Siegfried Volk siegfried.volk@suedkurier.de

Die Verbundenheit zwischen Stadt und Kaserne wurde beim Jahresappell des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen nochmals deutlich. Seit sechs Jahrzehnten ist Pfullendorf Garnisonsstandort und dieses Jubiläum wurde 2019 gebührend gefeiert. Höhepunkt war der „Tag der offenen Tür“ im Juni, der 12 000 Besucher in die Kaserne brachte, wie Kommandeur Oberst Albrecht Katz-Kupke sichtlich stolz verkündete.

300 Soldaten angetreten

Rund 300 Soldaten waren zur Vereidigung der Rekruten der Spezialkompanie 2019 angetreten, und etwa 100 Angehörige verfolgte die militärische Zeremonie, die mit dem Einmarsch der Fahnenabordnung startete. Ausdrücklich bedankte sich Oberst Katz-Kupke bei den Rekruten für ihre Bereitschaft zum Dienst an Deutschland, und zwar als Angehörige von Streitkräften, die die längste Friedensperiode in der deutschen Geschichte gesichert haben. Eine sechsköpfige Rekrutenabordnung sprach stellvertretend die Eidesformel, und im Anschluss erklang die Nationalhymne.

Oberst Albrecht Katz-Kupke
Oberst Albrecht Katz-Kupke | Bild: Volk, Siegfried

Kein Mückenschiss

Lob gab es vom Kommandeur für das freiwillige Engagement seiner Soldaten, darunter die Sammlung für die Kriegsgräberfürsorge: „Ich halte den Erhalt der Kriegsgräber und die Unterstützung in der heutigen Zeit, in der man die schwärzesten Stunden deutscher Geschichte als Mückenschiss abtut, für eminent wichtig!“ Angesichts der sich verändernden Welt rückt nach Überzeugung von Katz-Kupke die Landes- und Bündnisverteidigung zurecht wieder in den Fokus und bilde die Leitlinie für die nächsten zehn bis 15 Jahren.

Bedrohung durch Russland und Terrorismus

Klare Worte fand er zur aktuellen Sicherheitslage, bei der man sich einer wie auch immer gearteten Bedrohung durch Russland, durch Terrorismus im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika gegenübersehe. „Dies wird auch absehbar so bleiben, so dass die Bundeswehr in Afghanistan, Mali oder auch im Baltikum präsent sein wird“, sieht der Kommandeur noch weitere politisch unkalkulierbare Größen. „Wie geht es weiter mit Europa, mit der Nato und dem Hauptbündnispartner USA oder dem Partner Türkei?“, fragte er beispielhaft.

Rund 300 Soldaten waren gestern Nachmittag auf dem Antreteplatz zur Paradeaufstellung angetreten.
Rund 300 Soldaten waren gestern Nachmittag auf dem Antreteplatz zur Paradeaufstellung angetreten. | Bild: Volk, Siegfried

„Müssen wachsam bleiben“

Eine beschämende Wertschätzung der Bundeswehr in Teilen der Öffentlichkeit beklagte Bürgermeister Thomas Kugler. Dabei sei diese für den Erhalt der wehrhaften Demokratie unerlässlich. „Wir müssen wachsam bleiben, um Frieden und Freiheit zu sichern“, versicherte der Rathauschef, dass die Bundeswehr in Pfullendorf und der gesamten Region die dafür notwendige gesellschaftliche Akzeptanz habe. Angesichts der komplexer werdenden Sicherheitslage sieht Kugler die Welt in einer unsicheren Phase, verstärkt durch die aktuelle Bündnissituation in der Nato und die Infragestellung der Einsatzfähgkeit der Bundeswehr. „Wir brauchen Taten statt salbungsvoller Worte“, forderte der Bürgermeister, dass die Gesellschaft den Soldaten die für ihre Aufgaben und Einsätze erforderliche Ausstattung „ohne Wenn und Aber“ bereitstellen müsse.

Aus für Sira

In seiner Ansprache verkündete Oberst Katz-Kupke auch das Aus für eine besondere Einrichtung des Ausbildungszentrums – das Simulationssystem für Rahmenübungen, kurz Sira. Dabei handelt es sich um ein Gefechtsübungssimulationssystem für simulationsunterstützte Rahmenübungen auf Bataillonsebene. Sira unterstützt Plan-, Stabs- und Rahmenübungen und arbeitet nach dem Prinzip eines verdeckten Planspieles in Echtzeit. Alle Abläufe eines Gefechts, einer Operation oder Einsatzes können so am Computer verfolgt und später ausgewertet werden. Im November absolvierte das Landeskommando Bayern in Pfullendorf die letzte Sira-Übung. „Wir sind guter Dinge, dass Dienstposten und Personal am Standort verbleiben können“, ergänzte der Kommandeur.