Zöllnerin ist für Sonja Müller ein Traumjob. Seit bald 30 Jahren arbeitet sie beim Zoll und bekommt als Pressesprecherin des Hauptzollamts Singen dabei auch so manchen außergewöhnlichen Fall mit. Beim Hauptzollamt in Singen, dessen Zuständigkeitsbereich ungefähr doppelt so groß ist wie das Saarland, liegt der Fokus besonders auf der Schweizer Grenze.
Die Behörde überprüft dort, welche Waren nach Deutschland kommen und welche das Bundesgebiet verlassen. Das ist eine der Hauptaufgaben des Zolls. Dabei gehe es besonders oft auch um Genuss- und Verbrauchsteuern. „Die Grenze zur Schweiz ist besonders“, erklärt Müller. Denn die Grenze liegt in einer ländlichen Gegend.

Auch clevere Verstecke fliegen auf
Dabei treffen die Beamten immer wieder auch Fälle an, deren Umstände sich als außergewöhnlich beschreiben lassen. Nicht zwingend wegen der gefundenen Ware, da kann die Zöllner kaum etwas schockieren, sondern wegen der Fundorte. So zum Beispiel 17 Kilogramm Marihuana. Die heiße Ware war in einer Box, die von außen aussah, als wäre es ein Bündel an einzelnen Brettern.
Solche Verstecke zu finden, ist auch für die Zöllner etwas Besonderes. „So was ist natürlich ein Ansporn, wenn man das richtige Gefühl hat“, sagt Müller. Dabei haben laut der Sprecherin die Beamten keine Kategorien, in denen sie kontrollieren: „Die Kunst ist nicht in Schubladen zu denken.“ So könne der Familienvater im Mercedes genauso ein Schmuggler sein wie der Fahrer eines Kleintransporters. „Es wird ja auch nicht alles aus Absicht geschmuggelt“, so Sonja Müller.
Ungekühltes Fleisch ist kein gutes Gastgeschenk
In einem Fahrzeug aus Moldawien entdeckten die Beamten im März 2024 mehr als 25 Kilo Fleisch und 76 Eier ungekühlt auf der Ladefläche. „Das Ganze sollte ein Gastgeschenk für Verwandte sein“, berichtet Müller. Bei diesem Fall gehe es um das Tierseuchenrecht, wie die Pressesprecherin weiter erklärt. Das Gammelfleisch hätte bei den Beschenkten auch ernsthafte Krankheiten auslösen können. Deshalb wurden die Produkte vom Zoll konfisziert und ans Veterinäramt übergeben.

Der Zoll kann jedoch nicht an jedem Grenzübergang kontrollieren. Auch das werde manchmal ausgenutzt, berichtet Müller. Im Zuge der verstärkten Grenzkontrollen an der Grenze zur Schweiz ist der Zoll ebenfalls mehr gefordert.
Zudem stelle die Politik weitere Ansprüche an die Behörde, kritisiert die Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft. Aufgrund von Kokainschwemmen in deutschen Häfen und der Forderung, Pakete von chinesischen Versandhändlern genauer zu prüfen, sei der Zoll derzeit nur bedingt einsatzbereit, heißt es von der Gewerkschaft in einer Mitteilung.
Viel Luxus an der Schweizer Grenze
Manche Delikte treffen die Zöllner häufiger an, als andere. „Ein Thema, das wir an der Schweizer Grenze immer wieder erleben, ist das Schmuggeln von Luxusuhren“, so Sonja Müller. Sie berichtet von einem Beispiel, bei dem eine Uhr im Wert von 71.000 Schweizer Franken entdeckt wurde.
Der Mann hatte angegeben, nichts dabei zu haben, doch die Zöllner fanden die Verpackung einer Luxusuhr, in der sich jedoch ein Parfüm befand. Die entsprechende Uhr tauchte dann auch schnell auf. Am Handgelenk des Fahrers. Dieser wollte die Uhr so möglichst unauffällig nach Deutschland bringen.
Doch auch andere Luxusgüter werden im Bereich des Hauptzollamts Singen geschmuggelt. Das wohl größte Objekt war ein Segelboot im Wert von 150.000 Franken. Diese wurde jedoch nicht heimlich über den Zoll gebracht, sondern der Besitzer hatte das unübersehbare Boot auf seinem Anhänger schlicht nicht angemeldet. „Man muss nicht alles direkt an der Grenze anmelden“, erklärt Sonja Müller dazu.

Schließlich sei es für Unternehmen sonst jedes Mal ein großer Aufwand. „Aber die Verfahren müssen eingehalten werden“, so die Zöllnerin weiter. Auch Oldtimer und Gebrauchtwagen sind immer wieder ein Thema für die Beamten hier im Kreis.
Artenschutz ist auch Teil der Aufgaben
Sonja Müller zeigt aber auch einige Funde, die über den klassischen Luxus hinausgehen. So zum Beispiel liegen auf dem Tisch im Hauptzollamt Gürtel und Taschen, die aus Krokodil- und Schlangenleder hergestellt sind. Auch einen Kerzenhalter, der zum Teil mit Spießstacheln des Stachelschweins verziert wurde, hat Müller aus der Asservatenkammer geholt.

Ein besonders gruseliges Highlight ist dabei ein Saiteninstrument, dass aus dem Panzer einer Schildkröte gebaut wurde. In solchen Fällen ist auch der Artenschutz eine Aufgabe des Zolls. Die Tiere sollen geschützt werden, indem es keinen Markt für derartige Produkte gibt. Die betroffenen Teile werden dann vom Zoll beschlagnahmt und nach dem Verfahren vernichtet.
Doch neben Tierprodukten und Luxusuhren findet sich manchmal auch andere teure Produkte, die nicht unter Luxus fallen. So zum Beispiel drei gebrauchte Ultraschallgeräte inklusive 166 Ultraschallsonden. Das Ganze in einem Wert von 36.000 Euro. Sonja Müller erklärt, dass der Zoll nicht kontrolliert, um andere zu gängeln: „Die Abgaben dienen der Gesellschaft“, sagt sie. „Es ist nicht verboten, Geld und Waren nach Deutschland zu bringen. Allerdings sollte man sich vorher informieren.“