Die letzte Sitzung des alten Böhringer Ortschaftsrates und die anschließende konstituierende Sitzung fand vor ungewöhnlich großer Publikumskulisse statt. Sie brachte auch einige Überraschungen und Änderungen mit sich: Ortsvorsteher Bernhard Diehl wurde nach 20-jähriger Amtszeit nicht nur in dieser Funktion verabschiedet, sondern schied auch gänzlich aus dem Rat aus. Überraschend nahm er die Wahl zum Ortschaftsrat doch nicht an.

Viele Wegbegleiter des scheidenden Ortsvorstehers hatten sich in der Mehrzweckhalle eingefunden, darunter alle Ortsvorsteherkollegen von Radolfzell – auch ehemalige –, sowie die früheren Mitarbeiterinnen der Ortsverwaltung und zahlreiche Vereinsvertreter. Sie würdigten wie Oberbürgermeister Simon Gröger mit ganz persönlichen Dankesworten das riesige Engagement Bernhard Diehls und lösten mehrfach anhaltenden Stehbeifall aus. Verbunden war der Termin auch mit der spannenden Frage, wer neuer Ortsvorsteher wird.

Ortschaftsrat hat viel voran gebracht

In der Sitzung unter alter Konstellation dankte Simon Gröger dem Gremium für die intensive Bereitschaft, mit der es sich in den vergangenen fünf Jahren für die Entwicklung Böhringens eingesetzt habe. „Es ist wichtig, dass wir die Institution Ortschaftsrat haben und damit klare Botschaften der Ortsteile an den Gemeinderat gebracht werden“, machte er deutlich.

Viele Besucher bei der letzten Sitzung des alten Ortschaftsrats und der konstituierenden Sitzung des neuen.
Viele Besucher bei der letzten Sitzung des alten Ortschaftsrats und der konstituierenden Sitzung des neuen. | Bild: Marina Kupferschmid

Große Projekte seien in den vergangenen fünf Jahren in Böhringen vorangekommen, wie die Baugebiete Nezfeldwies und Hübschäcker, Kindertageseinrichtungen und allem voran die Ortsmitte. „Wir haben die Förderung bekommen und werden das Projekt auch umsetzen“, versicherte er. „Böhringen hat sich als großer Ortsteil sehr weiterentwickelt – auch, was das Gewerbe angeht, und das muss für die Zukunft von Böhringen entsprechend Berücksichtigung finden“, unterstrich er.

Einige gehen, darunter auch der Ortsvorsteher

Aus dem Rat verabschiedet wurden Volker Waller, Heike Suhr und Tom Welte (alle Freie Wähler), Wolfgang Tietze (FDP) und Ursula Uhl-Matt (CDU). Mit dem Verdienstabzeichen in Silber des Städtetags Baden-Württemberg für 20-jährige Ratstätigkeit wurde Manfred Brunner (FDP) geehrt, der weiter dem Rat angehört.

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Diese Auszeichnung erhielt auch Bernhard Diehl für sein 20-jähriges Wirken. Insbesondere der Doppelrolle von Ortsvorsteher und Ortschaftsrat über diese Zeit zollte Simon Gröger großen Respekt. Sie spiegele einmal mehr die vielfältige Bestätigung durch die Bürger wider, seine feste Verwurzelung in Böhringen, sein Wirken mit Herz und sein Engagement für die Vereine.

Manfred Brunner bei seiner Ehrung für seine 20-jährige Tätigkeit als Ortschaftsrat im Sommer 2024. Nun ist er im Alter von 62 Jahren ...
Manfred Brunner bei seiner Ehrung für seine 20-jährige Tätigkeit als Ortschaftsrat im Sommer 2024. Nun ist er im Alter von 62 Jahren überraschend gestorben. | Bild: Marina Kupferschmid

„Es waren intensive 20 Jahre, wir haben Sie meinungsstark, immer kontrovers diskutierend, aber auch immer offen für den Dialog erlebt. Ich freue mich, dass Sie weiterhin im Gemeinderat und auf Kreisebene mitarbeiten“, so Simon Gröger.

Ganz besondere Dankesworte kamen auch von Hermann Leiz aus Liggeringen im Namen aller Ortsvorsteher. Man habe im kollegialen Miteinander immer sehr von Diehls kommunalen Wissen und seinen Erfahrungen profitieren können. „Wir haben phasenweise täglich miteinander telefoniert“, so Leiz.

Im Namen der Vereine dankte außerdem Thomas Giesinger von der Bengelschiesser-Zunft dem scheidenden Ortsoberhaupt für den Zusammenhalt und die Unterstützung in all den Jahren sowie für die vielen guten Dinge, die er auch in Hinterzimmer-Gesprächen für die Vereine bewirkt habe. Als Erinnerung überreichte er ihm ein großformatiges Luftbild von Böhringen.

Der neue Ortschaftsrat von Böhringen (von links): Alfred Ruh, Edgar Weidele, Robert Böhm, Günter Lieby, Jürgen Keck, Dieter Schönbucher, ...
Der neue Ortschaftsrat von Böhringen (von links): Alfred Ruh, Edgar Weidele, Robert Böhm, Günter Lieby, Jürgen Keck, Dieter Schönbucher, Thorsten Räffle, Jochen Schwenger, Antje Hauck, Peter Lingg, Norbert Bartneck, Manfred Brunner, Andrea Brutsche und Christopher Epple. | Bild: Marina Kupferschmid

Diehl tritt Mandat überraschend nicht an

Zwei Räte nahmen ihr Mandat an diesem Abend außerdem nicht an. Ohne Gegenstimme akzeptierte der alte Ortschaftsrat die sogenannte „Ablehnung aus wichtigem Grund“ von Damaris Hörmann (Freie Wähler), die unerwartete neue Herausforderungen in einem geistlichen Amt anführte. Für sie rückt von der Liste Dieter Schönbucher mit den meisten Stimmen nach.

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Fragen beim Wähler wirft hingegen die überraschende Absage von Bernhard Diehl auf. 1376 Stimmen hatte er bei der Ortschaftsratswahl bekommen, Platz drei der meisten Stimmen hinter Antje Hauck (2337 Stimmen) und Jürgen Keck (2182 Stimmen). Als wichtigen Grund für die Ablehnung seines Ortschaftsratsmandats machte Diehl seine langjährige Zugehörigkeit im Rat und als Ortsvorsteher geltend (zwei Enthaltungen).

Die Hintergründe dazu blieben offen. In der Sitzung bezog Diehl keine Stellung. Auch eine SÜDKURIER-Anfrage, warum er trotz des guten Wahlergebnisses doch nicht in den Ortschaftsrat eintreten möchte, ließ er unbeantwortet. Für Bernhard Diehl rückt nun als nächster auf der CDU-Liste Peter Lingg nach, der schon bisher dem Gremium angehörte.

Wer ist der neue Ortsvorsteher?

Mit sechs neuen Ortschaftsräten startet das 14-köpfige Gremium personell stark verändert in die neue Amtszeit. Frisch im Rat sind Günther Lieby, Norbert Bartneck, Christopher Epple, Dieter Schönbucher und Jochen Schwenger (alle Freie Wähler) sowie Jürgen Keck (FDP), der schon in früheren Jahren dem Rat angehörte. Die Wiedergewählten im Rat sind von der CDU Antje Hauck, Robert Böhm, Alfred Ruh, Edgar Weidele und Peter Lingg sowie von der FDP Thorsten Räffle, Andrea Brutsche und Manfred Brunner.

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Als erste Aufgabe oblag dem neuen Rat die Wahl des Ortsvorstehers. Von den CDU-Räten war niemand bereit, das Amt zu übernehmen. Freie Wähler und FDP schlugen erwartungsgemäß Jürgen Keck vor, der sich in der Folge über ein einstimmiges Votum freuen durfte.

Jürgen Keck hat als Ortsvorsteher viel vor

Der neue Ortsvorsteher bedankte sich für das überwältigende Ergebnis und machte deutlich, wie wichtig ihm eine gute Zusammenarbeit mit allen sei, um gemeinsam den Ort bestmöglich weiterzubringen. Er wisse, dass er in große Fußstapfen trete, erklärte er. Die Wahl muss am 24. September vom Gemeinderat bestätigt werden, bis dahin bleibt Bernhard Diehl geschäftsführend im Amt.

Oberbürgermeister Simon Gröger mit dem neuen Ortsvorsteher Jürgen Keck und dem scheidenden Ortsvorsteher Bernhard Diehl (von links).
Oberbürgermeister Simon Gröger mit dem neuen Ortsvorsteher Jürgen Keck und dem scheidenden Ortsvorsteher Bernhard Diehl (von links). | Bild: Marina Kupferschmid

In geheimer Wahl erfolgte die Wahl der Stellvertreter. Es gab jeweils nur einen Vorschlag. Erster Ortsvorsteher-Stellvertreter wurde bei drei ungültigen Stimmen Norbert Bartneck, zweiter mit 13 von 14 Stimmen Christopher Epple.