Ein Penthouse in einem Mehrfamilienhaus am Rand der Altstadt. 257 Quadratmeter, vier Balkone in alle Himmelsrichtungen, hohe Decken, Dachpool, Sauna, Kaminofen und zwei Stellplätze im Autoaufzug. Wenn man das nötige Geld dafür aufbringt, kann man mit allem Komfort in unmittelbarer Nähe zum Bodensee, aber auch zur attraktiven Altstadt von Überlingen leben. Der Makler, der diese Wohnung verkauft, denkt an reiche Unternehmer, die ausgesorgt haben und am Bodensee ihren Lebensabend verbringen möchten.
Die bisherigen Eigentümer sind bereits ausgezogen und ziehen es vor, anonym zu bleiben. Sie haben dem Makler erlaubt, die Presse einzuladen und der Öffentlichkeit einen Einblick in diese exklusive Wohnwelt zu geben.
Der Mann, der diese Wohnung vermittelt, heißt Lars Tschaut. Er ist 30 Jahre alt. Und er weiß ziemlich genau, wie seine potenziellen Kunden ticken: „Das sind Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben. Die haben eine klare Machermentalität – und oft sehr konkrete Vorstellungen davon, wie sie wohnen wollen.“ Tschaut sagt das durchaus respektvoll: „Die Leute sind manchmal ein bisschen speziell.“

Von außen: unspektakulär
In Überlingen stehen zahlreiche luxuriöse Immobilien. Nach oben sind preislich keine Grenzen gesetzt. Auf dem Immobilienmarkt in Überlingen sind Makler zugange, die auch Immobilienbüros in Mailand oder Monaco betreiben – oder Kundschaft von dort generieren. Manche Überlinger Villa hat tatsächlich ihren eigenen Seezugang. Aber das bedeutet auch, dass man dann einen großen Garten pflegen muss. „Das möchte im Alter nicht mehr jeder“, sagt Tschaut. Auch Sozialneid ist so ein Thema. Mancher umgibt seine Villa mit hohen Mauern, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen. Im Fall dieser Wohnung hätte der Makler keine Bedenken. Die Wohnung sei zwar der reinste Super-Luxus, man sehe es ihr von außen aber nicht unbedingt an.

Wer sich so eine Wohnung leistet, „muss nicht mehr finanzieren“. Interessenten kämen oft aus Frankfurt, München oder Stuttgart. Viele von ihnen suchen den „luxuriösen Lebensabend am Bodensee“. Menschen mit einem Nettovermögen von zehn Millionen Euro aufwärts. Für sie sei die Wohnung kein Renditeobjekt, sondern ein persönliches Zuhause. Tschaut: „Wenn man das über die Bank finanzieren müsste, bräuchte man ein Einkommen mindestens im hohen fünfstelligen Bereich – plus Sicherheiten.“
So sieht es innen aus
„Die Wohnung ist wegen der hohen Räume zwar nicht energieeffizient, aber luxuriös“, sagt der Makler. Sie ist barrierefrei mit besonders breiten Türen, durch die ein Rollstuhl locker passt. Große Giebel- und Gaupen sowie ein Lichtschacht im Dach bescheren helle Räume. Eine Sauna für drei Personen steht im Badezimmer. Ein Kaminofen mitten im Wohnzimmer.

Es gebe weitere „Luxusdinger“, wie Tschaut sagt. Den Pool auf dem Dach erwähnt er explizit: In einer Innenstadtlage mit historischen Häusern sei das eine absolute Seltenheit. „Denn so etwas geht in Altbauten eigentlich nicht. Allein wegen der Statik“, sagt er. Auch ein Ankleidezimmer sei in einer alten Stadtwohnung oft nicht zu machen. „In Neubauten können wir den Raum so aufteilen, wie es der Lebensstil verlangt.“
Derzeit steht die Wohnung leer. Es gehört deshalb eine gewisse Portion Phantasie dazu, sich die Räume in eingerichtetem Zustand vorzustellen. Der Ton hallt durch die Räume und bleibt nirgends hängen. Es gibt derzeit keine Möbel, ein Schall schluckender Parket ist auch nicht zu finden, dafür große Fließen, die den Dimensionen angepasst sind.
„Vergleichbares Penthouse am Zürichsee wäre doppelt so teuer“
Hilfreich, sich die Wohnung eingerichtet vorzustellen, ist die riesige Eckbank aus Nußbaum. Sie ist fest mit Küchenblock und Kniestock verbunden und wird an den künftigen Eigentümer übergeben. Die bisherigen Bewohner platzierten hier einen ebenso riesigen Tisch, den sie allerdings mitgenommen haben. Über den Balkon und mit einem Kran sei das schwere Möbel problemlos abtransportiert worden, berichtet Tschaut.
Viele Makler arbeiten mit Visualisierungen mit künstlicher Intelligenz. Für den Makler ist das keine Option: „Die Menschen wollen die Wohnung spüren, sehen, anfassen.“ Deshalb denkt er nun darüber nach, mit einem Raumausstatter zusammenzuarbeiten, um die leere Wohnung mit echten Möbeln zu beleben – auch wenn der künftige Käufer am Ende alles ändern sollte.
Auch für Kunden aus der Schweiz sei das Objekt interessant: „Ein vergleichbares Penthouse am Zürichsee wäre doppelt so teuer. Für die Schweizer ist Immobilienkauf hier wie Outlet-Shopping.“ Zwei Stellplätze in einem Autoaufzug sind ebenfalls im Angebot. Tschaut: „Wer sich für so eine Wohnung interessiert, fährt meist nicht nur ein Auto – sondern mehrere, in einer gewissen Preisklasse.“