Die August-Ruf-Straße in der Singener Innenstadt ist am Sonntagabend einmal mehr zum Treffpunkt der syrischen Gemeinschaft im Landkreis Konstanz geworden. Mehrere hundert Menschen ließen ihrer Freude über das Ende des Regimes von Diktator Baschar al-Assad auch eine Woche nach dessen Sturz freien Lauf. Bei der Kundgebung tanzten Männer im Kreis, es ertönten „Freiheit“-Rufe, Süßigkeiten wurden an Kinder verteilt. Das Schwarz-Rot-Gold der deutschen Flagge wurde neben der Flagge der syrischen Republik mit dem grünen Streifen und der Flagge der Europäischen Union geschwenkt.

Wenn man mit den Menschen ins Gespräch kam, erlebte man aber auch große Dankbarkeit, dass Deutschland viele Geflüchtete aus Syrien aufgenommen hat. Daham Obed, der in Stockach lebt, erzählte beispielsweise, dass in der schlimmen Zeit 2015, als große Gruppen syrischer Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof ankamen, Deutsche sie mit Tränen in den Augen begrüßt hätten. Er selbst sei 2013 nach Deutschland gekommen. Nun würden Deutsche auch das Glück der Syrer, frei geworden zu sein, teilen.
Bashar Alhamoun, der derzeit mit seiner Familie in Singen lebt, sagte: „Es ist eine große Feier für uns, dass unser Land befreit ist.“ Dass Menschen wegen des Regimes sterben müssen, gebe es nun nicht mehr, weil Assad in Russland sei.

Seine Tochter Leel Alhamoun berichtete von Kindern, die in Syrien im Gefängnis geboren worden seien und noch nie Tageslicht gesehen hätten. „Syrien ist jetzt befreit und wird wieder schön“, sagte Bashar Alhamoun. Er habe Hoffnung, dass es gut weitergehe.
Viele gehen davon aus, dass in Syrien eine Demokratie entsteht
Diese Hoffnung teilt Khaled Almohamad Alfadel. „Ich bin sehr optimistisch und denke, dass es eine Demokratie gibt“, sagte er, wobei seine Tochter Heba Almohamad Alfadel dolmetschte. In ihrer Rede zuvor hatte sie im Namen der Geflüchteten ihren Dank an Staat und Volk Deutschlands gerichtet, für die herzliche Aufnahme und großzügige Unterstützung: „Diese edle humanitäre Geste werden wir nie vergessen.“

Am Rande der Veranstaltung erzählte sie noch, dass ihr Vater General in der syrischen Armee gewesen sei. Mit dem Krieg habe er nichts zu tun haben wollen, die Familie sei 2013 geflohen.

Auch Khaled Badawi aus Konstanz, der die Kundgebung mit organisierte und für die SPD im Konstanzer Gemeinderat sitzt, richtete in seiner Rede den Blick auf die Situation der Geflüchteten in Deutschland. Viele von ihnen hätten Besonderes erreicht, seien Ärzte, Pflege oder Ingenieure geworden – und viele auch deutsche Staatsbürger. Bei aller Freude, Syrien wieder betreten zu können: „Wir vergessen nicht, wer uns in der dunkelsten Stunde Schutz gegeben hat.“

Ein kleiner Wermutstropfen an der Veranstaltung war aus seiner Sicht nur, dass sie nach einer persönlichen Streitigkeit von zwei Menschen vorzeitig habe beendet werden müssen.