Vor 200 Jahren wurde die Gaststätte Linde in Löffingen von Thadä Meßmer eröffnet, und bis heute erfreut sich das Traditionshaus vieler Gäste. Es ist über die Grenzen hinaus bekannt für seine außergewöhnliche regionale und saisonale Küche, ist als Naturparkwirt und Wildkräuter-Restaurant sowie als Drei-Sterne-Gasthaus ausgezeichnet.

Heute ist Koch und Gastronom Michael mit Ehefrau Christina Meßmer in sechster Generation für das traditionsreiche Gasthaus verantwortlich. Bereits im Familienunternehmen mit dabei ist die siebte Generation mit Marc und Anna Meßmer.

Geschichtsträchtiges Haus

Die 200-jährige Geschichte der Linde, die nun das ganze Jahr über mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert wird, ist nicht nur eng mit der Stadt Löffingen verknüpft, sondern auch mit der Region.

1823 war es Thadä Meßmer, Bäcker und Buschwirt, der die jetzige Linde baute. Das Haus wurde mit Steinen aus der ehemaligen Kümmerniskapelle, die hier stand, aufgebaut.

Die Linde wurde auf den Steinen der ehemaligen Kümmerniskapelle gebaut. Christliche Utensilien wie Kreuze findet man noch im Speicher.
Die Linde wurde auf den Steinen der ehemaligen Kümmerniskapelle gebaut. Christliche Utensilien wie Kreuze findet man noch im Speicher. | Bild: Silvia Bächle

1832 bekam Thadä Meßmer die Verleihung durch die großherzoglich-badische Regierung des Seekreises Konstanz, die Linde als Tavernenwirtschaft zu führen. Gab es zuvor nur Bier – damals bis heute Fürstenberg-Bier – so konnte man nun zusätzlich kalte und warme Speisen sowie Wein und gebrannte Wässer servieren. Gleichzeitung wurden Gäste beherbergt und auch für Pferde Unterkunft gegeben.

Anlaufstelle für Pilger und Marktbesucher

Die Linde war für Pilger eine Anlaufstelle, ebenso für Besucher des wöchentlichen Löffinger Kornmarkts. Zur damaligen Zeit, so Marc Meßmer, lagerten im Keller der Linde 24.000 Liter Wein und jeden Montag, der Markttag bis 1901 war, wurde ein Kalb aus der eigenen Landwirtschaft geschlachtet.

Mehrfach ausgezeichnet wurde das Gasthaus Linde in Löffingen.
Mehrfach ausgezeichnet wurde das Gasthaus Linde in Löffingen. | Bild: Silvia Bächle

Vor allem die Küche war bekannt. Uroma Paula erzählte früher ihren Kindern und Enkeln, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg war, als täglich 120 Franzosen zum Mittagessen kamen. „Schon damals begann der kulinarische Ausflug in andere Küchenwelten“.

1959 wurde die Linde durch die Einrichtung einer Heimatstube nicht nur Ort der Kulinarik und Begegnung, sondern auch der Kultur.

Wenn sich heute Seniorchef Rolf – der zusammen mit Ehefrau Ingrid 1971 das Haus übernahm und es zum Hotel umbaute – und der mehrfach ausgezeichnete Küchenchef und Kräuterkoch Michael und Sohn Marc, Hotelmanager, Weinexperte und Social-Media-Experte, zusammensetzen, dann ist fachsimpeln angesagt.

„Der Wandel in der Gastronomie in den letzten 50 Jahren ist enorm“, so Senior Rolf Meßmer. Früher kamen die Gäste vor allem zum Mittagessen. 50 bis 60 Essen täglich wurden serviert, als die Bundesstraße 312 gebaut wurden. Mit den großen Firmen in Löffingen wie Revox, WST, IMS, Cleveland kamen später täglich um die 70 Besucher zum Mittagstisch.

Ein Meister am Herd ist Michael Messmer, der auch Großmutters Rezepte serviert, kreiert mir regionalen Produkten und mit Wildkräutern ...
Ein Meister am Herd ist Michael Messmer, der auch Großmutters Rezepte serviert, kreiert mir regionalen Produkten und mit Wildkräutern verfeinert. In seine Fußstapfen tritt Hotelmanager und Sohn Marc und auch die kleine Rosalie schaut interessiert zu. | Bild: Silvia Bächle

„Heute hat sich dies in den Abend verlagert“, so Michael Meßmer. Der „Kochexperte, der sich für Regionalität mit besonderem Gaumenschmaus einsetzt“, hat sein Können schon mehrfach auch bei Promis unter Beweis gestellt. So gehörte er zur kleinen Koch-Crew, die 2016 und 2018 Politiker wie Landesvater Kretschmann mit ihren Gaumenfreuden in der Deutschen Botschaft in Spanien verwöhnt haben.

Mehr vegetarisch, weniger Alkohol

Nicht nur die Essensvorlieben der Gäste – 40 Prozent der servierten Gerichte sind heute vegetarisch – haben sich enorm gewandelt, heute wird auch viel weniger Alkohol konsumiert. „Ich erinnere mich noch daran, als wir zwei 1000 Liter-Bierfässer hatten“, so Rolf Meßmer. Heute seien alkoholfreie Getränke angesagt.

Stammtische sterben aus

Auch Stammtische gebe es kaum mehr. „Früher hatten wir teilweise am Sonntag zwei Stammtische und am Freitagabend kamen auch immer 16 bis 20 Personen“. Der Wandel in der Gastronomie sei enorm und nicht nur durch den heutigen Personalengpass bedingt.

In der Küche und im Service arbeiten Menschen aus Kasachstan, Ukraine, China, Kroatien und Griechenland Hand in Hand. Und um die Sprachbarrieren und Verständnisprobleme zu überwinden, werden Fotos von den Gerichten angefertigt, damit alle wissen, was zu tun ist.