Der seit Dezember geltende Lockdown, der nun bis 31. Januar verlängert und teilweise verschärft wurde, bedeutet für immer mehr Betriebe und besonders Selbstständige pure Existenznot. Stolz verweisen Politiker auf finanzielle Unterstützungsprogramme. Der Gastronomie wurde unter dem Titel „Novemberhilfe“ zugesagt, dass die Wirte als Entschädigung für die Schließung ihrer Betriebe 75 Prozent des Umsatzes vom Vorjahresmonat 2019 bekommen. Allein, die Antragsstellung und besonders die Auszahlung der Gelder verzögerte sich immer wieder. So erhielten viele Gastronomen von der „Novemberhilfe“ lediglich eine Abschlagszahlung und für den Monat Dezember ist die Auszahlung für das erste Quartal 2021 geplant.

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„Wirtschaftlich an die Grenzen gekommen“

Dann könnte es für viele Betriebe wohl zu spät sei und deshalb wurde in Pfullendorf eine besondere Unterstützungsaktion zugunsten des Cafés „Moccafloors„ und dessen Betreiberin Aline Witschel gestartet, die wirtschaftlich an ihre Grenzen gekommen ist. Denn von der Soforthilfe wurde bislang nur ein kleiner Abschlag gezahlt, und unter diesen Voraussetzungen ist beziehungsweise wäre das Café nicht mehr lange zu halten.

„Viel Aufwand, aber wenig Ertrag“

Seit Mitte Dezember hat die Unternehmerin sich mit dem Gedanken beschäftigt, das Café zu schließen, denn finanziell wurde es immer enger, wie sie im SÜDKURIER-Gespräch erklärt. Der Betrieb des „Moccafloors„, mitten in der Stadt gelegen und ohne viel Laufkundschaft, war für sie und ihr Team stets eine Herzensangelegenheit – mit viel Aufwand, aber wenig Ertrag. Deshalb wollte Aline Witschel die Notbremse ziehen, bevor sie mit einem Schuldenberg dasteht oder womöglich in die Insolvenz gehen muss.

„Diese Unterstützung hat uns Mut gemacht“

Und das Erstaunliche passierte – viele Gäste hatten von den wirtschaftlichen Nöten „ihres“ Cafés und den Schließungsplänen gehört und baten die Betreiberin, doch weiter zu machen. Erste Hilfen wurden angeboten, wobei Aline Witschel, die stets auf eigenen Beinen stand, es anfangs schwerfiel, diese auch anzunehmen. „Aber diese Unterstützung hat uns Mut gemacht und uns motiviert weiterzumachen“, erzählt die Gastronomin. Einer dieser Unterstützer ist der städtische Kulturbeauftragte Andre Heygster, der das „Moccafloor„ gerne als Veranstaltungslocation nutzt. Gemeinsam mit Witschel überlegte er, „welche Wege nun möglich wären, um die Grundlage der Kulturstätte im Herzen der Innenstadt zu sichern.“

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Ideen wie Crowdfunding oder Gründung eines Fördervereins

So gibt es Überlegungen, das Café mit einem neuen Konzept zu führen; sei es mit Hilfe eines Fördervereins, einer GmbH, einer Genossenschaft oder Ähnlichem. Eine Idee ist, mittels Crowdfunding ausreichend Geld zu sammeln, um den Betrieb am Laufen zu halten, zu stabilisieren und letztlich wirtschaftlich wieder auf festes Fundament zu bringen. Ratschläge und Tipps gibt es auch vom Fachverband Dehoga.

Aline Witschel: „Vielen Dank an jeden der uns mit Gedanken, Worten, Energie oder finanziell unterstützt.“

„Um allerdings das Moccafloor überhaupt zu retten, braucht es sofortige und direkte Hilfe“, macht Andre Heygster deutlich. Dieses Geld soll dazu dienen, Verbindlichkeiten die sich angehäuft haben, zu tilgen und einen Neustart für die Zeit zu ermöglichen, wenn die Rahmenbedingungen es zulassen, das Café und Veranstaltungen wieder zu besuchen. Aline Witschel: „Wir hoffen und wünschen uns, dass es für Cafés und Restaurants einen Weg gibt. Es braucht Energie, Mut, Zuversicht, Lust, Phantasie, und vor allem Geduld und Geld. Wir tun alles, um irgendwann wieder öffnen zu können. Vielen Dank an jeden der uns mit Gedanken, Worten, Energie oder finanziell unterstützt“.