Genau in einem Jahr ist in Ostrach Premiere für das Freiluft-Theaterspektakel "Wenn der Schwarze Vere kommt... Eine humorvolle Räuber- und Liebesgeschichte aus dem Ostrachtal". Macher der Theaterproduktion sind Ewald Reichle, Michael Skuppin und Martin Klawitter. Zwei Kulturschaffende und ein Organisationstalent: Bürgermeister Christoph Schulz nennt sie sein Räuber-Trio. In dem Stück geht es im weitesten Sinne um den Schwarze Vere und seine Räuberbande. "Ich will ihn nicht als Ostracher bezeichnen", sagt Bürgermeister Schulz beim Pressetermin. Doch der Schwarze Vere habe – charmant ausgedrückt – einen Großteil seines Wirkens in Ostrach gehabt.
Der Schwarze Vere hieß bürgerlich Xaver Hohenleiter und war ein berühmt-berüchtigter Räuber. Im Dreiländereck Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen trieb er sein Unwesen. Seine Räuberbande ließ sich schließlich bei Ostrach nieder. Durch die vielen Zuständigkeiten der Herrschaften konnten die Diebe immer wieder über die Gemarkungsgrenzen fliehen. "Eine Grenze war immer etwas Rettendes", berichtet Michael Skuppin. Der Schwarze Vere starb 1819 in Gefangenschaft durch einen Blitzschlag in den Biberacher Siechenturm. Und war seitdem Stoff für unzählige Gedichte, Geschichten, Stücke und Vermutungen. "Es lässt sich kritisch anmerken, dass der Schwarze Vere ein ausgelutschtes Thema ist", sagt Skuppin. Doch in Ostrach soll er der Nagel sein, "den man in die Wand haut, um eine Geschichte aufzuhängen".
Ewald Reichle und Michael Skuppin arbeiten seit eineinhalb Jahren an dem Drehbuch für "Wenn der Schwarze Vere kommt...". Die Feinheiten, die Komik und vielleicht Tragik, des Theaterstücks finden sich in der Region selbst – im Dreiländereck Ostrach. Frotzeleien gebe es immer noch, sagt Skuppin hinsichtlich der räumlichen und emotionalen Grenzen. Sie gehören zum Lokalkolorit.
"Wir brauchen ein humorvolles Stück", berichtet Theatermacher Reichle. Die Zuschauer werden eingebunden. Sie sollen lachen und weinen. Die Großproduktion zeigt, "wie die Menschen waren. Und das ist immer noch in ihnen drin", sagt Reichle, der sich als Exil-Ostracher bezeichnet. Am Schwarze Vere und seiner Bande sind dabei die Stärken und Schwächen interessant. Charakterzüge der Räuber und Ostracher werden persifliert. Zwischen 120 und 130 Darsteller – Hauptdarsteller und Statisten – werden die Ideen von Reichle, Skuppin und Klawitter umsetzen. Bühne wird das Areal zwischen Amtshaus und Zehntscheuer sein. Die Akustik ist dort perfekt. Das weiß Reichle, weil dort 1999 sein erstes Stück aufgeführt wurde. Vorgesehen sind fünf Termine mit je 500 Zuschauern. Premiere ist am 8. Juni 2018. Die Sprechrollen sind besetzt – mit Laienschauspielern, von denen die Mehrheit aus Ostrach stammt. Bei den Statistenrollen ist nach Angaben des Trios noch Spielraum. Viele haben schon Theater gespielt. Aber es gibt auch "Leute, die haben noch nie gespielt", berichtet Reichle. Ihn begeistert diese Vorstellung, das Arbeiten mit den Darstellern, das Entdecken bislang verborgener Fähigkeiten. Im September beginnen die Proben. Im Frühjahr 2018 stehen die Massenproben im Freien an.
Dann wird sich zeigen, welch modernes Volkstheater da auf die Ostracher zukommt. Bindeglied zwischen dem Theater und dem "Rest der Welt" ist Martin Klawitter. Er hat viel Erfahrung mit großen Theaterproduktionen und lässt keinen Zweifel dran, dass das Räuber-Trio aus den Vollen schöpfen wird.
Bürgermeister Schulz: "Es werden ereignisreiche Wochen sein"
- Dreiländereck in Räuberhand: Das Freiluft-Theater "Wenn der Schwarze Vere kommt...Eine humorvolle Räuber- und Liebesgeschichte aus dem Ostrachtal" ist Bestandteil einer Initiative namens "Dreiländereck in Räuberhand". Gemeinsam mit den Gemeinden Riedhausen und Königseggwald konnten dafür Fördermittel aus dem Regionalentwicklungsprogramm Leader gewonnen werden. Die Figur Schwarze Vere und die Ostracher Lokalgeschichte sollen touristisch besser genutzt werden. Mehr Gäste sollen den Weg ins Pfrunger-Burgweiler Ried und das Ostrachtal finden. Einen entsprechenden Beschluss hat der Gemeinderat schon 2016 gefasst. Danach ist einiges passiert: Es sei eine Dachmarke entwickelt worden, sagt Michael Gittinger von der Agentur Gittinger – Neue Medien. Die Internetseite www.schwarzervere.de ist bereits am Netz. Interessierte finden dort erste Informationen zu dem Theaterstück. Ab heute besteht die Möglichkeit, sich für einen Newsletter, regelmäßige digitale Post, zu registrieren. Gittinger zufolge werden zudem Bilder eingestellt, sobald die Proben beginnen. So gewinnen die Ostracher Einblicke in die Produktion. Und ab Anfang Dezember können die Eintrittskarten über die Seite gebucht werden. Nach den Aufführungen im Juni 2018 ist aber noch lange nicht Schluss auf der Internetseite. "Sie soll weiter gepflegt werden", verspricht Michael Gittinger beim Pressetermin.
- Um die Aufführungen herum: Die Gemeinde Ostrach will die Infrastruktur rund um das Theaterstück für ein Veranstaltungsprogramm nutzen. Die Bühne wird für 500 Personen reichen. Es gibt Möglichkeiten zur Bewirtung und Toiletten. Ein kulinarischer Markt wird in Zusammenarbeit mit den Gastwirten entwickelt. Bürgermeister Christoph Schulz spricht zudem von Konzerten und Public-Viewing während der Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Außerdem soll 2018 eine eigene Abteilung für den Schwarze Vere im Museum in Ostrach eröffnet werden. "Es werden ereignisreiche Wochen sein", sagt der Ostracher Bürgermeister. Für jedes Alter soll etwas geboten werden – immer ins Gesamtkonzept Schwarze Vere eingebettet. Die Musikvereine werden ebenfalls eingebunden. Schon alleine für die musikalische Gestaltung der Aufführungen.