Irgendein Problem gibt es immer. Beim Singener Stadtfest besteht es vor allem in der Entscheidung, wohin man gehen soll – und wohin nicht. Bei einem Unterhaltungsprogramm von 180 Stunden auf sechs Bühnen ist ein Plan nicht schlecht. Warum nicht einfach mal ein paar Vorschläge machen?
- Freitag, 22. Juni: Um 16 Uhr geht's los, Treffpunkt ist bei der Sparkassen-Bühne. Aber wieso soll man da hingehen? Ganz einfach: Die Stadtfest-Eröffnung ist (zum Beispiel für Neubürger) eine gute Gelegenheit, sich mit Themen der Stadt vertraut zu machen und gleichzeitig die Menschen kennenzulernen, die dabei ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Klar, Oberbürgermeister Bernd Häusler gehört dazu. Claudia Kessler-Franzen (Singen aktiv) und Torsten Lucht vom SÜDKURIER werden aber beispielsweise auch Mirko Leisse vom Takeda-Konzern zur Geschäftspolitik berfagen. 100 Millionen Euro investiert das Unternehmen in Singen und da stellt sich unter anderem die Frage, was das für die Zahl der Beschäftigten bedeutet. Beim Plaudern bleiben die Besucher nicht auf dem Trockenen: Zur Eröffnung werden 1500 Gläser Sekt oder Orangensaft kredenzt.
Und wohin geht's danach? Empfohlen sei am ersten Tag zwecks Orientierung ein Bummel durch die Innenstadt. Als Eck- und Ankerpunkte bieten sich die sechs Bühnen an. Neben der bereits erwähnten Sparkassen-Bühne gibt es die Heimat-, die Exil-, die Scheffel- und die b-free-Bühne sowie die Scheffel-Lounge. Dabei entdeckt man schnell, welche Ausrichtung das Stadtfest an den diversen Bühnen prägt. Dass der Flaneur bei diesem Bummel auch kulinarisch auf den Geschmack kommt, ergibt sich zwangsläufig.
- Samstag, 23. Juni: Ok, jetzt wird's subjektiv. Auf der b.free-Bühne ist viel Humor und Kreativität zuhause, deshalb sei auf den Bauchredner Giovanni mit Fridolin (13.30 Uhr) hingewiesen – ein Tipp, der Familien mit Kindern ins Konzept passen könnte. Ein Schmankerl für Freunde der Kleinkunst beginnt um 18 Uhr mit zwei Comedians: Da ist einmal der "Ostmane" Osan Yaran (waschechter Berliner mit türkischen Wurzeln) zu erleben, an seiner Seite rollt Tan Caglar über die Bühne – Letzterer ist auf einen Rollstuhl angewiesen und erobert zurzeit bundesweit die Kabarettbühnen.
Um 15 Uhr übrigens empfiehlt sich ein Zwischenstopp bei der Sparkassenbühne. Zu dieser Stunde beginnt ein Polit-Talk (Titel: Ständig am Ball für Demokratie), bei dem es um die Rolle des Sports geht. Logisch, dass es dabei um Fragen wie den umstrittenen Auftritt der Nationalspieler Mezut Özil und Illkay Gündogan geht, mindestens ebenso wichtig ist aber der Sport (und Fußball) als integrative Kraft für eine Stadt. Was dabei gut und weniger gut läuft, wird unter anderem mit Vereinsvertretern, OB Häusler und Marcel Da Rin von der Kriminalprävention diskutiert. Das Vorbeischauen lohnt sich aber auch wegen der Unterhaltung: So zeigt beispielsweise der Football-Freestyler Patrick Bäurer seine Ballkünste.
Und dann wird es irgendwann 20 Uhr. War da was? Nun, irgendwo werden Fernseher herumstehen, an denen man das Spiel Deutschland gegen Schweden anschauen kann. Danach wird so oder so gefeiert und man kann das Spiel ausgiebig an den Ständen diskutieren.
- Sonntag, 23. Juni: Es ist der Tag des Stadtfests, der besinnlich beginnt. Um 10.30 Uhr findet bei der Sparkassen-Bühne ein ökumenischer Gottesdienst statt. Danach sei an dieser Stelle ein gezieltes Vorgehen empfohlen, bei dem der geneigte Besucher sich die Neuerungen des diesjährigen Stadtfestes vornimmt. Zu den Premieren gehören zum Beispiel die Präsentationen der Rad-Kultur in Singen in der Hadwigstraße/West. Die Aktionen dienen vor allem einem Zweck: Das Fahrrad soll verstärkt in seiner Funktion als alltägliches Verkehrsmittel ins Bewusstsein gerückt werden. Dass dabei noch längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft sind, wird den Besuchern unter anderem bei der Präsentation von Lastenfahrrädern verdeutlicht. Zu den Bereicherungen zählt ferner ein französischer Markt, der seinen Platz in der nördlichen Scheffelstraße haben wird.
Bleibt die Frage, was am Schluss noch zu tun bleibt. Beim Spaziergang durch das Programmheft fällt eine Veranstaltung ins Auge: Um 16 Uhr ist auf der Exil-Bühne New-Folk, Rock und Blues von Philip Boelter zu hören. Keine Ahnung wer das ist – aber der Blues passt irgendwie ideal zum Abschluss des Stadtfestes.
Das gesamte Programm des Singener Stadtfestes gibt es im Internet unter www.singen.de/singen-aktiv
Daten zum Stadtfest
Sechs Bühnen mit 180 Stunden Programm – neben diesen beiden Zahlen spiegeln etliche andere Daten die Vielfalt des Stadtfests. 55 regionale und überregionale Bands mit zirka 500 Musikern treten auf, 27 Tanzgruppen mit mehr als 300 Tänzern sind angemeldet, sieben DJs sorgen für Musik, es gibt 140 Standbetreiber und rund 1500 Helfer engagieren sich. Allein die Caritas beispielsweise ist mit 117 Personen im Einsatz und auch diese letzte Zahl sagt einiges über das Stadtfest: Es werden mehr als 1500 Meter Stromkabel verlegt. (tol)