Für die Radolfzeller Narren war an der diesjährigen Fasnacht einiges anders als sonst. Denn die Teggingerhalle blieb aus Sicherheitsgründen zu. Sie ist für Großveranstaltungen mit vielen Besuchern nicht ausgelegt. Besonders die Narrizella musste deshalb umplanen: Preiskleppern und Ellipsenball im Milchwerk, Männerfrühschoppen in der Aula des Friedrich-Hecker-Gymnasiums.
Und auch bei den Standorten der Toiletten am Hemdglonker und den folgenden Tagen gab es einige Neuerungen. An der Seetorstraße gab es keine Toilette mehr, stattdessen an der Ecke des Rathauses und des Zunfthauses sowie hinter der Burg. Bereitete das der Zunft Probleme?
Das sagt die Narrizella zu den neuen Veranstaltungsorten
Narrizella-Präsidentin Martin Schäuble sagt: „Die Organisation hat reibungslos funktioniert und die neuen Orte sind von der Zunft und den Besuchern super angenommen worden.“ Man sei der Stadt dankbar, dass sie der Zunft bei Gebühren und Pachten entgegengekommen sei. So wurden beispielsweise auch die Kosten für den Hemdglonker in diesem Jahr erstmals zwischen Narrizella, Turnverein und Stadt gedrittelt.
Ein abschließendes Gespräch mit der Stadt stehe zwar noch aus, doch die Narrizella plane nicht, an dem diesjährigen Konzept nachzujustieren. Man sei mit dem Milchwerk und dem FHG sehr glücklich.
Und auch mit den Besucherzahlen ist Schäuble zufrieden. So seien für sein Gefühl besonders bei der Straßenfasnacht im Freien am Schmotzigen und am Sonntag so viele Menschen wie noch nie nach Radolfzell gekommen. Vor allem die vielen Familien mit kleinen Kindern am Straßenrand hätten ihn sehr gefreut. „Wir haben mit dem Wetter natürlich ein Wahnsinnsglück gehabt“, sagt er. Für Hästräger seien die Temperaturen ideal gewesen. „Und die paar Tropfen am Hemdglonker haben auch keinem geschadet“, so der Präsident.
Saalveranstaltungen bereiten etwas Sorgen
Die Saalveranstaltungen waren für Schäuble in diesem Jahr hingegen „etwas anstrengender“. Seit der Corona-Pandemie seien die Kosten für solche Veranstaltungen immer weiter gestiegen. Zudem bereiteten Auflagen und Sicherheitskonzepte immer mehr Arbeit. „Das fordert uns natürlich, aber man macht es auch gern. Wir lieben die Fasnacht“, so Schäuble.

Allerdings müsse die Zunft diese Entwicklung leider über steigende Preise an die Besucher weitergeben. „Die merken das dann natürlich auch und der Geldbeutel sitzt nicht mehr so locker“, beschreibt Schäuble. Er könne zwar keine genauen Zahlen nennen, aber vom Gefühl habe sich dies in den Besucherzahlen der Saalveranstaltungen niedergeschlagen.
Ein Vergleich zum Vorjahr sei aber schwierig, da auch andere Faktoren wie zeitgleiche Veranstaltungen auf der Höri, in Allensbach und Konstanz eine Rolle spielten. „Aber mein Gefühl ist: Wenn man die Fasnacht intensiv betreibt wie wir, dann ist es sehr kostspielig für Veranstalter und Besucher geworden“, resümiert er.
„Wunderschöne Fasnacht mit sehr vielen Besuchern“
Möglicherweise müsse man künftig darauf reagieren. So würden Einnahmen aus dem Eintritt alleine nicht mehr reichen. Und für ein Catering extra zu bezahlen, was im Milchwerk nicht notwendig war, sei nicht mehr möglich. „Vielleicht muss man künftig wieder mehr Arbeit selbst investieren oder kleinere Räumlichkeiten anmieten“, sagt Schäuble. Grundsätzlich sei man mit den neuen Veranstaltungsorten in diesem Jahr aber sehr zufrieden gewesen und wolle sie weiternutzen.

Sein Fazit fällt entsprechend positiv aus: „Ich finde, insgesamt war es eine wunderschöne Fasnacht mit sehr vielen Besuchern auf der Straße. Man merkt, die Leute haben Lust auf die Fasnacht. Aber für uns Veranstalter wird es seit einigen Jahren immer anstrengender. Denn wenn man kein großes Programm bietet, kommen die Leute auch nicht“, fasst Schäuble seinen Eindruck zusammen.
Auch Anette Wrzeszcz, Präsidentin der Froschenzunft, zieht eine positive Bilanz zum närrischen Treiben in diesem Jahr: „Das Wetter war natürlich perfekt, da gibt es nichts zu klagen. Das hat sehr viele Menschen auf die Straßen gelockt.“ Beim Narrenbaumfällen seien sehr viele Besucher gekommen, mehr als im Vorjahr.
Und auch beim Damenkaffee und dem Kinderball seien mehr Leute gekommen als in den Vorjahren. Organisation und Ablauf hätten jeweils wie geplant funktioniert. „Damit sind wir sehr zufrieden. Es war eine schöne Fasnacht“, sagt sie.