In der Psychosozialen Krebsberatungsstelle (KBS) Sigmaringen ist ein Informationsfilm mit dem vielversprechenden Titel „Wag es“ entstanden. Hierin geht es speziell um an Krebs erkrankte Männer, die erwiesenermaßen die vorhandenen psychoonkologischen Angebote seltener in Anspruch nehmen als Frauen. Auf den Weg gebracht worden ist das Projekt vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätskliniken Mainz unter der Federführung des Epidemiologen Dr. Oliver Baier.

Nur 30 Prozent der Ratsuchenden sind Männer

„Männer sind durch eine Krebserkrankung ebenso häufig psychosozial belastet wie Frauen“, sagte Baier bei den Dreharbeiten in der Sigmaringer KBS. Denn wenn man ihnen im Krankenhaus Unterstützung anbietet, würden sie das ebenso annehmen wie Frauen. Anders sehe das aber im ambulanten Bereich aus: „Nur 30 Prozent der Ratsuchenden in den ambulanten Krebsberatungsstellen sind Männer“. Das konnte die Leiterin der KBS Sigmaringen, Annette Hegestweiler (Psychoonkologin und Diplom-Sozialpädagogin BA) bestätigen.

Vorbereitung für den Filmdreh in der Krebsberatungsstelle Sigmaringen.
Vorbereitung für den Filmdreh in der Krebsberatungsstelle Sigmaringen. | Bild: Susanne Grimm

Um zu untersuchen, was es Männern schwermacht, den Weg in eine Beratungsstelle zu finden, ist in einer bundesweiten Studie geprüft worden, ob und wie ihnen dieser Weg geebnet werden kann. „Ein Versorgungsangebot kann nur wirksam werden, wenn es in Anspruch genommen werden kann“, sagte Fachmann Baier, „das trifft natürlich auch auf die psychoonkologische Versorgung zu“. Es sei schon lange aufgefallen, dass Männer die ambulante psychoonkologische Beratung seltener in Anspruch nehmen würden als weibliche Betroffene, wobei dieser Geschlechtsunterschied im stationären Bereich nicht so auffällig sei.

Interesse bei erkrankten Männern ist vorhanden

Doch Studien hätten gezeigt, dass Bedarf und Interesse bei den erkrankten Männern durchaus vorhanden sei. Welche geschlechtsspezifischen Hürden der Annahme von Krebsberatungsstellen entgegenstehen und wie die Angebote gestaltet sein müssen, um den männlichen Bedürfnissen eher zu entsprechen, sei bereits wissenschaftlich untersucht worden. „Daraus haben wir ein Katalog mit konkreten Maßnahmen entwickelt, wie Männern der Weg in Krebsberatungsstellen erleichtert werden könnte“, sagte Baier. „In der Wag-Es-Studie möchten wir dieses Maßnahmenpaket weiterentwickeln und wissenschaftlich evaluieren“. Diese ausgearbeiteten Maßnahmen sind zunächst von sogenannten Schlüsselpersonen, also Patienten, Angehörige, Entscheidungsträger, Mitarbeiter von Krebsberatungsstellen, Ärzten, Medizinische Fachangestellte, Selbsthilfevertretern und anderen, überprüft und weiterentwickelt worden.

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Die Ergebnisse sind nun in einem Informationsfilm mit dem Titel „Wag es“ verständlich umgesetzt und visuell anschaulich dargestellt worden. Die psychosoziale Krebsberatungsstelle in Sigmaringen hat sich auf den landesweiten Aufruf des Projektleiters hin beworben und ist unter allen Krebsberatungsstellen, die sich für das Filmprojekt beworben haben, ausgewählt worden. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagte Leiterin Annette Hegesweiler. Die Mitarbeiter der KBS haben sich aktiv eingebracht, indem sie die Räumlichkeit zur Verfügung gestellt und Kontakt zu Betroffenen und Angehörigen ermöglicht haben. In dem Film berichtet ein Krebspatient über seine guten Erfahrungen mit der KBS Sigmaringen. Die Leiterin der KBS, Annette Hegestweiler, erläutert in diesem Informationsformat die vielfältigen Aufgabenbereiche der KBS und die möglichen positiven Auswirkungen auf das Leben mit Krebs für Betroffene und deren Angehörige.

Film soll auf den verschiedenen Plattformen gezeigt werden

Der fertige Film wird Anfang 2021 in den dafür ausgewählten Krebsberatungsstellen deutschlandweit auf deren Homepages und Social-Media-Plattformen sowie teilweise in Kinos und anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Zudem werden Behandler wie Ärzte und medizinische Fachkräfte gebeten, diesen Informationsfilm in ihren Praxen und Kliniken beispielsweise in Wartebereichen, abzuspielen. Ziel der Aktion ist, Männern mit einer Krebserkrankung, aber auch jene, die als Angehörige betroffen sind, den Weg in eine Krebsberatungsstelle zu erleichtern.