Das Bodenseeforum hat die Konstanzer Politik in den vergangenen Jahren scheinbar endlose Grundsatzdebatten gekostet. Seiner Verantwortung ist sich der Gemeinderat dabei bewusst: Das Veranstaltungshaus hat jedes Jahr ein Defizit in Millionenhöhe. Aller Voraussicht nach wird es ein Zuschussbetrieb bleiben. Dafür aber haben sich die Räte jetzt allerdings bewusst entschieden.
Bodenseeforum als Veranstaltungshaus für Konstanzer
Eine knappe Mehrheit stimmt für die Entscheidung, das Bodenseeforum künftig als städtisches Veranstaltungshaus zu führen. Ziel ist es, es als Haus für die Konstanzer Bürger zu führen, es für Feiern und Kulturveranstaltungen für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Tagungen und Kongresse sollen dort weiterhin stattfinden, sind aber nicht das einzige Geschäftsmodell.

Höherer Zuschussbedarf
Es ist ein klares Bekenntnis der Räte zu einer bürgerfreundlichen Nutzung. Denn wirtschaftlicher für die Stadt wäre die Variante eines privat betriebenen Kongresszentrums, das sich vor allem an auswärtige Gäste richtet. Die gewählte Variante wird einen Zuschussbedarf von etwa drei Millionen Euro im Jahr haben.
Viele Veranstaltungen benötigen ein breites Gastronomie-Angebot
Den von der Stadtverwaltung bevorzugten Gastronomieanbau, der 5,2 Millionen Euro gekostet hätte, lehnen 20 Stadträte ab. Geschäftsführerin Ruth Bader hatte den Anbau empfohlen, weil es damit möglich sei, Veranstaltungen in die Buchung aufzunehmen, die eine große Zahl an Gästen mit Essen versorgen müssen.
Mehr Veranstaltungen für die Bürger – das schätzen die Stadträte
Till Seiler (Freie Grüne Liste) spricht von einem Kurswechsel in der Entwicklung des Bodenseeforums. „Der Hauptfokus liegt jetzt nicht mehr auf auswärtigen Tagungsgästen“, sagt Seiler. Das mache es ihm möglich, der Variante zuzustimmen. Beim Gastronomie-Anbau für rund fünf Millionen Euro habe er größere Bedenken. „Wir brauchen neben dem Konzil noch Veranstaltungsräume“, sagt Roger Tscheulin (CDU). Konzil und Bodenseeforum zusammen könnten die Angebotsvielfalt steigern. Auch Jürgen Ruff (SPD) spricht sich für die städtische Variante aus: „Es gibt einen Trend, dass sich Bürger hier nicht mehr zuhause fühlen. Das darf sich nicht fortsetzen.“
Die Bedenken der Räte
Nicht alle können sich mit der Variante anfreunden: „Bis 2025 würden wir einen Verlust von 14,4 Millionen Euro aufsummieren“, sagt Achim Schächtle (FDP). Er bevorzugt daher einen privaten Betreiber. Simon Pschorr (Linke Liste) findet deutliche Worte: „Ich stelle den Antrag, das Haus nicht weiter zu betreiben. Ich schlage vor, einen Schlussstrich unter das Veranstaltungskonzept zu ziehen.“ Anne Mühlhäußer (FGL) rechnet vor, wie man die bereits investierten 25 Millionen Euro hätte verwenden können: „Dafür hätten wir bereits zwei Jahre kostenlosen öffentlichen Verkehr.“
Wie es weitergeht
Trotz der vielen geäußerten Zweifel nimmt Ruth Bader das Abstimmungsergebnis positiv auf. „Uns freut, wie deutlich sich der Gemeinderat für ein städtisches Haus entschieden hat“, sagt sie auf Anfrage des SÜDKURIER. Noch vor wenigen Monaten sei sie sich der Unterstützung des Gemeinderats nicht sicher gewesen.
Schon ein halbes Ja erfreut die Geschäftsführung
Dass es nur ein halbes Ja zu dem von der Verwaltung bevorzugten Konzept ist, da der Anbau abgelehnt wird, stört sie nur bedingt. Büro- und Lagerflächen sowie eine funktionierende Gastronomie seien aus ihrer Sicht notwendig, diese Notwendigkeit hätten die Räte aber nicht abgesprochen. „Es sind die Kosten, die ihnen Sorgen bereiten“, so Bader.
Es fehlt an Lager- und Büroräumen
Bei der Positionierung des Hauses werde schnell erkennbar werden, wo dessen Grenzen liegen. „Mehr Veranstaltungen bedeuten auch mehr Personal, mehr Lagerflächen. Wir werden Manches nicht umsetzen können, weil die Gastronomie fehlt“, sagt Bader voraus. Sie sei aber optimistisch, dass man viele Feiern dennoch anbieten könne, wenn die Kunden sich flexibel zeigten.
Personal als Schlüssel
Für das Team des Bodenseeforums sei zentral, dass es nun ein grundsätzlich positives Signal gebe. „Wichtig war für die Mitarbeiter auch, dass jegliche anderen Szenarien abgelehnt wurden, etwa ein Bürgerentscheid oder die Option, das Konzept nach fünf Jahren erneut zu hinterfragen“, erläutert Bader. Mit diesem Wunsch war die Geschäftsführerin vor die Räte getreten: dem Team eine Perspektive zu geben. Hätten sie diese nicht bekommen, wäre es extrem schwierig gewesen, das Personal zu halten, sagt Ruth Bader in der Sitzung.