Die Zukunft der Narrizella Ratoldi dürfte auch in den kommenden Jahren gesichert sein. Allein die Hansele, die mit 748 Mitgliedern größte Teilgruppe des Fastnachtsvereins, sorgt mit ihrem stetigen Zuwachs für den Fortbestand der Narrizella. Das war nur eine der vielen Informationen, die auf Jahreshauptversammlung im Kleinen Saal des Milchwerk, bekannt gegeben wurden.

Auch sonst steht der Verein auf soliden Füßen. Denn auch die Finanzen sind geordnet. Die mit rund einer viertel Million Euro stattlichen Ein- und Ausgaben der Narrizella im Jahr 2023 spiegeln die Dimensionen wider und lassen den bürokratischen Aufwand erahnen, den die Mitglieder der Narrizella jedes Jahr aufs Neue leisten müssen. Der wächst ihnen mitunter sogar über die Köpfe, wie gleich mehrfach in der Versammlung deutlich wurde.

Milchwerk-Miete soll sich verdoppelt haben

Die schärfsten Worte fand in diesem Zusammenhang Oberholzer Andreas Fiedler, der in seinem Jahresbericht über die hohen Kosten bei der Miete der Milchwerkräumlichkeiten klagte. So hat sich nach seiner Aussage der Mietpreis seit 2020 verdoppelt: „Ich habe eine Bitte an die Stadt: Wir brauchen eine faire Preisgestaltung für Vereine, die einen wertvollen kulturellen Beitrag für Radolfzell leisten“, sagte er ohne einen direkten Ansprechpartner vor Ort. Die Vertreter der Stadt hatten sich aufgrund einer außerordentlichen Sitzung entschuldigen lassen.

Auflagen machen Veranstaltungen teurer

Zunftpräsident Martin Schäuble hätte ebenfalls gerne seine Wünsche persönlich an die Stadt gerichtet. Denn er kritisierte die zunehmenden Auflagen bei Veranstaltungen und die damit verbundenen Kosten für den Verein. Das Gespräch werde er als Vertreter der Zunft in einem anderen Punkt ohnehin suchen. Denn wie zu hören war, möchte sich die Stadt Radolfzell von dem Gebäude in der Kaufhausstraße 1 nach etlichen Jahren des Leerstands einmal mehr trennen.

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Schäuble verkündete, dass man sich in denen eigenen Reihen darüber Gedanken macht, ob und wie man in diesem Zusammenhang tätig werden könnte. „Wir nehmen das Thema ernst, weil es wichtig ist, wer neben uns ist“, sagte er. Gleichzeitig ließ er wissen, dass man eine mögliche Wohnbebauung an dieser Stelle vermeiden möchte, weil es sonst zu Problemen mit Veranstaltungen im Zunfthaus geben könnte.

Bedingungen für eine Übernahme

Teilweise bestünden bereits konkrete Ideen aus früheren Gedankenspielen. Ein Arbeitskreis solle sich in der Zukunft intensiver mit dem Thema auseinandersetzen. In jedem Fall möchten die Narrizella nur tätig werden, „wenn die Stadt eine ordentliche Mitgift gibt“, erklärte Martin Schäuble dazu abschließend.

Denn Kosten hat der Verein im laufenden Jahr genug. So müssen unter anderem die Fassade und das Dach des Narrenschopfs erneuert werden. Und auch das Narrenbaumloch auf dem Marktplatz benötigt eine Ertüchtigung, die allein mit rund 25.000 Euro kalkuliert wird.

Wurden von Otto Gäng (Dritter von links), dem Vizepräsidenten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und ...
Wurden von Otto Gäng (Dritter von links), dem Vizepräsidenten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und Zunftpräsiednt Martin Schäuble (links) für ihre besonderen Verdienste für das Fastnachts-Brauchtum ausgezeichnet: (untere Reihe) Monika Weishaupt, Jörg Siegmund Peter Jungert, Peter Aschinger sowie (obere Reihe, von links) Uwe Guduscheit, Sascha Hain, Thomas Uhl. Auf dem Foto fehlt Dieter Karrer. | Bild: Gerald Jarausch

Weitaus erfreulicher sind die internen Jubiläen, die man in den Reihen der Narrizella in den kommenden Jahren feiern kann. So wird die Hanselegruppe im Jahr 2025 stolze 75 Jahre alt, ein Jahr später gilt das gleiche für die Holzhauer.

Und schon während der Versammlung wurden gleich acht Mitglieder durch Otto Gäng, den Vizepräsidenten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) mit Orden für ihre besonderen Verdienste für das Fastnachts-Brauchtum ausgezeichnet: Jörg Siegmund, Peter Aschinger, Uwe Guduscheit, Dieter Karrer, Monika Weishaupt, Sascha Hain, Peter Jungert und Thomas Uhl. Außerdem wählten die Mitglieder mit Tobias Hagenmeyer und Mike Rieder zwei neue Personen in den Narrenrat. Thomas Bracht und Martin Schäuble wurden in diesen Ämtern bestätigt.