Blumberg-Kommingen – Die alt-katholische Kirchengemeinde Kommingen feiert am kommenden Samstag, 28. September, ihr 150-jähriges Bestehen. Die Kirchengemeinde umfasst die drei Ortschaften Kommingen, Nordhalden und Uttenhofen. Gemeinsam feiern die Mitglieder mit ihrem Pfarrer Stefan Hesse am Nachmittag um 13.30 Uhr die Geburtsstunde der Gemeinde mit einem Festgottesdienst in der St.-Johannes-Kirche in Kommingen, zu dem auch alle weiteren Interessierten eingeladen sind.

Zu diesem besonderen Anlass empfängt die Gemeinde hohen Besuch: Theologin, Priesterin und Professorin Angela Berlis aus Bern wird die Festpredigt halten. Sie ist keine Unbekannte in Blumberg und besonders auch mit Kommingen sehr verbunden. Als Tochter des Zahnarztes im Ruhestand Dieter Berlis und seiner Frau Elisabeth ist sie in Blumberg aufgewachsen. Nach ihrem Abitur am Fürstenberg-Gymnasium studierte sie alt-katholische Theologie in Bonn und Utrecht und schrieb darin seither mehrfach ein Stück Frauengeschichte.

1988 wurde sie als erste Frau Deutschlands zur Diakonin geweiht. Sie wirkte in den Niederlanden und später in Bonn. Dort leitete sie unter anderem als Direktorin das Bischöfliche Seminar „Johanneum“ und bereitete die Anwärter auf ihr künftiges Amt vor. Einer von ihnen war der heutige Blumberger Pfarrer Guido Palazzari. 1996 erfolgte ein weiteres ganz besonderes Ereignis: Am Pfingstmontag, 27. Mai, weihte Bischof Joachim Vobbe Angela Berlis in der alt-katholischen Christuskirche in Konstanz als eine der ersten beiden Frauen weltweit zur alt-katholischen Priesterin.

Für ihre Primiz nur wenige Tage später am 2. Juni wählte sie bewusst die St.-Johannes-Kirche in Kommingen aus und zelebrierte dort als frisch gebackene Priesterin ihre erste heilige Messe. 1998 promovierte Angela Berlis an der Universität Nijmegen/Niederlande über die Anfänge des deutschen Alt-Katholizismus, dessen Erforschung ihr sehr am Herzen liegt. Mit ihrer Tätigkeit in einem Forschungsprojekt der Universität Tilburg zur Aufhebung der Zölibatspflicht und Einführung der Priesterehe sowie mit zahlreichen Veröffentlichungen über die Ökumene, Alt-Katholizismus-Forschung sowie Frauen- und Geschlechterrolle hat sie ihr Profil als Kirchenhistorikerin weiter geschärft. 2006 wurde Angela Berlis als erste Frau zu einer alt-katholischen Professorin an der Universität Utrecht berufen. Seit 15 Jahren ist sie an der Universität Bern tätig und leitet dort seit 2017 das Institut für Christkatholische Theologie.

Die Chorgemeinschaft Nordhalden-Weil begleitet am Sonntag den Festgottesdienst zum Jubiläum musikalisch. Anschließend findet die Jubiläumsfeier bei Kaffee und Kuchen in der Dorferlebnisscheune in Nordhalden statt. Angela Berlis wird hierbei auch einen Festvortrag halten. Eine Fotoausstellung in den Räumen bietet den Besuchern Einblicke in das Gemeindeleben der letzten Jahrzehnte.

Die Gemeinde kann dabei auf eine lange und teils auch bewegte Geschichte zurückblicken. Bereits am 10. Juni 1873 fand in Nordhalden eine alt-katholische Taufe statt. Staatlich anerkannt wurde die Gemeinde schließlich am 24. August im Folgejahr. Dies ging auch mit dem Nutzungsrecht der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Cyriak einher. Durch Zuwanderung im Laufe der Jahrzehnte verlor die alt-katholische Gemeinde in Kommingen allmählich ihre Mehrheit im Ort und musste die Kirche St. Cyriak 1958 nach 84 Jahren an die römisch-katholische Gemeinde zurückgeben.

Die Alt-Katholiken aus Kommingen, Nordhalden, Uttenhofen und Neuhaus beschlossen daraufhin den Bau einer eigenen Kirche. Unter großen Opfern – jede Familie musste damals 500 Mark spenden – und mit enormem Engagement kam die erforderliche Summe zusammen. Auch das erzbischöfliche Ordinariat gab einen Zuschuss für den Kirchenbau in Höhe von 40.000 Mark, damit die Alt-Katholiken auf ihre Rechte an der Kirche St. Cyriak verzichteten. Nach der Grundsteinlegung am 27. April 1958 weihte Weihbischof Otto Steinwachs am 5. Oktober 1958 zunächst die neuen Glocken, bevor Bischof Johannes Josef Demmel am 14. Dezember 1958 die Kirchweihe vornahm.