Konstanz – Knödelesser sind bessere Menschen. So einfach lässt sich laut Janine Trappe zusammenfassen, warum sich die Anstrengungen der vergangenen Monate gelohnt haben. Sie ist eine von vier Gründern des Konstanzer Jungunternehmens Knödelkult. Gemeinsam mit Matthias Helmke, Felix Pfeffer und Raimund Keinert entwickelte sie 2016 die Idee, Knödel aus nicht verkauftem Brot herzustellen und diese dann in Einmachgläsern zu verkaufen. "Die emotionale Bindung an Essen ist riesig, gerade in Deutschland spielt Brot eine solch große Rolle", beschreibt Matthias Helmke die Aussichten, ein Unternehmen um Knödel aufzubauen.
Der Plan ließ sich gut an, über eine Schwarmfinanzierung im Internet fanden sich schnell die nötigen Unterstützer. "Da ging es uns darum, zu merken, ob unsere Idee auch einen Markt hat", erinnert sich Helmke. Wer wachsen will, muss professionell werden. Umso mehr, wenn es sich beim Produkt um ein Nahrungsmittel handelt, dessen Herstellung strengen hygienischen Vorgaben unterliegt. Die Produktion der Knödel aus nicht mehr verkauftem Brot musste also von der heimischen WG-Küche Helmkes in eine Gastronomieküche verlagert werden.
Dann wurde es öffentlich plötzlich ruhig um Knödelkult. So ruhig, dass Fans und Vorbesteller fürchten mussten, Knödelkult müsste vorab die Segel streichen. "Es gab Hindernisse bei der Organisation einer geeigneten Küche, die wir so nicht erwartet hätten", sagt Janine Trappe. Das habe für Verzögerungen gesorgt. Und für Sorgenfalten, auch bei den Gründern. "Zu dieser Zeit war es wichtig, dass uns so viele Leute Mut gemacht haben", erinnert sich Trappe. Mitgründer Matthias Helmke ergänzt: "Aufgeben war nie eine Option, die Menschheit kann schließlich auch zum Mond fliegen."
Nicht zum Mond, aber in den eigenen Online-Shop von Knödelkult und ab Ende Juni auch in die Filialen von Edeka-Baur haben es die Knödel im Glas geschafft. "Unser Ziel ist, in allen Filialen am ersten Tag unsere jeweils 60 Gläser verkauft zu haben", sagt Helmke. Klein denken könne schließlich jeder. Die Herstellung übernehmen ab sofort Konstanzer Profis mit einer Großküche, nachdem die 3000 Knödel für die Unterstützer der Schwarmfinanzierung noch in Gottmadingen hergestellt wurden. Die vier Gründer kümmern sich fortan um die Arbeit im Hintergrund – also um Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung.
Zwei neue Produkte stehen bereits fest: Bald kommt der sogenannte Dödel im Knödel – ein Brezel-Knödel mit eingebackener Weißwurst. Im Winter soll ein süßer Bratapfelknödel folgen. Außerdem arbeiten die vier mit Lebensmitteltechnikern an der längeren Haltbarkeit. "Unser Ziel ist die Marke von einem Jahr", kündigt Helmke an. Damit noch mehr Knödelesser gute Menschen werden können.
Zu gut für die Tonne
Anfang April hat Knödelkult den Bundespreis für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung in der Kategorie Produktion gewonnen. Zur Auswahl standen insgesamt etwa 200 Projekte. Der Preis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft geht aus der Initiative "Zu gut für die Tonne" hervor. Deren Ziel ist es, das Bewusstsein für Lebensmittel zu verändern. Laut einer Studie der Universität Stuttgart landen pro Einwohner in Deutschland 82 Kilogramm Lebensmitteln im Jahr im Müll. Diese Zahl soll sich bis 2030 halbieren. (bbr)