Über ein Vierteljahrhundert haben Luzia und Andreas Deuschle als Ochsenwirt im ältesten Gasthaus von Gutmadingen Geschichte geschrieben. Nun ist endgültig Schluss, die Deuschles werden ihre vertraute Heimat an der Donau verlassen und in den nächsten Wochen nach Riedöschingen umziehen. Dort haben sie ein Haus erworben und wollen dies noch renovieren.

Im Mai 1994 kamen sie aus Sunthausen nach Gutmadingen und übernahmen den Ochsen, den sie im Februar 1994 käuflich erworben haben. Andreas Deuschle stammt aus Denkingen, seine Frau Luzia aus Mundelfingen. Alwine Huber hat den Ochsen nach dem Tod ihres Mannes allein bewirtschaftet, zog dann zu ihrem Sohn Karl nach Schwörstadt und ist hochbetagt vor wenigen Jahren verstorben. Der Ochsen ist das älteste Gasthaus von Gutmadingen und war jahrhundertelang mehr oder weniger die Festhalle von Gutmadingen. Sämtliche größeren Veranstaltungen fanden im Ochsen statt, der auch über den größten Saal verfügte.

Der Ochsen war einmal auch die Kantine der Kramerwerke

Erst nach dem Umbau der Schule zum Gemeinschaftshaus verlagerte sich ein Teil der Veranstaltungen in die Halle, künftig werden es alle sein. In früheren Jahren waren dort Tanzveranstaltungen an Kirchweih, Hochzeiten, aber auch die Kommunalpolitik war dort mit Bürgerversammlungen, viele Vereine hatten ihre Generalversammlungen oder auch Theaterveranstaltungen. In Zeiten, als die Kramerwerke noch über 200 oder gar 300 Mitarbeiter und keine Kantine hatten, war der Ochsen die Kantine und hatte viele Abo-Essen.

Die letzte Aktion in diesem Jahr, als sich der Ochsen noch füllte, war die Fasnet. Schon zum Jahresende 2019 haben die Deuschles aber mitgeteilt, dass der Ochsen geschlossen werde, lediglich für größere Veranstaltungen oder auch Feiern ab 20 Personen stünden die Räumlichkeiten noch zur Verfügung. Wirtschaftlich lohnt sich eine solche Gaststätte auf dem Land nicht mehr, betont Andreas Deuschle. Der Stammtisch wurde immer kleiner, weil viele Stammgäste, die dort auch zum Cegospielen regelmässige Gäste waren, verstorben sind. Corona hat nun auch Veranstaltungen größerer Art wie auch Familienfeiern gestrichen.

Keine der beiden Töchter wollte das Gasthaus übernehmen

Beruflich haben sich Luzia und Andreas Deuschle schon länger anderweitig orientiert und den Ochsen als Nebenerwerb bewirtschaftet. Sie haben gehofft, dass eine der beiden Töchter vielleicht einmal den Ochsen übernimmt. Beide haben aber nun klar mitgeteilt, dass sie kein Interesse haben – was dann den Ausschlag gegeben hat, die 26-jährige Arbeit als Ochsenwirt zu beenden. Verkauft ist das Gebäude noch nicht, Verhandlungen laufen, wie Andreas Deuschle sagt, vieles an Mobiliar des Gastronomiebereiches ist aber bereits verkauft. Deutschle war auch Sammler alter Postkarten, die teilweise eine Rarität sind. Diese Bilder bleiben in Gutmadingen, der Heimatverein übernimmt die komplette Sammlung. „Ich habe weit mehr dafür bezahlt als ich nunmehr erlöse, aber diese Karten sind ein Stück Gutmadingen und sie sollen auch in Gutmadingen bleiben“, versichert Andreas Deuschle.