Große Freude bei Oliver Riester und Hans-Peter Deigner: Die beiden Schwenninger haben für ihren innovativen Antibiotikatest jetzt den Artur-Fischer-Erfinderpreis bekommen. Ihre Geschichte zeigt aber auch, wie steinig der Weg von einer tollen Idee bis hin zum großen Erfolg oftmals ist.

„Wir wussten es bis zur letzten Sekunde nicht“, erinnert sich Hans-Peter Deigner an den Moment bei der Preisverleihung jüngst in Stuttgart – es war erst klar, als plötzlich die Männer von der Hochschule Furtwangen University (HFU) beim ersten Platz in der Kategorie „Freie Erfinder“ aufgerufen wurden.

Einfache Handhabung, schnelles Resultat

Ausgezeichnet wurden Doktorvater Deigner und Doktorand Oliver Riester dafür, dass sie einen Test erfunden haben, der unkompliziert innerhalb weniger Stunden die Wirksamkeit von Antibiotika je nach Patient und Krankheitsbild vorab anzeigen kann – für Ärzte und kranke Menschen könnte dies eine wichtige Entwicklung sein.

Mit diesem kleinen Gerät, produziert vom 3-D-Drucker der Hochschule, kann überprüft werden, ob ein Antibiotikum wirken wird oder nicht.
Mit diesem kleinen Gerät, produziert vom 3-D-Drucker der Hochschule, kann überprüft werden, ob ein Antibiotikum wirken wird oder nicht. | Bild: Burger, Tatjana

Der Erfinderpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Ein hübsches Sümmchen – auf den ersten Blick. Denn um ihr Produkt irgendwann einmal serienreif für den Einsatz in Arztpraxen und Kliniken zu bekommen, werden wohl Millionenbeträge nötig sein, rechnet Hans-Peter Deigner.

Das Patent für Deutschland wurde für das Verfahren inzwischen erteilt – es allein schlug mit 10.000 Euro zu Buche. Die Summe haben die beiden Schwenninger erst einmal privat finanziert. Für ein internationales Patent für die wichtigsten europäischen Länder und die USA werden nochmals etwa 80.000 Euro fällig. „Daher ist das Preisgeld eine hilfreiche und freudige Überraschung“, so Deigner.

Daneben könnte der Erfinderpreis ihnen aber auch die eine oder andere Tür öffnen, hoffen die Forscher. „Wir brauchen Partner, um die Sache weiterzuentwickeln“, weiß Oliver Riester. Die Forscher suchen Investoren für ihr Projekt, stellen Anträge auf Fördergelder bei Land, Bund und EU.

Wofür sie das viele Geld brauchen? Ein Prototyp muss entwickelt werden, der später in Serie gehen kann. Deigner und Riester müssen eine Firma gründen. Vor allem steht noch eine ganze Reihe teurer, klinischer Studien an.

Studie in Zürich läuft derzeit

Eine davon läuft aktuell bereits in Zusammenarbeit mit der Uni Zürich. Das Schwenninger Verfahren wird hier an Patientenurin statt wie bisher an Blutplasma getestet. Dies würde die Anwendung später noch ein Stückchen leichter machen. Die beiden Forscher sind bislang guter Dinge: „Es funktioniert genau so, wie man es gerne hätte“, sagt Oliver Riester.

Hier können mehrere verschiedene Antibiotika gleichzeitig überprüft werden.
Hier können mehrere verschiedene Antibiotika gleichzeitig überprüft werden. | Bild: Burger, Tatjana

Bleibt die Sache mit dem lieben Geld. „Wenn man erst einmal über einer gewissen Schwelle ist, läuft es besser“, glaubt Hans-Peter Deigner. Oder anders ausgedrückt: „Wenn es ins Rollen kommt, startet es durch.“

Aktuell steht allerdings zunächst einmal Klinkenputzen an. Die beiden schreiben Firmen und Institute in ganz Europa an in der Hoffnung, Geldgeber zu finden. Parallel laufen die Vorbereitungen für die Gründung der eigenen Firma – oftmals der Knackpunkt, um überhaupt an finanzielle Hilfe jeglicher Art zu kommen.

Einnahmen dagegen gibt es am Anfang keine. „Da beißt sich die Katze irgendwie in den Schwanz“, so Oliver Riester.

Nicht einfach, aber auch nicht hoffnungslos

Ein paar Firmen, so der 30-Jährige, hätten grundsätzlich bereits Interesse signalisiert. „In anderen Ländern außerhalb von Europa geht es oft viel schneller, dass Firmen mit Potenzial aufgekauft werden“, weiß Hans-Peter Deigner.

Wie auch immer – abschrecken lassen wollen sich die beiden nun preisgekrönten Erfinder auf keinen Fall. Hartnäckig bleiben, lautet ihre Devise. „Es ist nicht einfach, aber lange nicht hoffnungslos“, sagen sie. Und bevor man aufgebe, so Doktorvater Deigner, „fliegen wir lieber mit dem Ding in die USA“.

Fünf Jahre mit Rückenwind und Vollgas

Denn ist das nötige Geld erst einmal beisammen, könnte alles vergleichsweise leicht und schnell gehen. „Das ist dann nicht kompliziert, das zu einem laufenden Produkt zu machen“, glaubt Deigner.

Für die technische Entwicklung des Prototyps rechnen die Schwenninger mit etwa zwei Jahren, bis das neuartige Testverfahren Kliniken und Arztpraxen erobern kann, mit etwa fünf Jahren. „Mit Rückenwind und Vollgas“, sagen sie. Und betonen: „Wir bleiben dran, das ist nämlich etwas Sinnvolles.“