sonderfall, hier parkt man drei Stunden kostenlos. Was die Städte in der Region angeht, sind die Preise mehr oder weniger vergleichbar. Eine Besonderheit ist die Freiparkstunde in der Ravensburger Marienplatztiefgarage.

Thomas Goldschmidt: Das ist stark von der Nutzungsdauer und der Auswahl des Parkplatzes abhängig. Der Tageshöchstsatz liegt am Ravensburger Marienplatz zum Beispiel bei 25 Euro, in den meisten Häfler Innenstadt-Parkhäusern liegt er bei 17 Euro oder darunter. Mit der „Grünen Karte“, der Kundenkarte des Stadtwerks am See, kann man in dessen Parkhäusern beim Parken außerdem bis zu 40 Prozent sparen. Genauso finden sich natürlich Beispiele dafür, bei denen das Parken in Ravensburg günstiger ist. Pauschal lässt sich das also nicht beantworten.

Manch ein Autofahrer wird irritiert sein, dass er in der einst günstigsten gelben Zone nun genauso viel zahlt wie in einem Innenstadtparkhaus, obwohl der Parkplatz sich zum Teil weit weg von Geschäften befindet.

Thomas Goldschmidt: Zunächst: Es gibt auch die rote Zone, die ist vor allem in der Nordstadt und in Hofen wichtig – dort sind die Parkplätze direkt vor den Geschäften. Hier wurde der Preis nicht erhöht. Das ist seitens der Stadt ein klares Zeichen in Richtung Einzelhandel. Die Anhebung des Preises für die „Gelbe Zone“ soll eine Lenkungsfunktion haben: Nutzt die Parkhäuser.

In der roten Parkzone, wie hier in der Charlottenstraße, kann für 2,2 Cent pro Minute geparkt werden, maximal für eine Stunde.
In der roten Parkzone, wie hier in der Charlottenstraße, kann für 2,2 Cent pro Minute geparkt werden, maximal für eine Stunde. | Bild: Andreas Ambrosius

Was sagen denn die Stadtforum-Mitglieder dazu, die Händler und Gewerbetreibenden?

Martin Ruf: Die Preiserhöhung in der Gelben Zone hat natürlich Auswirkungen, gerade auf die Mitarbeitenden der Geschäfte, die müssen ja auch irgendwo parken. Da ist diese Erhöhung in der gelben Zone für den Einzelnen schon schmerzhaft.

In der Tat: Vor der Erhöhung lag das Tagesticket dort bei 4,40 Euro, jetzt bei 17 Euro.

Martin Ruf: Das ist eine Herausforderung, wenn jemand auf das Auto angewiesen ist und längere Zeit einen Parkplatz benötigt. Da gibt es deutliches Feedback von Händlern und Gewerbetreibenden, das nicht positiv war.

Die Mini-Bar auf dem Kirchplatz ist eine von derzeit drei Pop-up-Angeboten, die die Innenstadt bereichern.
Die Mini-Bar auf dem Kirchplatz ist eine von derzeit drei Pop-up-Angeboten, die die Innenstadt bereichern. | Bild: Ambrosius, Andreas

Gibt es für das Problem eine Lösung?

Martin Ruf: Es laufen Gespräche in der Stadtverwaltung, um hier eine Verbesserung zu erreichen. Wir suchen hier das Gespräch mit dem Oberbürgermeister und den Gemeinderatsfraktionen, um Verbesserungen für die Betroffenen zu erreichen.

Thomas Goldschmidt: Die Botschaften sind bei der Stadt angekommen. Es wird nach Wegen gesucht, spezielle Angebote für Beschäftigte zu schaffen.

Für Kunden ist es immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung bei der Frage: Lohnt es sich, in die Innenstadt zu fahren, womit kann FN da punkten?

Thomas Goldschmidt: Ganz klar: Der Bodensee ist ein großartiges Erlebnis. Gastronomisch hat sich sehr, sehr viel getan. Man kann sich in der Stadt ein paar schöne Stunden machen, die weit übers Einkaufen hinausgehen. Es geht längst nicht mehr darum, sich zu versorgen, sondern seine Freizeit zu verbringen.

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Martin Ruf: Es ist der richtige Weg eingeschlagen worden, es tut sich an vielen Stellen etwas, nicht nur in der Innenstadt. Es gehört auch die Nordstadt mit dazu. Zu einer guten Aufenthaltsqualität braucht es mehr als attraktive Geschäfte, da gehören auch Dinge mit dazu wie Grünpflanzen, Sitzgelegenheiten, Beleuchtung, Sauberkeit. Die Aufenthaltsqualität muss für Einheimische wie Touristen ansprechend sein.