Die beiden guten Nachrichten vorweg: Bisher gibt es auf der Insel Mainau noch keinen Corona-Fall oder einen Verdacht darauf, bestätigte Pressesprecherin Andrea von Maur auf SÜDKURIER-Nachfrage. Auch der Zutritt auf die Blumeninsel sei nach wie vor möglich – das jedenfalls war der Stand am Montagnachmittag.

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Unklar war am Abend, wie sich die von Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündeten, weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens auf die nach Besuchern zweitgrößte Freizeitattraktion am Bodensee auswirken. Nach Aussagen der Kanzlerin sollen auch Freizeiteinrichtungen geschlossen werden. Ob und wann die rund 1,2 Millionen Besucher jährlich zählende Mainau von diesen Vorgaben erfasst wird, stand zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.

Auch sonst hat die Corona-Krise auch die Mainau erfasst. „Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Es geht darum, die Ausbreitungskette zu unterbrechen“, sagt Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte nachdrücklich. Die Mitarbeiter seien geschult und aufgefordert, besonders aufs Händewaschen und auf Desinfektion zu achten. Besucher mit einschlägigen Symptomen würden gebeten, die geschlossenen Räume nicht zu betreten.

Schmetterlingshaus und Teile des Schlosses geschlossen

„Der Schaubereich des Schmetterlingshauses ist bereits seit Freitag geschlossen“, berichtet Gräfin Bettina. Die hohe Luftfeuchtigkeit wäre bei der Übertragung des Virus ausschlaggebend, die vergleichsweise hohe Temperatur würde jedoch nicht so ins Gewicht fallen. Da die Temperatur aber so hoch bleiben müsse, sei auch eine Lüftung nicht möglich. Anders ist dies im Palmenhaus. Dort werde derzeit die traditionelle Orchideenschau zum Start ins Blumenjahr aufgebaut, berichtet Gräfin Bettina. Der hohe Raum lasse sich sehr gut lüften, daher bleibe das Haus für Besucher geöffnet.

Die Mainau-Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte.
Die Mainau-Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Ab heute ist allerdings der Zutritt zu den öffentlichen Teil des Barockschlosses nicht mehr möglich. Das betrifft das Schlosscafé, die Schlossboutique, das Hutatelier von Gräfin Diana und die Toilettenanlage. Davon betroffen ist auch die Ausstellung „Frühlingsträume“, die in zwei Schlossräumen aufgebaut ist. „Das ist sehr, sehr schade, aber wir lassen uns vom Verantwortungsbewusstsein lenken“, erläutert die Geschäftsführerin. Insbesondere im Bereich des Cafés und der Boutique sei es zu eng, um einen ausreichenden Abstand zwischen den Menschen zu ermöglichen.

Betroffene haben Verständnis

Hart trifft es auch all diejenigen, die Veranstaltungen auf der Mainau durchführen wollten. Alle Betroffenen hätten verständnisvoll reagiert, berichtete die Gräfin. Einige hätten aus Eigeninteresse abgesagt, um beispielsweise Familienmitglieder zu schützen. Nach den Aussagen der Bundeskanzlerin vom Montagabend sollen auch private Familienfeste bis auf weiteres nicht mehr stattfinden – das ist bitter für die Mainau, für die die Ausrichtung von Hochzeiten ein wichtiger Geschäftsbereich ist. Nach Möglichkeit werde gemeinsam nach einem Ersatztermin gesucht. „Wir haben mit allen gesprochen und bleiben in Kontakt“, erläuterte sie.

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Die Geschäftsführerin rechnet damit, dass viele Besucher zum Essen und Trinken lieber draußen sitzen werden. Das aktuelle, sonnige Wetter kommt diesem Wunsch durchaus entgegen. Um dem erwarteten Bedarf zu entsprechen, werde der Würstlegrill früher als sonst geöffnet. Auch der Außenbereich der gegenüberliegenden Schwedenschenke werde sicher mehr als sonst genutzt werden. „Vielleicht öffnen wir auch den Biergarten am Hafen früher“, erklärt sie. Die Rothaus-Seeterrassen werden ebenfalls wie geplant zum Wochenende hin öffnen. „Auch die Souvenirshops werden alle ganz normal geöffnet“, kündigt Gräfin Bettina an.

Ostern wird besonders heikel

Die Geschäftsführerin rechnete in ihrer Lagebeurteilung vom Montag damit, dass viele Besucher zum Essen und Trinken lieber draußen sitzen werden. Das aktuelle, sonnige Wetter kommt diesem Wunsch durchaus entgegen, die Mainau wollte darauf schnell reagieren, wie es hieß. Eine Herausforderung stünde der Mainau noch bevor, sollte sie bis dahin den Betrieb aufrecht erhalten können und das Wetter an Ostern frühlingshaft-sonnig sein. Im Eingangsbereich auf dem Festland stehen dann die Menschen dicht gedrängt. „Wir müssen Maßnahmen für einen entzerrten Zutritt treffen. Aber die Details sind noch nicht klar. Ostern ist zum Glück nicht morgen“, erklärte Gräfin Bettina.

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Der Start ins Blumenjahr wird üblicherweise mit Pressevertretern und Geschäftspartnern gefeiert. Dies hätte planmäßig am kommenden Donnerstag sein sollen. Auch diese Veranstaltungen werden aus gesundheitlichen Überlegungen abgesagt. Denkbar sei, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, erläuterte Gräfin Bettina. „Da würde sich die Wiedereröffnung des Torkelkellers anbieten“, fügt sie hinzu.

Ob und welche Einschränkungen es noch geben wird, lässt sich schlecht vorhersagen. „Wir beobachten natürlich, was die öffentliche Hand macht“, betont die Geschäftsführerin. „Als Unternehmen müssen wir das genau beobachten. Wir sind vorbereitet, die Mitarbeiter sind ruhig und gelassen und pflegen einen sehr professionellen Umgang, der uns zuversichtlich stimmt“, sagt sie zufrieden. „Informationen werden wir auf unserer Homepage und in den sozialen Medien veröffentlichen.“

Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, seien auf mobiles Arbeiten vorbereitet. „Sie können beispielsweise von zuhause arbeiten. Das funktioniert recht gut. Daher war das kein Hexenwerk“, erläutert Gräfin Bettina. Für Mitarbeiter in der Küche oder im Service sei das aber keine Alternative.

Mainau rechnet mit weniger Besuchern

Über 1,2 Millionen Besucher kommen jährlich auf die Mainau. Wie sich die Zahl dieses Jahr entwickelt, dürfte besonders spannend werden. „Wir rechnen mit wenig bis gar keinen Busreisen“, erklärt die Geschäftsführerin noch bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel ein grundsätzliches Verbot für Bus-Gruppenreisen ankündigte. Mit der Grenzsperrung werden auch die Gäste aus der Schweiz bis auf weiteres ausbleiben, ebenso die aus Italien. Auch bei Gästen im Alter von über 60 rechnet sie mit einem Rückgang. Die Insel Mainau bleibe als Frischluft- und Freiluft-Betrieb trotzdem für Individualgäste attraktiv. „Unsere Kreativität ist gefragt“, sagt die Gräfin nachdrücklich.

Gräfin Bettina ist trotz allem zuversichtlich: „In den vergangenen Jahren haben wir uns eine gute Stabilität erarbeitet, daher mache ich mir keine Sorgen“, sagt sie. „Die Politik hat ja gewisse Möglichkeiten in Aussicht gestellt. Da werden wird dann sehr gerne darauf zurückgreifen“, betont sie.