Blumberg-Fützen – Die Grundschule Fützen schlägt seit diesem Schuljahr besondere Wege ein: Mit neuem Kollegium und Lernmodell weht gänzlich frischer Wind im Schulhaus an der Zubergasse.

Jahrzehntelang hat sich ein klares Bild in den Köpfen festgesetzt: Der Lehrer als zentrale Hauptfigur vor der Klasse, die in Reih und Glied vor ihm sitzt und aufmerksam seinen Ausführungen lauscht. Diese Art von Unterricht gehört in Fützen spätestens seit Beginn des neuen Schuljahres im September, das mit renovierten Toiletten, neuen digitalen Tafeln und Tablets generell viele erfreuliche Neuerungen mit sich brachte, der Vergangenheit an.

Die Grundschule Fützen ist eine relativ kleine Schule, in der 40 Schüler aus Fützen und Epfenhofen unterrichtet werden: 23 in der kombinierten Klasse eins und zwei sowie 17 in der ebenfalls kombinierten Klassenstufe drei und vier. „Das jahrgangsübergreifende Unterrichten sind wir bereits seit vielen Jahren gewohnt und es hat auch immer recht gut funktioniert“, erklärt Rektorin Regine Meder im Gespräch. „Dennoch hatte ich schon lange das Gefühl, dass hierbei noch Optimierungspotenzial besteht“, fährt sie fort.

Individuelle Förderung

Was schon länger in ihrem Kopf als Idee und Bestreben nach einer Veränderung herumspukte, nahm im vergangenen Jahr konkretere Formen an. Bei einer Fortbildung lernte die Rektorin das Churer Modell kennen. Dieses Modell ist auf die individuelle Förderung der Schüler ausgelegt und soll Lernsituationen schaffen, die Schülern das möglichst eigenständige Erarbeiten von Inhalten auf unterschiedlichen Niveaus gemäß ihren jeweiligen Voraussetzungen ermöglicht. „Das Modell hat mich sofort angesprochen und ich wollte es unbedingt in die Tat umsetzen“, erzählt Regine Meder enthusiastisch und sprüht dabei förmlich vor Begeisterung über die vielfältigen Vorteile und Möglichkeiten.

Mit den beiden jungen Lehrkräften Sarah Tritschler und Carolin Kopp waren die richtigen Mitstreiterinnen gefunden, um die Umstellung auf das Churer Modell anzugehen. Sie hatten die Schule schon als Referendarinnen kennengelernt und während eines Praktikums in Österreich Erfahrung in Familienklassen mit Kindern der Klassenstufen eins bis vier gesammelt.

Das Modell beruht dabei auf vier wesentlichen Bausteinen: Im ersten Schritt wird das Klassenzimmer umgestellt, um vom klassischen Frontalunterricht wegzukommen. Der Raum wird zur Lernlandschaft mit unterschiedlichen Arbeitsplätzen und wirkt als dritter Pädagoge. Der Kreis spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Kreis beginnt jede Stunde mit einer kurzen Einführung durch die Lehrkraft, die maximal eine Viertelstunde dauert und für Einführungen, Wiederholungen und Vertiefungen vorgesehen ist.

Anschließend geht es an das individuelle Arbeiten und Lösen der gestellten Lernaufgaben. Dabei gibt es immer eine Basisstufe als Grundvoraussetzung für alle sowie differenzierte Angebote auf unterschiedlichen Niveaus. „Wir kommen weg vom seitenweisen Abarbeiten hin zu einem freieren Lernen und die Schüler sind dabei sehr motiviert bei der Sache“, freut sich Regine Meder. Nach dem Start im Kreis darf jeder Schüler seinen Platz unter den verschiedenen thematischen Inseln, wie etwa „Lernbüros“ zum selbstständigen Arbeiten, Gruppentische oder Besprechungsecken selbst wählen. „Bei diesem Element lernen die Schüler, die passenden Rahmenbedingungen zu finden und auch, dass nicht immer der beste Freund der ideale Lernpartner sein muss“, erläutert die Rektorin.

In Summe gehe es darum, die Kinder zu motivieren, selbst lernen zu wollen und ihnen zu zeigen, wie sie es richtig tun, so die Rektorin. „Es hat sich viel geändert in der Gesellschaft. Unser Ziel ist es, dass die Schüler wieder selbstständiger werden. Dabei ist es uns aber wichtig, keine Kuschelpädagogik zu betreiben. Die Kinder müssen lernen, sich anzustrengen, und verstehen, dass nicht jeder in jedem Bereich gut sein kann und dass Fehler und Misserfolge zum Lernprozess dazugehören.“

Bis das Churer Modell vollständig eingeführt und rundum gelebt wird, vergehen mindestens drei bis fünf Jahre. Um bei diesem fortlaufenden Prozess am Ball zu bleiben, besucht das Kollegium eine Fortbildung beim Begründer des Churer Modells Reto Thöny. Nach den ersten fünf Wochen seit der Einführung sind die Lehrerinnen jedoch schon sehr zufrieden. Die Kinder seien motiviert, von Elternseite sei auch ein großes Vertrauen spürbar und das Kollegium selbst empfinde bereits positive Veränderungen.