
Mit einer Kontrollfahrt durch die Straßen der Konstanzer Altstadt wollte die Feuerwehr auf die Gefahren des Falschparkens hinweisen. SÜDKURIER-Mitarbeiterin Aurelia Scherrer hat frustrierte Feuerwehrleute erlebt und erklärt, wie gefährlich das Falschparken im Ernstfall sein kann.
Hüetlinstraße
Die Drehleiter steckt fest. Trotz aller Rangierkünste von Fahrzeugführer Andreas König ist es unmöglich, das große Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Konstanz von der Zogelmannstraße um die Kurve in die Hüetlinstraße zu manövrieren. Ein Auto steht im Weg.
Die Feuerwehrleute sind froh, dass sie nicht auf einer Einsatz-, sondern auf Kontrollfahrt gemeinsam mit dem Gemeindevollzugsdienst sind, um im Rahmen einer konzertierten Aktion die Straßen und Gassen in der Altstadt einer Feuerprobe zu unterziehen und die Durchfahrtsbreiten zu testen.
"Jetzt haben wir Zeit und Ruhe. Wenn es brennt und einer am Fenster hängt – Adrenalin pur", stellt Andreas König fest. Er will sich eigentlich gar nicht ausmalen, wie es ist, nicht mit der lebensrettenden Drehleiter an ein brennende Haus gelangen zu können. Diese Hilflosigkeit und Machtlosigkeit will keiner der Einsatzkräfte erleben müssen.
Kostbar und wichtig ist daher die Testfahrt am Samstagabend, die Licht ins Dunkel bringt. Es geht nicht vorrangig darum, Knöllchen zu verteilen und Parksünder zu ahnden, obwohl auch das während der Testfahrt passiert.
Vielmehr geht es darum, die Bevölkerung auf die Sinnhaftigkeit der Reglements hinzuweisen und anschaulich zu machen, welche gravierenden Auswirkungen gedankenloses Fehlverhalten im Notfall haben kann. Denn letztlich geht es "um Leib und Leben", wie es Manuel Lopez, Leiter des Gemeindevollzugsdienstes der Stadt Konstanz, auf den Punkt bringt.
Das Scheitern in der Zogelmann-/Hüetlinstraße ist nicht einem Falschparker, sondern einem falsch platzierten Parkplatz geschuldet.
Klar ist: "Der Parkplatz muss weg", sagt Feuerwehrmann Uli Wehner und stellt die rhetorische Frage: "Was ist wichtiger: Ein Parkplatz oder die Sicherheit der Bevölkerung?" Manuel Lopez wird diesen Missstand umgehend an die zuständigen Fachämter weiterleiten, um rasch eine Änderung herbeizuführen.
Kreuzlinger Straße
Ein Schmunzeln entlockt den Einsatzkräften die Szenerie in der Kreuzlinger Straße. Viele falsch parkende Fahrzeuge, die die Durchfahrt massiv behindern.
Die unüberseh- und unüberhörbare Fahrt der Einsatzkräfte verfehlt ihre Wirkung nicht. Aus den Kneipen und Restaurant eilen Menschen und retten ihre Autos. "Merkwürdig, dass alle Leute rausstürmen und ihre Autos wegfahren. Das ist untypisch", meint Lopez aus Erfahrung. "Nachts um 3 Uhr passiert das nicht", betont Feuerwehrmann Dietmar Berger.
Stephansplatz
Was sie am Stephansplatz vorfinden, war allen Beteiligten bereits im Vorfeld klar: Die Sperrstreifen in der Mitte des Platzes, die als Zufahrt bei einem Einsatz in der Stephansschule dienen, sind zugeparkt.
Ein absolutes Tabu. "Eine Sperrfläche darf man nicht einmal überfahren", stellt Manuel Lopez fest. Die Autos werden abgeschleppt.
All jene aber, die vor den Augen des Gemeindevollzugsdienstes über die Sperrfläche fahren, werden nicht geahndet. Päpstlicher als der Papst will keiner sein.
Niederburg
Die engen Gassen in der Niederburg sind per se eine Herausforderung. Motorroller und Fahrräder sind stellenweise Hindernisse, die von den Feuerwehrleuten weggeräumt werden müssen, damit die Drehleiter überhaupt durchfahren kann.
"Fahrräder werden zunehmend zum Sicherheitsproblem", stellt Manuel Lopez fest.
Andreas König, der am Lenkrad sitzt und aufgrund der Enge nicht einmal aussteigen kann, erläutert das, woran eigentlich niemand denkt: Die Dimension von Feuerwehrfahrzeugen. "2,50 Breite plus 30 Zentimeter Spiegel an den Seiten. Deshalb brauchen wir die drei Meter Durchfahrtsbreite", sagt er. Von den Ausmaßen eines normalen Wagens könne man eben nicht ausgehen.
Dann geht es weiter mit der Fahrt. Passanten staunen, wie König das große, rote Auto durch engste Passagen lenkt. Seine Kameraden weisen per Funk ein, wenn nur wenige Zentimeter zwischen Fahrzeug und Hindernis übrig bleiben.
Eine spektakuläre Schau, welche die Beobachter so schnell nicht vergessen werden. Ihnen wurden die Augen geöffnet, dass scheinbar breite Straßen eben nicht unbedingt breit genug für Feuerwehrfahrzeuge sind. In Zukunft will die Feuerwehr solche Fahrten regelmäßig und unangekündigt durchführen.