Früher war vieles anders. „Die Lehrlinge sind von selbst gekommen und haben gefragt, ob man hier eine Ausbildung machen kann“, erinnert sich Friedrich Fluck vom gleichnamigen Malergeschäft im Tengener Teilort Watterdingen. Einer der ersten Lehrlinge, die der Familienbetrieb Fluck ausgebildet hat, war Alfred Nutz. 15 Jahre alt war er, als er vor über 50 Jahren den Beruf gelernt hat. Und der Beruf wurde zur Berufung. Einen Wechsel der Branche konnte sich Nutz ebensowenig vorstellen wie einen Wechsel des Arbeitgebers.
In 50 Berufsjahren kann man einiges erleben. Auf die Frage nach einem lustigen Erlebnis muss Alfred Nutz nicht lange nachdenken. Er war auf einer Baustelle in Radolfzell alleine tätig. Auf dem Gerüst arbeitend hatte er einen sogenannten Spritzroller im Einsatz, ein Gerät, das die Farbe aus dem Farbeimer nach oben pumpt. So wird dem Maler fortlaufend Farbe auf die Farbrolle aufgetragen. Doch dann passierte es: „Der Griff verklemmte sich und ich konnte nicht mehr abschalten“, erinnert sich Nutz und lacht.
Immerzu sei frische Farbe nachgelaufen – und er musste in schnellstmöglichem Tempo ohne Unterbrechung walzen. „Ich konnte einfach nicht aufhören, bis der Eimer leer war“, erinnert er sich.
Auch als Rentner mag der Maler nicht ruhen
Doch der Maler kann nicht nur schnell arbeiten, sondern auch beständig. Alfred Nutz hat geschafft, was heute kaum noch jemand erreicht. Er hat 50 Jahre im gleichen Betrieb gearbeitet. „Mir ist es hier gut gegangen. Zwei gute Chefs habe ich gehabt“, resümiert er. Jetzt ist Nutz im Ruhestand. Aber selbst heute noch schlüpft er in seine Malerklamotten und hilft in dem Betrieb aus, in dem er viele Jahre tätig war.
In seinem ganzen Berufsleben musste er sich kein zweites Mal bewerben. „Meinen Gesellenbrief habe ich dann nur noch einmal gebraucht. Kurz vor dem Ende der Berufstätigkeit. Als ich meine Rente beantragt habe“, so Nutz. „Die Arbeit hatte bei Alfred immer Vorrang und er ist der langjährigste Mitarbeiter im Betrieb“, sagt sein Chef Markus Fluck.

Auch andere Mitarbeiter bleiben dem Familienbetrieb Fluck in Tengen-Watterdingen treu: Beinahe 30 Jahre lang ist Rene Maier beschäftigt. Er ist der Angestellte, der am zweitlängsten im Betrieb tätig ist. „Das Schöne an unserem Beruf ist, dass man ein Ergebnis sieht. Hier geht es familiär zu. Und ich fühle mich aufgenommen“, erklärt er.
Auch er kann sich an ein besonderes Erlebnis erinnern: Auf einer Baustelle sei einmal ein Farbschlauch geplatzt. „Die ganze Fassade war danach gesprenkelt“, schmunzelt Maier im Rückblick. Die Fassade musste mit viel Wasser gereinigt und dann frisch gestrichen werden.
Beiden langjährigen Mitarbeitern gemeinsam ist, dass sie direkt in Watterdingen wohnen und schnell bei der Arbeit sind. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sie schon beim Gründer des Malerbetriebs, Friedrich Fluck, gelernt haben.
Der heute 87-jährige Friedrich Fluck hat das Malergeschäft 1961 gegründet und 40 Jahre später an seinen Sohn Markus weitergeben können. Enkelin Nina Fluck (25) arbeitet bereits als angestellte Maler- und Lackiermeisterin im Team.
Dabei gehe es heute viel sauberer zu als früher. Einst hätten die Bauherren die Baustelle sauber gemacht, heute nehme der Handwerker alles mit und hinterlasse die Baustelle sauber. Technisch sei dies auch besser möglich: Der Staub beim Schleifen wird beispielsweise direkt abgesaugt.
Ausbildungskandidaten muss man heute suchen
Friedrich Fluck erzählt, wie er früher noch die Farben selbst anrühren musste. „Giftige Farben, Trockenpulver und Leinöl. Dann hat man die Farben mit Terpentin verdünnt oder mit Lack aufgewertet“, so Fluck senior. Heutzutage gebe es ein Online-Portal, dort bestellt Geschäftsinhaber Markus Fluck und gibt die exakte Menge, das Produkt und den Farbton an.
Und die Auszubildenden? Heute komme keiner mehr von selbst. Man müsse sich als Handwerksbetrieb um Lehrlinge bemühen.