St. Georgen Es schien, als habe sich die frühere A. Maier Präzision GmbH in ruhigeres Fahrwasser begeben können. Als vor fünf Jahren, im Jahr 2020 und damit zur Hochzeit der Pandemie, die Umfirmierung in Likum GmbH bekannt gegeben wurde, war auch von einer Neuausrichtung und der Erweiterung des Portfolios die Rede. Es waren mit der C14 Holding GmbH Investoren für das gebeutelte Unternehmen gefunden worden. Die Familie Maier schied aus dem Unternehmen aus. Das bislang auf zwei Standorte verteilte Unternehmen – in St. Georgen an der Gewerbehallestraße und in Peterzell an der Mühlbachstraße – konzentriere sich nun auf das Werk in Peterzell, hieß es. Doch jetzt kam die nächste Hiobsbotschaft. Neuerlich musste ein Insolvenzantrag gestellt werden.

Dem vorangegangen waren in den Vormonaten verschiedene, für das Handelsregister relevante Veränderungen. Im Januar schied Geschäftsführer Manfred Weiß aus. Alleiniger Geschäftsführer ist jetzt der im Juli 2023 bestellte Swen Graf. Im April firmierte das Unternehmen nach einer Gesellschafterversammlung vom 10. April neuerlich um. Jetzt heißt es FES 360 smart manufacturing GmbH. Auf der Webseite der Likum-Gruppe werden aktuell allerdings weder die Likum GmbH noch die heutige FES 360 smart manufacturing GmbH als zur Gruppe gehörende Unternehmen geführt.

Am 9. Mai entschied das Insolvenzgericht beim Amtsgericht Villingen-Schwenningen über den Eigenantrag auf Insolvenz. Der Freiburger Rechtsanwalt Dirk Pehl wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Als Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht ist er ein erfahrener Experte auf dem Gebiet der Unternehmensinsolvenzen. Er ist in der renommierten Kanzlei Schultze und Braun tätig.

Auf Nachfrage teilte Dirk Pehl durch den Pressesprecher der Kanzlei, Ingo Schorlemmer, mit, der Insolvenzantrag sei am 8. Mai gestellt worden. Aktuell verschaffe er sich „vor Ort einen Überblick über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und prüft Sanierungsoptionen.“ Den Geschäftsbetrieb führe das Unternehmen fort. Dazu stünden der vorläufige Insolvenzverwalter und die Geschäftsführung im Austausch mit den Kunden.

80 Jobs nun in Gefahr

80 Mitarbeiter zähle die FES 360 smart manufacturing GmbH derzeit noch, so der Pressesprecher weiter. Sie seien von der Geschäftsführung und dem vorläufigen Insolvenzverwalter über das Verfahren informiert worden. Ihre Löhne und Gehälter seien bis einschließlich Juni über das Insolvenzgeld abgesichert. Die Eröffnung des Verfahrens werde für den 1. Juli erwartet.

Als Ursache der wirtschaftlichen Schieflage benennt die Kanzlei Schultze und Braun die anhaltende Konjunkturschwäche in der Automobilindustrie. Sie sei die Hauptabnehmerin von Produkten der FES 360 smart manufacturing GmbH. Diese Konjunkturschwäche führe auch bei FES zu erheblich sinkenden Umsätzen und in der Folge zu Verlusten, die das Unternehmen kurzfristig nicht ausgleichen konnte.

Trotz zweifacher Umfirmierung blickt die heutige FES 360 smart manufacturing GmbH auf eine lange Geschichte zurück. Das Unternehmen selbst wurde bereits 1974 gegründet. Damals firmierte es unter A. Maier Präzision GmbH. Der Unternehmenssitz war von Beginn an St. Georgen. Damals wie heute ist es laut Registereintrag auf die Herstellung, die Bearbeitung und den Vertrieb von Präzisionserzeugnissen aus Metall und Kunststoff spezialisiert. Insbesondere werden Tachonadeln sowie Zeiger für Uhren und Messgeräte, andere Kunststoff-Spritzgussteile, Stanz- und Biegeteile, Feinstanzteile, Automaten-, Dreh- und Frästeile sowie Bauteile und Baugruppen für die feinmechanische und elektrotechnische Industrie hergestellt.