Singen Dudelsäcke haben es in sich. Begleitet von Trommelschlägen vibrieren die Pfeifentöne in den Ohren und gehen durch Mark und Bein. Ohrenbetäubend laut, schrill und schräg sollten sie einst sogar die Feinde in die Flucht schlagen. Das Gegenteil war am Samstag in Singen zu erleben: Immer mehr Passanten sammelten sich um die Pfeifer und Trommler, die in Reih und Glied durch die Fußgängerzonen marschierten. Auch wenn so manch einem die Gänsehaut über den Rücken kroch, sorgten die Musikerinnen und Musiker mit Dudelsäcken (Pipes) und Trommeln (Drums) für beste Stimmung beim Aktionstag in der Innenstadt.

Schon von Weitem zu hören, ließen sich die Passanten von den ungewohnten Klängen mitreißen. Unter ihnen war auch Werner Feindler aus Stockach, wie die Bandmitglieder traditionell in Kilt und mit Käppi bekleidet. Für den 85-Jährigen wurden Erinnerungen wach: „Rund 40 Jahre war ich als Fahnenträger dabei, es war eine schöne Zeit, die Musik macht richtige Gänsehaut“, erzählte Feindler, dass er altershalber aufgehört habe. Beim Marschieren habe er nicht mehr mithalten können. Nicht nur der Marsch fordert die Bandmitglieder, um Töne zu erzeugen, braucht es Atem. „Es ist so, als würde man eine Luftmatratze aufblasen, auf der jemand steht“, erklärte Pipe-Major Marc Cameron aus Donaueschingen. Durch die Anstrengung käme man auch schnell ins Schwitzen. Ein anderes Instrument zu erlernen, stand für ihn gar nicht zur Wahl, wie er erklärt: „Mein Vater ist Schotte und war Pfeifer, alle in unserer Familie spielten Dudelsack oder waren Trommler.“

Zum traditionellen Repertoire spielten die Musiker aus verschiedenen Vereinen auch deutsche Volkslieder. Mit gezückten Handys schlossen sich zahlreiche Passanten dem Marsch an.

In der Scheffelstraße dann ganz andere Töne – dort war die Gruppe „Beatpack“ von Zuhörern umringt. Unter dem Motto „Summer in the City“ ließ die Band mit ihrem Repertoire der 1950er- und 1960er-Jahre nostalgische Erinnerungen aufleben.