Es ist ein Teufelskreis: Sucht treibt Betroffene in eine Spirale der Angst. „Es gibt Ärger, also trink ich...“, beschreibt Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht des Landesverbandes BWLV in Singen die immer wieder zu beobachtenden Abläufe. Und betrunken wartet der nächste Ärger meist nicht weit entfernt. Zum Beispiel zuhause, wenn übermäßig Alkoholisierte ihre Familie terrorisieren.

„Betroffen sind dann nicht nur die Süchtigen“, weiß Jana Klaiber. Die Sozialarbeiterin betreut die Gruppe Aufwind der Singener Suchtberatungsstelle. Die Gruppe richtet sich an Kinder, die in suchtbelasteten Familien aufwachsen. Im Projekt Aufwind geht es um den Austausch. Gerade Kindern würden oft Gleichaltrige fehlen, mit denen sie ihre komplexen Gefühlswelten teilen dürfen, ohne sich schämen zu müssen.

Schwierige Lebenssituation

Jana Klaiber kennt die Lebenssituation ihrer Schützlinge, die erleben, dass zuhause nicht alles so ist wie bei anderen. In vielen Familien wird das zum Geheimnis, das es zu bewahren gilt. „Entscheidend ist, eine Vertrauensebene zu schaffen“, erklärt sie. Eine Auszeit von den Problemlagen in vertrauensvoller Atmosphäre könne helfen, das Leben zu meistern. In der Kindergruppe sollen Betroffene Gelegenheit haben, offen über das zu sprechen, was ihre Lebenswirklichkeit betrifft. „Die Kindergruppe kann zum Sicherheitsnetz im Seiltanz durch das Leben werden“, so die Sozialarbeiterin.

Mit den regelmäßigen Treffen wird eine Insel geschaffen, die ein Stück Urlaub von zu Hause in einem ungewissen Alltag bieten kann. Dank Unterstützung der Stiftung Herzenssache kann die Kindergruppe jetzt in zwei Altersgruppen geteilt und personell verstärkt werden. „Statt bisher acht können in Zukunft 16 Kinder und Jugendliche aufgenommen werden“, so Klaiber. Zusätzlich werde einmal im Jahr eine einwöchige Freizeit geplant sowie ein Fachtag zum Thema Alkohol während der Schwangerschaft veranstaltet. „Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft weiter getrunken haben, haben ein höheres Risiko und müssen ihr Leben lang mit den Folgen umgehen lernen“, nennt Jana Klaiber die Folgen des so genannten Fetalen Alkoholsyndroms (FAS). Auch für diese Zielgruppe gibt es mit dem Verein „Pfad für Kinder“ und dem Haus Trampelpfad in Singen einen Ansprechpartner. Die Zusammenarbeit zwischen BWLV und Trampelpfad soll nun konsequent intensiviert werden und der Austausch fortgesetzt werden.

Prävention ist ein wichtiges Thema

„Es gibt vielerlei legale Drogen„, weiß Kiefer. Neben Alkohol und Nikotin spielen auch Medien- und Spielsucht eine große Rolle. Wenn Spielsüchtige mal wieder ohne den Monatslohn nach Hause kommen, kippt die Stimmung in der Familie schnell. Aber auch eine Medikamentensucht kann die Familienstrukturen aus dem Gleichgewicht bringen. Deshalb bleibe Prävention ein wichtiges Thema. „Aber sie vererbt sich nicht“, weiß Lars Kiefer. Genau deshalb sei die Arbeit in der Kindergruppe so entscheidend und die Förderung durch die Stiftung Herzenssache ein wichtiger Baustein, um Gruppenangebote, Einzelgespräche, gemeinsame Ausflüge, Erlebnisse anbieten zu können.