Die Stadt Pfullendorf, die katholische und die evangelische Kirche sowie die Bundeswehr dürfen es als gemeinsame Gastgeber als Kompliment auffassen, wenn die Gäste des Neujahrsempfangs vor dem Eingang der Stadthalle in der Schlange stehen müssen. Etwa 600 Bürger folgten am Samstagabend der Einladung und folgten gespannt den Reden und Grußworten.

Rückblick auf 2024

Den Auftakt des Abends machte Bürgermeister Ralph Gerster mit einem Rückblick auf das alte und einem Ausblick auf das neue Jahr. Gerster zählte zu Beginn die wichtigsten Ereignisse 2024 aus, darunter die Einweihungen der sanierten Feuerwache, der neuen Betriebsgebäude der Technischen Betriebe, der Stadtwerke Pfullendorf sowie der Regionalnetze Linzgau. „Mit diesen Investitionen haben wir nicht nur unsere Versorgungssicherheit gestärkt, sondern auch ein Zeichen für nachhaltiges Wirtschaften und Modernisierung gesetzt“, sagte Gerster.

Er blickte unter anderem auch zurück auf das Public Viewing bei der Fußball-Europameisterschaft auf dem Marktplatz und das Jubiläum der Stadtmusik, die ihr 225-jähriges Bestehen mit mehreren Veranstaltungen gefeiert hatte.

Bürgermeister Ralph Gerster kündigt bei seiner Rede einen Augenarzt an.
Bürgermeister Ralph Gerster kündigt bei seiner Rede einen Augenarzt an. | Bild: Johanson, Kirsten

Und was erwartet die Bürger im Jahr 2025? Gerster teilte mit, dass es der Verwaltung gelungen sei, einen Facharzt für Augenheilkunde gewonnen zu haben. „Der Arzt, der bereits mehrere Augenarztpraxen betreibt, wird noch in diesem Jahr eine neue Praxis in Pfullendorf eröffnen“, so Gerster, der auch das Thema Krankenhaus aufgriff, „dessen Schließung für viele Bürgerinnen und Bürger ein schmerzhafter Einschnitt war“.

Krankenhaus ist ein Thema

Doch der Erhalt des Krankenhauses sei schlichtweg nicht mehr möglich gewesen. „Der Betrieb war wirtschaftlich nicht tragfähig, und die Entscheidung zur Schließung war eine notwendige Sachentscheidung – mit getroffen vom Gemeinderat ohne populistische Zwischentöne, aber stets mit dem Wohl der Stadt im Blick.“ Mit der Übernahme des Standorts durch das Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg bleibe ein genehmigtes Plankrankenhaus erhalten – „ein wichtiger Faktor für die medizinische Versorgung in der Region“, so Gerster weiter.

Wird den Akteuren nicht gerecht

Dann ging Gerster auf ein Thema ein, das ihm am Herzen liegt – den Umgang mit Kritik in sozialen Medien. Der Schultes stellte voraus, dass konstruktive und respektvolle Kritik wichtig und willkommen sei. Aber: „Es begegnen uns zunehmend unsachliche und verzerrte Aussagen und Kommentare, die zumeist anonym oder unter Pseudonym in den Online-Medien platziert werden und dabei ein falsches Bild von Pfullendorf zeichnen, ob bewusst oder unbewusst.“

Diese Art von Kritik schade nicht nur dem Ansehen der Stadt, sie werde auch den vielen Akteuren nicht gerecht, die täglich mit Herzblut an einer lebendigen Innenstadt und für die Gemeinschaft arbeiten würden.

Wissen in die Tat umsetzen

Gerster entgegnet deshalb diesen Kritikern, dass diese Akteure seiner Meinung nach Dank, Anerkennung und Respekt für ihre Arbeit verdienten. „Aussagen wie ,Die Innenstadt ist eine Geisterstadt‘ und die Früher-war-alles-besser Mentalität sind wenig wertschätzend für diejenigen, die sich für die Innenstadt einsetzen.“ Es gebe auch in Pfullendorf die ein oder anderen, die meinen, alles besser zu wissen, aber selten bereit seien, ihr Wissen auch in die Tat umzusetzen.

„Schwarzmalerei und Ewiggestrige bringen uns nicht weiter.“
Ralph Gerster, Bürgermeister

Doch statt auf Probleme oder eine vermeintlich bessere Vergangenheit zu blicken, sollte nach Ansicht des Bürgermeisters der Fokus auf die Zukunft gerichtet werden. „Schwarzmalerei und Ewiggestrige bringen uns nicht weiter.“ Denn, so Gerster, „für die Stadtentwicklung ist es entscheidend, Lösungen zu finden, die genau auf die Besonderheiten Pfullendorfs abgestimmt sind. Standardlösungen, die anderswo funktionieren, greifen hier oft nicht, wie wir leider bereits erfahren mussten“.

Angesichts dessen wurde das Stadtmarketingkonzept ins Leben gerufen – mit dem Schwerpunkt auf die Belebung der Innenstadt. Denn die Innenstadt soll trotz des veränderten Einkaufsverhaltens ein lebendiger Ort der Begegnung und des Miteinanders bleiben.