Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) gründet neu eine Lokalgruppe Südbaar, die auch Mitglieder aus Bräunlingen, Donaueschingen und Hüfingen einschließt. Einstimmig wurde Roman Wendel aus Donaueschingen zum Sprecher gewählt. Aufgewachsen in Donaueschingen, führte ihn sein Weg über die Fahrradhochburgen Freiburg und Karlsruhe vor einiger Zeit zurück in die Quellstadt.
Verändert hat sich – aus Fahrradfahrersicht – seit seiner Rückkehr offenbar wenig: „Nur der Autoverkehr morgens und nachmittags hat extrem zugenommen“, beobachtet Wendel. Besonders Schüler würden vermehrt von ihren Eltern zum Unterricht kutschiert.
„Das gab es zu meiner Schulzeit damals in dem Ausmaß nicht. Da sind wir immer zum Fürstenberg-Gymnasium geradelt“, erinnert sich Wendel. Seine Kinder fährt er mit dem Fahrrad in die Kita.
Auch die Radfahrer beschäftigt die Karlstraße
Natürlich treibt auch den ADFC die Diskussion um die Sperrung der Karlstraße um. „Der Autoverkehr dort stört“, stellt der örtliche Sprecher klar. „Als Fahrradfahrer ist man viel schneller unterwegs.“ Er zeigt sich zufrieden mit der temporären Sperrung im Rahmen des Donauquellsommers.

Was ihm aber ein Dorn im Auge ist und was er nicht verstehen kann: „Warum ergreifen die Händler keine Initiative, wenn sie schon unter der Sperrung leiden?“ Wendel schweben etwa Fahrradständer vor den Läden vor. „Da können die Menschen einen halben Meter vor das Geschäft fahren. Näher geht es nicht mal mit dem Auto.“
Fahrrad als Verkehrsmittel begreifen
Seine Devise: Wo keine Infrastruktur ist, werden die Menschen kaum mit dem Rad fahren. „Die Einzelhändler sollten die Fahrradfahrer als Kunden wahrnehmen“, fordert Wendel. Auch er radelt regelmäßig per Lastenrad zum Einkaufen.
Das müsse nicht jeder machen. Aber viele Menschen hätten ein Fahrrad im Keller stehen, das sie gerne am Wochenende benutzen. „Dann solle sich zumindest jeder Gedanken machen, warum er das nicht auch einmal montags für die Fahrt zur Arbeit oder Bücherei nutzen kann“, gibt Wendel zu bedenken.
Die meisten Probleme werden nur von Radfahrern selbst wahrgenommen
Die Stadt Donaueschingen sieht Wendel derweil auf einem guten Weg: „Die Stadt ist gewillt, zu arbeiten.“ Den Nöten von Radfahrern gerecht zu werden, sei ein baulich langer Prozess. Zumal die meisten Probleme nur von den Fahrradfahrern selbst wahrgenommen würden, so Wendel.
Um das zu ändern, hat sich der Donaueschinger Ableger des Fahrradclubs Ende April gegründet. Oberstes Ziel des Clubs sei es, die Sichtbarkeit zu erhöhen. Zum Beispiel durch Piktogramme auf den Straßen, die Autofahrern bewusst machen sollen, dass auf ihrer Straße auch Radfahrer unterwegs sind.
Nachholbedarf ist vorhanden
Nachholbedarf sehen Wendel und seine gut zehn Mitstreiter etwa in der Güterstraße: „Dort endet der Radweg abrupt und wird immer wieder durch Bordsteine gestört“, kritisiert Wendel.
Auch in der Friedrich-Ebert-Straße in Allmendshofen könne noch nachgebessert werden: „Dort hat man um einen Baum herum Betonklötze gesetzt. Das ist ein störendes Detail, das man ganz leicht beheben könnte.“
„Donaueschingen muss keine Fahrradstadt werden“
Dass es dem ADFC nicht um Ideologie geht, will der Donaueschinger klarstellen: „Donaueschingen muss keine Fahrradstadt werden. Wenn die 50 Prozent, die es könnten, mit dem Fahrrad fahren würden, hätten die anderen 50 Prozent auch mehr Parkplätze und weniger Stau.“

Wendel, der auch bei der kürzlich an den Start gegangenen Aktion Stadtradeln mitmacht, versteht die Argumentation, Fahrradfahren sei vor allem etwas für Großstädter, nicht: „Wenn ich in Freiburg zehn Kilometer fahre, bin ich noch immer in der Stadt. Wenn ich in Donaueschingen zehn Kilometer fahre, bin ich schon weit außerhalb. Die Entfernungen sind viel kürzer.“
Was hilft gegen die Vorbehalte?
Was hilft also gegen die Vorbehalte der Menschen gegenüber dem Rad? „Wir brauchen nicht grundlegend mehr Radwege, sondern Verbesserungen an einzelnen Stellen. Dann wird das Rad auch attraktiver“, meint der ADFC-Sprecher. Auch eine Temporeduktion könne an manchen gefährlichen Stellen sinnvoll sein.
Insgesamt fordert Wendel: „Das, was da ist, soll funktionieren.“ Die Verbesserung im Umgang der Verkehrsteilnehmer untereinander sei am schwierigsten umzusetzen. „Das erhöht die Sicherheit am meisten. Aber leider spiegelt sich hier das gesellschaftliche Klima wider.“