Lars Breimeier fühlt sich im Stich gelassen. Von der Politik, der Bundesregierung und dem Oberbürgermeister.

Von OB Uli Burchardt hat er einen Brief bekommen, wie alle anderen Hauseigentümer, die Vermieter oder Verpächter sind. Darin bittet der OB die Verpächter, ihren Pächtern entgegen zu kommen bei der Pacht, zu stunden oder sogar einen Teil zu erlassen.

Auch Hausbesitzer müssen Kredite bedienen

Lars Breimeier füllt mehrere Rollen aus: Er ist Hausbesitzer, Vermieter und Wirt. Er betreibt das Schweizer Eck am Döbele. Als solcher zahlt er keine Pacht, da es sich um die eigenen Räume handelt. Er hat dafür aber einen Kredit abzubezahlen, der ihn etwa 1000 Euro pro Monat kostet.

Breimeier hat den Eindruck, dass es sich die Politik zu leicht macht. Der Oberbürgermeister insofern, als er das Problem nur „nach hinten“ verschiebe – wenn die Verpächter ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten, müssten eben sie – anstelle der Pächter – in der Folge Insolvenz anmelden. In Konstanz gebe es sehr viele Klein-Verpächter, die keine Rücklagen hätten wie etwa große Immobilienunternehmen.

Sabrina und Lars Breimeier vor ihre Gaststätte Schweizer Eck. Die beiden sind enttäuscht von der Unterstützung durch Staat und Stadt und ...
Sabrina und Lars Breimeier vor ihre Gaststätte Schweizer Eck. Die beiden sind enttäuscht von der Unterstützung durch Staat und Stadt und hoffen, ihren Betrieb bald wieder öffnen zu können. | Bild: Wagner, Claudia

„Es hieß seitens der Bundesregierung, wir würden nicht im Stich gelassen“, sagt Breimeier. Die Nothilfe in Höhe von 9000 Euro, die er als Kleinunternehmer beantragen könne, sei aber nichts anderes. Mit dieser Summe komme er nicht weit.

Dennoch: Breimeier versucht sich selbst zu helfen. Er hat einen Kredit bei der KfW aufgenommen. Ihn abzubezahlen werde ihn etwa 400 Euro monatlich kosten – über die nächsten Jahre. Dabei könne er noch gar nicht einschätzen, wie hoch sein Umsatz im Schweizer Eck sein wird.

Auch Julian Müller-Nestler, Betreiber von Burro-Burro und Essbar, versucht klarzukommen. Einfach ist es auch für ihn nicht, zumal beide Gastronomien sich stark unterscheiden. Beim Burro-Burro werden die Burritos im Abhol-Service angeboten, man kann sie sich auch per Radkurier liefern lassen. Bei der Essbar sei das nicht möglich, hier erwarten die Kunden den stilvollen Restaurantbesuch. „Meine Mitarbeiter in der Essbar sind in Kurzarbeit, im Burro-Burro können zwei und eine halbe Kraft weiter arbeiten“, erläutert Müller-Nestler.

Essbar-Betreiber verhandelt mit Verpächter

Der Pächter ist bereits an seine Verpächter herangetreten. Mit einem sei er in gutem Kontakt und wie es aussehe, würden sie sich in Sachen Pacht einig. „Es wird sich eine Lösung finden, die für beide Seiten gut ist“, ist er sich sicher. Beim zweiten Verpächter warte er noch auf eine Rückmeldung.

Auch Müller-Nestler übt Kritik: die flächendeckende Schließung der Restaurants hält er für unverhältnismäßig. „Es wird am Ende viele Arbeitsplätze kosten“, ist er überzeugt und auch davon, dass es möglich gewesen wäre, bei laufendem Betrieb Abstandsregeln einzuhalten. Er glaubt aber auch, dass der Betrieb recht bald wieder aufgenommen werden kann und hofft auf Anfang Mai.

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Heinz-Josef Diestel, Betreiber des Staader Fährhauses will ebenfalls mit seinem Verpächter ins Gespräch gehen. „Wir haben die Pacht vorerst weiter gezahlt“, sagt er. Auch er hofft auf eine Öffnung im Mai, dann ginge es nur um einen Pachtmonat.

„Kommt drauf an, wer der Verpächter ist“

„Als kleines Restaurant in dezentraler Lage hält sich die Pacht in Grenzen“, sagt Diestel. Die Last einer hohen Pacht wäre sehr viel schwieriger zu tragen. „Es kommt sehr darauf an, wer der Verpächter ist“, ergänzt er. Ob dieser zum Entgegenkommen bereit sei.

Papageno-Wirt kann noch auf Rücklagen zurückgreifen

Patrick Stier ist Inhaber des Papageno, ehemals Schweizer Grenze. „Ich habe den Betrieb ein halbes Jahr geführt und dabei sehr starke sechs Monate“, sagt er und ist froh, dass er etwas Rücklage hat. Sein Vermieter stamme selbst aus der Gastronomie und verlange eine faire Pacht. Im Moment wolle er das Verhältnis nicht überstrapazieren und arbeitet stattdessen an einem Lieferkonzept.

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9000 Euro reichen für die meisten nicht

Die staatliche Unterstützung sieht er ähnlich kritisch wie seine Kollegen. „9000 Euro reichen in der Lage nicht weit“, sagt er. Es gebe aber Kollegen, die die Hilfe nötiger hätten als er.

Bernhard Ruppaner steuert die Sicht des Verpächters bei. Die Brauerei Ruppaner verpachtet manchem Wirt in Konstanz die Räumlichkeiten. „Der ein oder andere Pächter ist auf mich zugekommen“, sagt er, „wir sprechen darüber und kommen entgegen.“ Er verweist aber auch auf die eigenen Interessen: Jeder Pächter sei ein selbstständiger Unternehmer, der Staatshilfen beanspruchen könne. Sein eigenes Geschäft sei von der Krise gleichermaßen betroffen: Bier werde vor allem in Gesellschaft konsumiert, der Absatz massiv eingebrochen.