Elmar Veeser

Für Max Sprenger gestaltete sich der Besuch im Hegau-Jugendwerk Gailingen zur großen Wiedersehensfeier, denn schließlich hatte er dort nicht weniger als 550 Tage Rehabilitationszeit verbracht. Entsprechend viele Besucher wohnten an diesem Nachmittag der Vorstellung seines Buches mit dem Titel „Tsunami im Kopf“ bei, das der 18-Jährige geschrieben hat, darunter Ärzte, Therapeuten, Lehrer, Betreuer und Patienten. Entsprechend freudig bewegt begrüßte der junge Autor die Gäste mit den Worten: „Es ist mir eine Ehre, heute hier vor euch zu sitzen!“

Angeborene Gefäßveränderung

Das Buch ist die Aufarbeitung seiner tragischen Geschichte und des langen, steinigen Wegs zurück ins Leben, der noch längst nicht komplett zurückgelegt ist. Wie dann aus der Lesung zu erfahren war, erlitt der damals 14-Jährige Max während eines Wochenendausflugs mit der Familie nach Holland eine massive Hirnblutung aufgrund einer angeborenen Gefäßveränderung. Als Folge litt er am „Locked in-Syndrom“, das er entgegen den Prognosen von Ärzten überwunden hat. Obwohl sein Kopf funktioniert, ist er körperlich fast vollständig gelähmt und fast unfähig, sich zu artikulieren.

Zwar liest Rüdiger Becker, der Schuldirektor der Wilhelm-Bläsig-Schule am Hegau-Jugendwerk, aus dem Buch vor, doch Max ist selbst in der Lage, auf die zahlreichen Fragen aus dem Auditorium Antworten zu geben und das sehr schlagfertig, warmherzig und geistreich. Er erzählt von seinem Alltag, der von Therapien geprägt sei.

Logopädie-Training zahlt sich aus

Zum Beispiel müsse er viermal in der Woche zum Logopädie-Training. Doch das habe sich inzwischen ausgezahlt, denn nach und nach habe sich seine Atmung so verbessert, dass er inzwischen in der Lage sei, immer längere Sätze in einem Atemzug zusammenzubringen. Zwar falle ihm Vieles noch schwer, doch dass er nun wieder zurück im Leben sei, daran habe seine Mutter den größten Anteil.

Er dankte vielen Menschen des Jugendwerks, die ihm geholfen hätten, so Sprenger. Mit einem Augenzwinkern dankte er auch seinem Deutschlehrer Christian Otto für grammatikalisches Rüstzeug.

Max Sprengers Ziel: Anderen Mut machen

Das Buch zu schreiben sei, wie Max gesteht, auch eine Art Selbsttherapie gewesen, die ihm geholfen habe, seine Situation zu reflektieren und nicht in Depressionen und Selbstmitleid zu verfallen. Zwar habe er fürchterlich umständlich mit einem Finger den Text ins Smartphone getippt, doch das klare Ziel, seine Geschichte in Buchform mitzuteilen und anderen durch sein Schicksal Mut zu machen, habe ihn unbeschreiblich motiviert. Zum Schluss gab es für Max Sprenger noch viel zu tun, denn er musste viele Exemplare seines Buches signieren.