Es war ein Gänsehautmoment, der sich den Kreisräten am Dienstagabend in der Pfullendorfer Stadthalle bot. Mit Tränen in den Augen und erstickter Stimme verabschiedete sich der Erste Landesbeamte Rolf Vögtle vom Gremium. Den herzlichsten Dank richtete er an seine Frau Marianne: „Es tut gut, dich an meiner Seite zu haben“, sagte Vögtle und genoss anschließend die stehenden Ovationen der Kreisräte.

Zum 1. Mai war er in den Ruhestand gegangen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 25 Jahre in seinem Amt aktiv. „Du warst und bist ein Kind des Landkreises“, sagte Landrätin Stefanie Bürkle in ihrer Laudatio zu dem gebürtigen Meßkircher. Bürkle zitierte Meister Eckhart: „Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen“.

Zuerst sei sie geschockt gewesen von der Ankündigung Rolf Vögtles, sein Amt aufzugeben, doch habe sie begonnen zu verstehen, dass diese Entscheidung die richtige sei.
Bürkle erinnerte an das Jahr 1997, als Landrat Jürgen Binder seines Amtes enthoben worden war. Rolf Vögtle hatte damals bis Oktober 1998 als Landrat fungiert. Danach hatte Dirk Gaerte, der am Dienstag unter den Gästen bei der Verabschiedung Vögtles war, das Amt übernommen. „Der Landkreis war damals in Aufruhr. Es war eine Zeit, in der das Vertrauen in uns als Behörde sicherlich bis ins Mark erschüttert war“ sagte Landrätin Bürkle. Mit Ruhe, Souveränität und Verlässlichkeit habe Rolf Vögtle die schwierige Zeit gemeistert.
Humor und Bescheidenheit waren das, was notwendig war
„Dein Humor und deine Bescheidenheit waren genau das, was damals notwendig war“, betonte Bürkle. Und ergänzte: „Du hast mir immer den Rücken freigehalten in den sieben Jahren, die ich jetzt Landrätin bin.“ Sie bedankte sich für die Loyalität und Freundschaft von Rolf Vögtle und überreichte ein Geschenk.
Idealbesetzung für den Landkreis
Jochen Spieß überbrachte die Abschiedsworte der Kreisräte. „Besonders im Sturm erkennt man gute Seeleute, gerade bei starkem Seegang bemühen sie sich besonders“, lobte Spieß. Für den Landkreis Sigmaringen sei Vögtle eine Idealbesetzung.
„Sie kannten auch jeden einzelnen Mitarbeiter beim Namen und haben diese alle auch immer mit dem Namen gegrüßt“, schilderte Personalratsvorsitzender Günter Kessel. Die Wertschätzung sei eine der schönsten Formen der Anerkennung, führte er aus.

„Bei der Umsetzung der Verwaltungsreform 2005, bei Tierseuchen wie der Vogelkrippe oder BSE, bei der Unterbringung von Flüchtlingen nach der Balkan-Krise in der 90-er Jahren und erneut 2015/2016 bis zuletzt in der Pandemie, als sich Rolf Vögtle um den Aufbau des Kreisimpfzentrums gekümmert hat – immer wenn dieser Landkreis besondere Herausforderungen zu bestehen hatte, hat Rolf Vögtle maßgeblich an der Lösung der anstehenden Herausforderungen mitgewirkt“, sagte Bürkle.
Spannende Jahre ohne Langeweile
„Es waren in der Tat sehr abwechslungsreiche und spannende Jahre, in denen es mir nie langweilig war“, betonte er.