Anja Käfer ist seit 1. März stolze Mama des kleinen Pius. Das Kind ist im Singener Hegau-Klinikum zur Welt gekommen, ihr Mann war an ihrer Seite. Väter oder eine andere Bezugsperson dürften bei der Geburt weiterhin dabei sein, wenn ihr Corona-Schnelltest negativ sei, berichtet Wolfram Lucke, Chefarzt der Frauenklinik und widerspricht damit Gerüchten, dass Väter während der Pandemie ihre Partnerinnen nicht begleiten dürften. Den Test, der im Krankenhaus gemacht wird, müsste die Begleitperson nicht bezahlen. Sie würden als Notfallpatienten aufgenommen, dann übernehme das die Kasse. Nur diejenigen, deren Test positiv ist, dürfen nicht ins Klinikum. „Das ist für die Betroffenen natürlich bitter, aber wir haben dann keine andere Wahl, denn wir müssen Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen schützen“, erklärt Andreas Winter, Oberarzt der Frauenklinik. Bisher sei das aber nur zwei Mal vorgekommen.

Bei Anja Käfer kam der Ehemann allerdings im letzten Moment. Nachdem um 16 Uhr die Fruchtblase nach dem Einleiten der Geburt im Krankenhaus geplatzt war, ging alles ganz schnell. „Um 17 Uhr bekam mein Mann den Anruf, nach dem Schnelltest war er dann im Kreißsaal“, erzählt Anja Käfer aus Riedöschingen, die aus Gottmadingen stammt. Er habe es gerade noch geschafft, denn kurz darauf war der kleine Pius da. Vor dem Gebären in Corona-Zeiten habe sie schon Respekt gehabt. „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt“, erklärt die junge Mutter. Sie habe sich auf die Situation eingestellt und dann sei alles gutgegangen. „Ich fühlte mich immer wohl und die Ärzte und Pflegekräfte sind sehr fürsorglich und aufmerksam“, erzählt sie. Ihr Mann darf sie als Einziger besuchen und eine Stunde bleiben. Er muss einen negativen Corona-Schnelltest haben, der nicht älter als 48 Stunden ist. Dass nicht so viel Besuch kommen darf, empfindet sie als Vorteil. „Man kommt besser zur Ruhe und die braucht man im Wochenbett auch“, erklärt sie. Ihre Hebamme habe berichtet, dass mehr Frauen stillen können, weil sie in den Tagen nach der Geburt weniger Stress haben.

Für die Ärzte und Pflegekräfte bedeuten die Corona-Schutzmaßnahmen vor allem einen höheren Aufwand, erklärt Andreas Winter: „Es geht Zeit verloren.“ Ein Vorteil sei, dass nicht mehr so viele Patienten ambulant kämen, die gar keine Notfälle sind. Bisher habe es in Singen drei Corona-Schwangere gegeben, die entbunden haben. Bei ihnen musste das Personal die komplette Schutzausrüstung tragen. Das Stillen mit Corona sei aber kein Problem, so Winter.