Luisa Rische

82 Kilogramm Lebensmittel pro Person landen in Deutschland im Jahr im Müll. Insgesamt sind das 6,7 Millionen Tonnen. Lebensmittelverschwendung ist ein Problem, das hat eine Studie der Universität Stuttgart ergeben, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert hat. Ein vierköpfiges Start-up aus Konstanz möchte mit seiner Idee dem Wegwerf-Trend entgegenwirken. Fast 500 Brotlaibe haben sie bereits vor dem Müll gerettet – das zeigt zumindest der Zähler auf der eigenen Homepage an.

Selbst gemachte Einweckknödel aus nicht verkauftem Brot vertreiben – das ist das Modell von   Knödelkult.   Wer dahinter steht? Matthias Helmke (27), Janine Trappe (30), Raimund Keinert (34) und Felix Pfeffer (33), Geburtsstätte war die Innowerkstatt des Technologiezentrums. "Was mittlerweile ein Business Case ist, hat mit einer Ulk-Idee angefangen", erklärt Felix Pfeffer. Der Plan entstand – wie so oft – am Stammtisch. "Wir saßen lange zusammen, bekamen Hunger und Matze meinte, er habe Bock auf Knödel", erzählt Janine Trappe. Sie sponnen die Idee weiter: Knödel mit regionalen Produkten selbst zubereiten, nicht verkauftes Brot vom Bäcker retten, im umweltbewussten Glas lange haltbar machen. Auch der Name war noch in der gleichen Nacht gefunden. "Das Ganze hatte dann sofort eine Indentität und nahm recht schnell konkrete Formen an", sagt Raimund Keinert.

Den eigentlichen Grundgedanken hatte Hobbykoch, Knödelfan und Maschinenbauer Matthias Helmke. "Die Idee ist ja keine neue: Knödel aus reifem Brot im Glas einzuwecken, das haben unsere Omas und Uromas schon gemacht." Mit Knödelkult versuchten sie nun, das traditionelle Gericht in die Moderne zu bringen, erläutert er. Anfang August haben die Vier deshalb ein Crowdfunding-Projekt gestartet. Mittlerweile haben sie 120 Prozent der Finanzierung von 177 Unterstützern zusammen. Und das Ganze läuft noch bis zum 22. September. "Sonst ist es so, dass man solche Ideen anschieben und vorantreiben muss, aber die zieht uns einfach mit", erklärt Helmke.

Mit dem Projekt nehmen die Jungunternehmer an einem Wettbewerb der Crowdfunding-Plattform Startnext teil. Die ersten zwei Plätze erhalten 5000 Euro. "Der Grund, warum wir an dem Wettbewerb teilnehmen, ist vor allem zu erfahren, ob die Menschen überhaupt Knödel im Glas haben wollen", erklärt Janine Trappe. Das wollen sie offenbar. Knödelkult liegt beim Wettbewerb auf Platz zwei und das Crowdfunding-Projekt hat Wellen geschlagen: Die vier Macher stünden in Gesprächen mit einem Produktionsteam für einen Fernsehbeitrag, außerdem haben sich regionale Lebensmittelverkäufer gemeldet und ein Fan aus Bali, der die deutschen Einweckknödeln auch nach Asien bringen möchte.

Zurzeit stehen die Vier mit mehreren Bäckereien in Verhandlungen, außerdem suchen sie eine Produktionsstätte. Denn: Lebensmittel zum Verkauf können nicht in jeder beliebigen Küche hergestellt werden. Noch gibt es nur Brototypen – so nennen es die Vier – für die eigenen Freunde. Ab Ende Dezember aber – das ist der Plan – soll es im eigenen Onlineshop die ersten Einweckknödel zu kaufen geben. Im Sortiment gibt es dann zwei feste Knödelprodukte. Dazu kommen saisonale Knödel: Bärlauchknödel im Frühjahr oder Kürbisknödel im Herbst.

Das Vorhaben: dem Knödel neues Leben einzuhauchen. "Es gibt eine unglaubliche Sortenvielfalt von allen Lebensmitteln, wie zum Beispiel der Pizza", sagt Helmke. Dem Knödel aber sei man bisher nicht gerecht geworden. "Der hat's irgendwie nicht geschafft." Das wollen die Vier in Zukunft ändern.

Unterstützung

Jeder kann das Projekt im Internet auf der Crowdfunding-Plattform Startnext unterstützen. Mit dem Geld, das sie online generieren, wollen die Jungunternehmer eine Brotschneidemaschine kaufen, um einen der aufwändigsten Schritte in der Knödelherstellung zu vereinfachen. Außerdem möchten sie die langfristige Mitnutzung einer Küche, die den hygienischen Anforderungen entspricht, verwirklichen.