Der Frühling kam wie gerufen, bei wohlig-wärmender Temperatur erfüllte gestern ein sommerliches Flair die Singener Innenstadt. Ungewöhnlich viele Menschen bummelten durch die Straßen, die Freisitze in den Fußgängerzonen wurden zum Verweilen und Genießen genutzt. Für zusätzliche Anreize sorgte das Rahmenprogramm "Singen Classics", bei dem während des verkaufsoffenen Sonntags in der Innen- und der Südstadt etliche Oldtimer für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff sorgten.

Es war aber offensichtlich so, dass vor allem das herrliche Wetter die Menschen nach draußen zog. Nach dem langem, vor allem nasskalten Winter war das Flanier-Bedürfnis groß, aber auch die Geschäfte waren alles in allem recht gut besucht. Zugleich wurde die Innenstadt zu einem Freilichtmuseum für betagte Automobile, wobei diesmal die Zahl der Exponate größer als früher zu sein schien.

Ist irgendwie wie bei Modelleisenbahnen: Automobile Oldtimer ziehen Alt und Jung gleichermaßen in ihren Bann.
Ist irgendwie wie bei Modelleisenbahnen: Automobile Oldtimer ziehen Alt und Jung gleichermaßen in ihren Bann.

Seit Jahren gehört die Oldtimer-Show dazu, schon vor Eröffnung der Geschäfte lockten die historischen Autos und Motorräder Besucher jeden Alters in die Innenstadt. Darunter Kenner der Materie, die fachsimpelnd die betagten Fahrzeuge beäugten. Aber auch Passanten, für die ein Auto eigentlich nur ein Fortbewegungsmittel auf Rädern ist, kamen ins Staunen. Und bei so manchem Besucher weckten die Oldtimer nostalgische Erinnerungen: Einer von ihnen – Josef Karch – erzählte beispielsweise, dass er in einem Opel Rekord seine Fahrstunden absolviert hatte.

Am Nachmittag waren die Sitzplätze in den Straßencafés durchgehend besetzt, auch die Sitzgelegenheiten um den Hauser-Brunnen und auf den Steinblöcken in den Straßen wurden zum Verweilen genutzt. Einkaufen war also nicht immer das Ziel, Doris Hanter genoss das bunte Treiben in der Innenstadt: "Man trifft Leute, die man kennt. Dieser Tag ist schon zu einem regelmäßigen Treffpunkt geworden."

Die Feuerwehr ist da – in diesem Fall zum Glück aber nur zum Zwecke des Marketings. Das historische Fahrzeug ist gestern ein echter ...
Die Feuerwehr ist da – in diesem Fall zum Glück aber nur zum Zwecke des Marketings. Das historische Fahrzeug ist gestern ein echter Hingucker.

Dazu war für abwechslungsreiche Bewirtung und Unterhaltung gesorgt. Auch die Singener Feuerwehr hat in Sachen motorisierter Untersatz etwas zu bieten. Nicht ohne Stolz führten die Mitglieder ihre Fahrzeuge vor und informierten über ihre Arbeit. Auf großes Interesse stieß die Selfie-Box bei Foto Wöhrstein, Passanten jeden Alters konnten ein Foto von sich kostenlos gleich mit nach Hause nehmen.

Inge und Paul Baumann gehörten zu den Teilnehmern von Singen Classics, es war die erste Ausfahrt in diesem Jahr mit ihrem Oldtimer. Einkaufen stand nicht in ihrem Programm. Inge Baumann meinte: "Mir reicht es, dass ich unter der Woche einkaufen muss." Ihr Mann fügte hinzu, dass man dafür ja auch die ganze Woche Zeit hätte. Auch darin sind sie sich einig: "In den vergangenen Jahren geht einiges in Singen, das ist toll."

Die zahlreich geöffneten Geschäfte luden zum Bummeln und stöbern ein.
Die zahlreich geöffneten Geschäfte luden zum Bummeln und stöbern ein.

Rudolf und Inge Zimmermann nutzten bisher nie den verkaufsoffenen Sonntag, Massenaufkommen mögen sie nicht. In den Geschäften herrschte aber kein dichtes Gedränge und beide fanden das sehr angenehm. Rudolf Zimmermann wurde sogar fündig, er fand die Jacke als Restposten vom Wintergeschäft. Steffen und Stefanie Müller waren speziell zum Einkaufen nach Singen gekommen. "Hier wird was geboten und für uns aus Stockach ist es eine Alternative."

 

Eine Zäsur

Kein verkaufsoffener Sonntag gleicht dem anderen, ab sofort aber findet eine echte Zäsur statt. Im Sommer – so jedenfalls sieht die Planung aus – wird mit dem Bau des Einkaufszentrums Cano begonnen. Obwohl mit der Einweihung erst im Laufe des Jahres 2020 zu rechnen ist, wird allein die Großbaustelle für eine Veränderung von "Singen Classics" sorgen. Gut möglich, dass bereits im nächsten Jahr eine Baustellen-Besichtigung mit zum Programm zählt. Der Investor jedenfalls will laut Projektmanager Marcus Janko die Cano-Bauentwicklung transparent gestalten und zum Beispiel als Baustellen-Ereignis nutzen. (tol)