Ein Besuchermagnet, und das trotz zahlreicher weiterer attraktiver Veranstaltungen in der Region, war wieder das Dorf- und Backhausfest des nur rund 850 Einwohner zählenden Teilorts Vilsingen in der Gemeinde Inzigkofen. Vielleicht lag es diesmal auch daran, dass Gerlinde Kretschmann, die Ehefrau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der Einladung des Dorfgemeinschaftsvereins folgte und sich bereit erklärte, den Fassanstich zum Festauftakt des 44. Dorf- und Backhausfestes zu übernehmen.

Erster Fassanstich für Gerlinde Kretschmann

„Das ist mein allererster Fassanstich“, sagte die Laizerin, die zuvor schmunzelnd erklärt hatte, im Vorfeld ihren Mann gefragt zu haben, auf was dabei zu achten sei.

Das erste Bier nach dem erfolgreichen Anstich schmeckt besonders gut – Gerlinde Kretzschmann mit Ortsvorsteherin Victoria Gombold-Diels.
Das erste Bier nach dem erfolgreichen Anstich schmeckt besonders gut – Gerlinde Kretzschmann mit Ortsvorsteherin Victoria Gombold-Diels. | Bild: Susanne Grimm

Assistiert von der Ortsvorsteherin und dem Vorsitzenden des Dorfgemeinschaftsvereins, Andreas Dreher, trieb sie mit eher vorsichtigen Schlägen den Zapfhahn in den Spund. Gerlinde Kretschmann, die nichts davon hält, Landesmutter genannt zu werden, ließ sich von der quirligen Ortsvorsteherin Viktoria Gombold-Diels sogar dazu überreden, in den Korb des Autokrans der Firma Bauer zu steigen, der sie und ihre sie begleitende Schwerster Mechhild Schnitzer in rund 50 Meter Höhekreisen ließ, um Vilsingen aus luftiger Perspektive zu betrachten.

In der Festmeile tobte das Leben

Mit Musik, Schießbude und Ledigenzügle, Oldtimern und kostenlosen Spielmöglichkeiten für die Kinder und, ganz wichtig, den kulinarischen Angeboten, für die das Dorffest weithin bekannt ist.

Das Backhäusle-Team hat Gerlinde Kretschmann gleich in die Pflicht genommen.
Das Backhäusle-Team hat Gerlinde Kretschmann gleich in die Pflicht genommen. | Bild: Susanne Grimm
Die Fotowand der Vilsinger Dorfjugend fand großen Anklang bei den Besuchern und Besucherinnen.
Die Fotowand der Vilsinger Dorfjugend fand großen Anklang bei den Besuchern und Besucherinnen. | Bild: Susanne Grimm
Das Kind im Manne feierte beim Dorffest fröhliche Urständ!
Das Kind im Manne feierte beim Dorffest fröhliche Urständ! | Bild: Susanne Grimm

Allen voran die Dennetle, für die die Leute Schlange am Backhaus stehen, die weltbesten Brathähnchen vom Buchenholzgrill, herzhaftes Bruzzelfleisch und nicht zu vergessen die gebratenen Forellen, wobei die Aufzählung bei weitem nicht vollständig ist.

Die Dorfgemeinschaft Vilsingen macht die weltbesten Hähnchen im Buchenholzgrill (von links): Christine Stroppel, Sabine Hipp und Guido ...
Die Dorfgemeinschaft Vilsingen macht die weltbesten Hähnchen im Buchenholzgrill (von links): Christine Stroppel, Sabine Hipp und Guido Schlesiger mit den Hähnchen am Spieß. | Bild: Susanne Grimm

Exemplarisch ist die Aussage von Klaus und Martha Löhle aus Frohnstetten, beides versierte Kochprofis: „Wir kommen jedes Jahr hierher, diese Leckereien lassen wir uns nicht entgehen!“

1.200 Kilogramm Mehl und 180 Liter Milch

Wie die Ortsvorsteherin berichtete, hat das Backhausteam für die Dennetle und das Brot 1.200 Kilo Mehl, 30 Kilo Salz, 25 Kilo Hefe und 180 Liter Milch verbacken. Dazu kamen noch 180 Kilo Speck, fast genauso viel Zwiebeln und eimerweise Schmand.

Die Dennetle sind richtig gut!
Die Dennetle sind richtig gut! | Bild: Susanne Grimm

Rund 80 Leute waren in Schichten für die drei Tage eingeteilt, wobei in Dreierschichten auch nachts gebacken werden musste.

170 Kilo Zwiebeln geschnitten

In einem kleinen Kabuff innerhalb des Backhauses waren unter anderem Walter Beck und Marianne Haiss zugange, die Speck-Zwiebelmischung für die Dennetle vorzubereiten. Dazu mussten rund 170 Kilo Zwiebeln geschnitten werden, was in dem kleinen Raum mit dem winzigen, vergitterten Fenster zu nicht unerheblicher Reizung der Tränendrüsen führte. Scherzhaft nannten die beiden ihren Arbeitsraum „Weinstube“ wegen der Tränen oder „Kitchen“, wobei hier trotz der Essensvorbereitung nicht das englische Wort für Küche gemeint war, sondern das deutsche „Kittchen“. „Das hier war früher die Vilsinger Gefängniszelle“, klärte Gerald Balle auf.

17 Vereine stemmen das Fest

Trotz der drei Tage, die mit enormen Vorbereitungen verbunden waren, sah man nur fröhliche Gesichter, egal, ob mit Mehl gepudert und schmandbekleckst wie im Backhaus oder mit Öl gefettet und schweißperlenverziert wie beim Hähnchen- und Bruzzelfleisch braten.

Die Fotowand der Vilsinger Dorfjugend fand großen Anklang bei den Besuchern und Besucherinnen.
Die Fotowand der Vilsinger Dorfjugend fand großen Anklang bei den Besuchern und Besucherinnen. | Bild: Susanne Grimm

Wie 17 Vereine des kleinen Ortes das Fest stemmen, rang Gerlinde Kretschmann Respekt ab. Bei ihrem Rundgang verhehlte sie ihr Staunen nicht: „Das müssen andere erst mal nachmachen!“ Ihre Schwester, wohnhaft in der Kreisstadt, wagte zu behaupten: „Das ist in Sigmaringen nicht möglich!“

Viel Spaß im vollen Festzelt. Auf der Bühne der Laizer Musikverein unter der Leitung von Christine Burkhart.
Viel Spaß im vollen Festzelt. Auf der Bühne der Laizer Musikverein unter der Leitung von Christine Burkhart. | Bild: Susanne Grimm

Der Zusammenhalt funktioniere in den kleinen Ortschaften vielleicht besser, weil man sich hier näher und ein Stück weit auch aufeinander angewiesen sei, meinte sie. Die Menschen freuten sich, Gerlinde Kretschmann zu sehen, mit ihr zu plaudern. Das ließ erkennen, dass sie hier zu Hause ist und dazugehört.

In den Vilsinger Katakomben bei der Mostprobe: Mechthild Schnitzer, Marco Stroppel, Gerlinde Kretschmann und Ortsvorsteherin Viktoria ...
In den Vilsinger Katakomben bei der Mostprobe: Mechthild Schnitzer, Marco Stroppel, Gerlinde Kretschmann und Ortsvorsteherin Viktoria Gombold-Diels (von links) | Bild: Susanne Grimm

Eine besondere Sympathiebekundung wurde den beiden Frauen bei der Stippvisite der Werkstatt von Marco Stroppl zuteil. Die kommt beim Dorffest als Weinstube daher, wo die beiden Frauen nicht nur alkoholfreien Wein kosteten, sondern auch die Stroppelschen Katakomben betreten durften. In dem uralten Gewölbekeller lagert der Hausherr seinen Most, der natürlich nicht unverkostet bleiben durfte.