Werbung muss die Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle (kurz: EFL) nicht machen. Die Wartelisten für Menschen, die dringend Rat suchen, liegen derzeit bei vier bis sechs Wochen. Neben den Einzelberatungen bietet die EFL aber auch Gruppenangebote an, wie der Leiter Hans-Michael Jung und seine Stellvertreterin Susanne Strobel-Seiler im Gespräch mit dem SÜDKURIER erläuterten.

Oft sind es die Frauen, die die Initiative für eine Beratung in die Hand nehmen. Männer gehen dann – der Frau zuliebe – mit und finden dies am Ende oft gut, so Susanne Strobel-Seiler. Die Beratungsstellen mit Standorten in Singen, Konstanz und Überlingen, die in der Trägerschaft der katholischen Gesamtkirchengemeinde Singen sind, sind – unabhängig von Konfession und Weltanschauung – offen für Familien, Paare, Einzelne, Geschiedene und Alleinerziehende.

Mit schmerzlichen Gedanken oder Gefühlen besser umgehen

Seit einigen Monaten bietet die Beratungsstelle ein neues Gruppenangebot an. Die Stressbewältigung mit ACT (das Kürzel steht für Akzeptanz- und Commitment-Therapie) ist für Klienten gedacht, die mit gezielten Übungen in der Gruppe lernen möchten, mit schmerzlichen Gedanken oder Gefühlen besser umgehen zu können. Die ACT basiert auf zwei Kernprinzipien: der Achtsamkeit und der Werteorientierung. Anja Golshani und Susanne Strobel-Seiler haben die Therapien bereits durchgeführt, doch fast alle Mitarbeiter haben hierfür eine gezielte Fortbildung gemacht. „Diese Therapieform gibt es bereits seit 20 Jahren“, sagt Hans-Michael Jung. „Die Rückmeldungen von den Klienten sind sehr positiv“, berichtet Susanne Strobel-Seiler.

Die EFL hat dieses neue Gruppenangebot nicht nur mit Klienten, sondern auch in Kooperation mit dem Elisabethenverein mit Teams von katholischen Kindergärten durchgeführt. Eine Ausweitung des Gruppenangebotes ist geplant. 2019 sollen insgesamt sechs Kurse, die jeweils fünf Abende à zwei Stunden umfassen, stattfinden.

Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei 15 Prozent

Im Jahr 2018 hat die Zahl der Klienten insgesamt um 7 Prozent zugenommen, und zwar von 1076 auf 1151 Menschen, die den Rat suchten. Insgesamt waren es 843 Fälle, davon 483 Fälle in Singen, 176 in Überlingen und 184 in Konstanz. Bei den Neuanmeldungen liegt Singen mit 237 (von 426) weit vorn. Die Fachkräfte haben im Jahr 2018 insgesamt 4611 Beratungsstunden geleistet (2017: 4405). Nach der Statistik werden 81 Prozent der Fälle nach maximal zehn Sitzungen abgeschlossen.

Der persönliche Zugang zur Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle erfolgt oft auf die Empfehlung von Ärzten, aber auch über Bekannte durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Von den Ratssuchenden waren 2018 über 55 Prozent katholischen Glaubens, 18,2 Prozent evangelisch, 5,7 Prozent hatten eine andere Religion und 20,5 Prozent waren ohne Konfession, was die Mitarbeiter besonders freut. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei 15 Prozent. Einen verstärkten Zugang bekommt die EFL durch das KiFa-Projekt (Programm Kinder- und Familienbildung), bei dem einmal im Monat in drei Kitas ein Beratungsangebot stattfindet.