Hygienevorschriften, Maskenpflicht, Heimunterricht – die Corona-Pandemie hat schon zum Ende des vergangenen Schuljahrs das Schulleben kräftig verändert. Auch nach sechs Wochen Ferien wird der Unterricht nicht wie gewohnt stattfinden. Worauf sich Schüler und Familien einstellen müssen und wie sich Schulen vorbereiten.
Was vor den Ferien schon für die Grundschulen galt, ist nun an allen Schularten so: Alle Schüler kommen in den Präsenzunterricht. Dieser findet aber unter „Pandemie-Bedingungen“ statt, wie es das Kultusministerium in Stuttgart nennt. Konkret bedeutet das: Das Leben mit Hygieneplan wird zum Alltag. Die Schüler müssten zwar untereinander nun keinen Abstand mehr halten, auch das Abstandsgebot zwischen Lehrern und Schülern innerhalb der eigenen Klasse gelte nicht mehr, sagt Beate Clot, Leiterin des Schulverbunds Nellenburg. Doch die Lehrer untereinander müssen den Sicherheitsabstand einhalten.

Das bedeutet auch: „Man muss mit Mund-Nasen-Maske ins Lehrerzimmer“, sagt Holger Seitz, Leiter des Nellenburg-Gymnasiums. Die Lehrer des Berufsschulzentrums (BSZ) werden zu Beginn des Schuljahres auch im Eingangsbereich präsent sein, um die Schüler auf Desinfektion, Abstand und Händewaschen hinzuweisen, sagt Andreas Maier, Abteilungsleiter für Berufskolleg und Wirtschaftsgymnasium.

Außerdem müsse man die Schüler in festen Gruppen unterrichten, so Clot, was etwa Arbeitsgruppen schwierig mache – denn das AG-Angebot richtet sich in der Regel an Schüler aus mehreren Jahrgängen und Klassen. Bei Förderangeboten seien gemischte Gruppen aber möglich, wenn der Mindestabstand eingehalten werde, sagt Seitz. Am Gymnasium werde man weiter mit versetzten Pausenzeiten arbeiten, um die Altersgruppen auseinander zu halten, erklärt er. Auch in der Mensa solle es getrennte Bereiche und viel Frischluft geben. Das Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Auswirkungen zu dämpfen, falls unter Schülern oder Lehrern eine Corona-Infektion festgestellt werden sollte. Wirklich planen könne man für diesen Fall aber nicht, sagt Holger Seitz, sondern müsse flexibel reagieren.
Auswirkungen auch auf Einschulung
Für die Grundschüler gebe es keine Maskenpflicht, sagt Sonja Hartmann, die die Stockacher Grundschule derzeit kommissarisch leitet. Jede Klassenstufe habe ihren Eingang, auch die Pausen finden in getrennten Bereichen statt. Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auch auf die Einschulung der neuen Erstklässler. Diese falle nun zwar weniger groß aus als gewohnt, werde für die Kinder aber trotzdem feierlich sein.

Haben die Schulleiter dabei gemischte Gefühle? „Gemischte Gefühle waren zuletzt ja Standard“, sagt Holger Seitz vom Nellenburg-Gymnasium. Und Beate Clot vom Schulverbund macht sich Sorgen darum, wie die Corona-Lage bei Reiserückkehrern ist. In jedem Fall müssen alle Schüler zum ersten Schultag eine Gesundheitsbescheinigung von ihren Eltern mitbringen und diese abgeben, bevor sie das Schulhaus betreten, betonen Clot und Hartmann.
Und dann gibt es noch das Thema Bushaltestelle, das an der Dillstraße Sorgen bereitet. Denn nun sind wieder alle Bus fahrenden Schüler gleichzeitig an der Haltestelle. Allein aus Platzgründen könne man die Abstandsregeln nicht umsetzen, sagt Beate Clot. Und Holger Seitz appelliert, dass das Ordnungsamt die Einhaltung der Maskenpflicht überprüfen sollte, die dort wie überall im ÖPNV gilt. Das Polizeipräsidium Konstanz hat bereits Kontrolltage angekündigt, um die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln zu überprüfen. Bei all dem ist aber auch von Optimismus die Rede. Man brauche keine Angst haben, sondern müsse wachsam und aktiv bleiben, sagt Holger Seitz. Sonja Hartmanns Einschätzung lautet: „Wir starten in ein erschwertes Schuljahr, aber mit Optimismus.“

So viele neue Klassen gibt es
Der Schulverbund Nellenburg bildet zwei fünfte Klassen in der Werkrealschule und drei in der Realschule, erklärt Schulleiterin Beate Clot. Das Nellenburg-Gymnasium begrüßt laut Schulleiter Holger Seitz 118 Fünftklässler in vier Klassen. Die Schule hat dann etwa 980 Schüler. Vor diesem Hintergrund freut sich Seitz auch über ein neues Klassenzimmer, das in der alten Aula eingerichtet wurde: „Ich bin dankbar, dass die Stadt das ultraschnell fertig bekommen hat.“

Auch mit den zusätzlichen Klassenzimmern, die in der Nähe der Jahnhalle entstehen sollen, zeigt er sich zufrieden. Nachdem zunächst eine Container-Lösung im Gespräch war, sind Gemeinderat und Verwaltung beim Beschluss im Mai auf Fertigbauweise umgestiegen. Seitz: „Das dauert zwar länger, aber es ist eine vernünftige Lösung.“ Die Grundschule erwartet etwa 85 neue Erstklässler in Stockach und 26 in der Zizenhausener Zweigschule, der Anton-Sohn-Schule. Alles in allem gehen dann etwa 450 Kinder in die Grundschule Stockach. Das BSZ hat im nächsten Schuljahr etwa 560 Schüler, wie die stellvertretende Leiterin Saskia Metzler erklärt. Die Zahl sei relativ konstant.
Gibt es genügend Lehrer? Die Vertreter aller vier Schulen sagen: ja. Die Grundschule habe aber Lehrkräfte an andere Schulen abordnen müssen, weil es dort schlechter aussehe, sagt Sonja Hartmann. Am Schulverbund gibt es laut Beate Clot fünf Lehrkräfte, die nicht in Präsenz unterrichten dürften, eine davon aus gesundheitlichen Gründen gar nicht. Die anderen vier würden Fernunterricht abhalten – ein Teil der Stunden für ältere Schüler würde auf diesem Weg stattfinden. Am BSZ würden ebenfalls ein paar wenige Lehrer nur oder teilweise Fernunterricht geben, erklärt Maier.