Immer dann, wenn hohe kirchliche Feste anstehen, überkommt Ursula Bäuerle eine innere Unruhe. Seit vier Jahren wohnt sie im Tennenbronner Josefshaus. Dort verbringt sie mit den Bewohnern gemeinsame Stunden. Doch sobald sich Ostern oder wie jetzt Weihnachten nähert, kribbelt es Ursula Bäuerle in den Fingern. Sie hat es sich entsprechend ihrer häuslichen Tradition zur Aufgabe gemacht, für dekorative Abwechslung im Seniorenheim zu sorgen. „Natürlich: Alles alleine machen, das kann ich nicht mehr. Doch liebe Menschen helfen mir dabei“, sagt die inzwischen betagte Hausbewohnerin.

Lebendige Tradition

Es gehörte zur christlichen Tradition im Haushalt der Familie Bäuerle, zu Ostern wie zu Weihnachten den entsprechenden Hausschmuck aufzustellen. So hat sich bei Ursula Bäuerle die Liebe zu selbstgebauten Weihnachtskrippen verfestigt. „Früher bin ich oft unterwegs gewesen, um Weihnachtskrippen als Inspiration anzusehen“, ist von Ursula Bäuerle zu erfahren: „Dabei war ich oft in der Diözese Rottenburg unterwegs und habe viele Krippen angeschaut.“ Im Gespräch erinnert sich die umtriebige Frau: „Ich war in Rust und St. Peter, um dort eine naturgetreue Krippe anzusehen, besonders angetan hat es mir die Wallfahrtskirche Maria Lindenberg bei Buchenbach.“

Bei der von Ursula Bäuerle aufgestellten Weihnachtskrippe handelt es sich um eine „größere Angelegenheit“. Schließlich sind die Gebäude mit den dazugehörigen Figuren im Foyer des Josefshauses um den vom Hausmeister Maik Hoffmann aufgestellten Weihnachtsbaum drapiert.

200 Figuren gehören dazu

Es zeigt sich im Gespräch, dass Ursula Bäuerle auch Unterstützung aus der eigenen Verwandtschaft erhält. „Mein Neffe Michael Fischerkeller vom Johanneshof in Bad Dürrheim unterstützt mich dabei.“ Er fertigt die Häuschen an, „aktuell einen größeren Stall, da ich auch größere Figuren habe.“ Als weitere Helferin ist die Oberkirnacher Nichte dabei. Sie besorgt frisches Moos, um die dargestellten Szenen auszustatten. „Es wird viel Moos benötigt, bis eine lebendige Szene entstehen kann“, sagt Bäuerle aus Erfahrung.

Nachgefragt, wie viele Figuren zur Krippenausstattung gehören, muss sie nicht lange überlegen: „Mit den Personen und Tieren sind es an die 200 Figuren, die zur Verfügung stehen.“ Als Besonderheit weist die Krippenbauerin darauf hin, dass bei ihrer Krippe die Heiligen Drei Könige mit aufgestellt werden. „Sie gehören als Fortsetzung der Weihnachtsageschichte dazu“, ist von Ursula Bäuerle zu hören. Zentraler Punkt ist der Stall mit den dazugehörigen Nebengebäuden. „Auch zwei Springbrunnen sind im Gelände eingebaut – und die funktionieren auch“, ist die Erbauerin stolz.

Lichter dürfen im gesamten Arrangement natürlich nicht fehlen. „Die sorgen für die richtige Stimmung, und ich baue sie selbst in die Landschaft ein.“ Dazu gibt es farbig kodierte Steckerverbindungen, die nacheinander zu verbinden und mit Moos abzudecken sind. „Das Zusammenstecken klappt manchmal nicht so wie in früheren Jahren. Da habe ich ab und zu Schwierigkeiten“, gibt Ursula Bäuerle preis. „Ja, das Alter mache sich bemerkbar. Deswegen bin ich auch dankbar, dass es Helfer gibt, die mich in meiner Tätigkeit unterstützen.“

Dass sich der Aufbau nicht an einem Tag erledigen lässt, wird schnell sichtbar. Zuerst muss der Untergrund aufgestellt, dann die Gebäude und die umgebende Landschaft eingebaut werden. Das ist etwas zeitintensiv, und manche Pause wird notwendig, sagt Bäuerle. Es wird sichtbar, dass nicht bei der Arbeit gehudelt wird. Die Krippenbauerin hat das Aussehen der Krippe im Kopf, weiß genau, welche Figur, egal ob Mensch oder Tier, wo zu stehen hat.

Als Ziel zur Fertigstellung hat Ursula Bäuerle den dritten Adventssonntag ausgegeben. Bis dort soll der Aufbau komplett abgeschlossen sein. Denn an diesem Tag hat sich der Stammtisch der Bürgervereinigung Weierhalde, Linde, Schützen angemeldet, um das liebevoll gebaute Kunstwerk in Augenschein zu nehmen. Ursula Bäuerle freut sich, es in diesem Jahr wieder geschafft zu haben, den Menschen im Josefshaus vielleicht eine Freude über die Weihnachtszeit bereiten zu können.